Kom(m)ödchen macht was mit Menschen
Am kommenden Donnerstag hat das neue Ensemblestück im Kom(m)ödchen Premiere. Eine kurze Kostprobe gab es schon vorab.
Rainer nennt Frank „AfD-Autoschieber“. Katharina findet, dass Rainer ein „linksradikaler Zausel“ ist und ihr Mann Nils ein „Riesenbaby“. Für Frank führt der Weg zum Erfolg über Unglück und Härte. Nils plädiert für Spaß. Im Klassenraum prallen vier Lebenswelten aufeinander. Rauskommen soll bei diesem Treffen eine Abirede für die hochschulreifen Sprösslinge der drei Männer und einer Helikopter-Mutter. „Irgendwas mit Menschen“ nennt das Kom(m)ödchen seine neueste Eigenproduktion, die ab kommenden Donnerstag auf der Altstadt-Bühne zu sehen ist.
Wer das Ensemble aus dem Vorgänger „Deutschland gucken“ kennt, kann sich ausmalen, wem das Autorentrio Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode welche Rolle auf den Leib geschrieben hat: Mit dem Düsseldorfer Autohausbesitzer steigt Heiko Seidel wieder ein ins Geschäft der rheinländischen Selfmademen mit Hang zum Größenwahn. Maike Kühl verliert als Katharina jede Lockerheit, wenn sie schrill über die Zukunft ihrer Kinder schwadroniert. Bei Martin Maier-Bode ist das Cordsakko mit Friedenstaube als Lehrer Rainer Programm, während Daniel Graf sich in gelben Turnschuhen als Nils lieber Adventure-Apps hingibt als den apokalyptischen Szenarien seiner Frau.
„Wir vereinen die Tugenden des Theaters und des Kabaretts“, erklärt Regisseur Hans Holzbecher das Konzept. Die politischen Inhalte liegen für ihn in den Figuren, in den Haltungen, mit denen die Darsteller agieren. „Damit vermengt sich die Aktualität mit dem Fiktionalen.“
Auch diesmal wird es wieder so sein, dass vor allem Ensemblemitglied Maier-Bode vor den Vorstellungen Aktuelles für den Abend verarbeitet. „Wir haben uns diesmal bereits mit dem Plot ein deutlich politisches Thema gesetzt“, sagt Maier-Bode. In welcher Form die vier zum Beispiel das deutsche Bildungssystem aufs Korn nehmen, davon geben sie mit einer kurzen Szene einen Vorgeschmack: In der Kultusministerkonferenz melden sich die einzelnen Bundesländer wie bei der Bundesligakonferenz im Radio lautstark zu Wort. Massiver Unterrichtsausfall in Dortmund, Schuldurchlässigkeit wie eine Stahlbetonwand in Bayern und Nordkorea-Unterrichtsmethoden in Leipzig. Die Stimmen der vier Kommentatoren überschlagen sich, schreien gegeneinander an und die Ungeheuerlichkeiten aus dem Schulalltag nehmen einem beim schnellen Folgen fast den Atem.
„Irgendwas mit Menschen“ wird im Kom(m)ödchen „Deutschland gucken“ ablösen. Die drei anderen Ensemble-Stücke „Couch“, „Sushi“ und „Freaks“ laufen weiter. Für Kay Lorentz macht die Erfolgs-Mischung der Kabarett-Bühne Eigenproduktionen und Gastspiele im Hälfte-Hälfte-Verhältnis aus. Drei Jahre lief „Deutschland gucken“ ausverkauft in Düsseldorf und bei 91 Gastspielen — auch international. „100 000 Zuschauer haben die Produktion gesehen. Das legt die Messlatte für unser neues Stück ziemlich hoch.“ Lorentz zeigt sich unerschrocken. Er weiß von Besuchern, dass sie mehr als einmal die gleiche Vorstellung anschauen. Über sein Ensemble sagt er: „Das sind Koryphäen. Die Menschen lieben sie.“ Intelligenz und Schabernack, das charakterisiere den typischen Ensemblestil des Kom(m)ödchens.