Heine-Uni: Junge Ärzte gegen Hungerlohn

Düsseldorfer Medizinstudenten fordern eine angemessene Bezahlung im Praktischen Jahr.

Düsseldorf. Plötzlich wurde alles weiß. 350 in Kittel gekleidete Medizinstudenten aus Düsseldorf versammelten sich pünktlich um 8 Uhr vor der MNR-Klinik. Hand in Hand machten sie sich auf den Weg zur Chirurgie. Ein Flashmob als stiller Protest.

Mit dieser im Internet verabredeten Aktion forderten die Studenten eine höhere Aufwandsentschädigung für Mediziner im Praktischen Jahr (PJ). „Es ging uns darum, Aufmerksamkeit zu erregen und ein Zeichen zu setzen“, erläutert Nadja Dobrowolski, stellvertretende Vorsitzende der Fachschaft Düsseldorf.

Das PJ ist ein Pflichtteil des Medizinstudiums kurz vor dem zweiten Staatsexamen, in dem die Studenten ihr bisher theoretisch erworbenes Wissen zum ersten Mal in die Praxis umsetzen können.

Jonathan Brück, der sein PJ gerade beendet hat, erinnert sich: „Es ist ein Vollzeitjob. Teilweise habe ich bis zu elf Stunden gearbeitet.“ Er wurde von der Uniklinik mit einem Essensgeld von 200 Euro pro Monat entschädigt.

„Von 200 Euro kann man in Düsseldorf keine Miete bezahlen“, bemängelt Nora Vogt, Vorsitzende der Fachschaft. „Die meisten Leute schaffen es nicht, noch einem Nebenjob nachzugehen.“

Daher fordert die Fachschaft ein Mindestgehalt von 400 Euro im Monat. Diese Erwartungen sind im Vergleich mit anderen Unis in NRW hoch. Die Uniklinik Aachen bezahlt ihren PJ-lern derzeit 229 Euro, die Uniklinik Köln 300 Euro pro Monat.

Dagegen verdient man in der Schweiz zwischen 780 bis 1400 Euro im Monat, ein Grund dafür, dass immer mehr Studenten beabsichtigen, ihr PJ im Ausland zu absolvieren.

Studiendekanin Stefanie Ritz-Timme kann die Gründe für den Flashmob kaum nachvollziehen: „Es existiert bereits eine Arbeitsgruppe, die Möglichkeiten prüft, den PJ-lern mehr Geld zu bezahlen.“ Dabei sei die große Frage, woher das Geld kommen soll. „An anderer Stelle zu sparen, würde die Qualität unserer Ausbildung senken. Dafür nehmen wir unseren Lehrauftrag einfach zu ernst“, erklärt die Dekanin.

Sie empfinde die Studenten als extrem ungeduldig. Bis vor zwei Jahren habe es kaum eine Vergütung gegeben. „Die Idee kam von umliegenden Lehrkrankenhäusern, die damit PJ-ler von den Unikliniken abwarben.“ Dadurch hätten die Studenten natürlich gemerkt, dass sie gefragt sind. Ritz-Timme betont: „Wir suchen nach einer nachhaltigen Lösung, das braucht nun einmal Zeit“.