Literatur „Helenas Verfolger“: Sabine Giesen hat einen neuen Krimi geschrieben
Düsseldorf · Das zweite Buch der Düsseldorfer Autorin handelt von Medikamententests in der Pharmaindustrie.
Der Obdachlose Karl wird tot aus dem Rhein geborgen. Seine Verlobte Helena fühlt sich von der Polizei im Stich gelassen. Sie beginnt auf eigene Faust, mit Hilfe von Karls Bruder Jakub, dort zu ermitteln, wo Karl zuletzt war: er war Teilnehmer an einer Pharmastudie. Während der Studie erkranken Probanden schwer oder verschwinden spurlos. Als sie im Keller des Instituts tote Probanden finden, wird Jakub und Helena klar, dass sie sich in Lebensgefahr befinden. Sie beschließen, aus dem Institut zu fliehen. Eine fremde Frau, Anna, hilft Helena bei der Flucht. Doch Annas Leben wird ab diesem Moment nicht mehr wie bisher sein.
In „Helenas Verfolger“, dem zweiten Krimi von Sabine Giesen, ist schon auf den ersten Seiten klar, dass sich Helena und Jakub in Gefahr befinden. Den Perspektivwechsel, der bereits gut im ersten Roman funktioniert hat, nutzt Sabine Giesen auch in „Helenas Verfolger“. Der Leser erfährt aus verschiedenen Blickwinkeln, wie es den Teilnehmern dieser Pharmastudie ergehen kann und welche Interessen dahinterstehen, dass die Studie trotz tödlicher Folgen nicht abgebrochen wird. Dabei lässt Giesen die Leser nah ran an die einzelnen Protagonisten, deren Beweggründe mal das kranke Enkelkind oder einfach nur der schnöde Mammon sind.
Giesen hat zuvor zu Medikamententest recherchiert
„Ich bin durch verschiedene Medienberichte auf das Thema Pharmastudien aufmerksam geworden“, sagt Sabine Giesen. Zum Beispiel durch Berichte über Medikamententest in der DDR, bei denen man davon ausgehen muss, dass die Beteiligten nicht wussten, dass sie Versuchskaninchen waren. Oder Tests, die in Indien oder Nigeria gemacht werden, weil die Armut dort so groß ist und die Menschen sich bereitwillig als Probanden zur Verfügung stellen. „Ich habe mir überlegt, wer in Deutschland wohl an den von mir beschriebenen Tests teilnehmen würde, und bin bei Obdachlosen gelandet“, erklärt Giesen die Wahl der Charaktere.
Ursprünglich hatte Giesen nichts mit der Schriftstellerei zu tun. Die 54-Jährige wurde in der Eifel geboren und wuchs in Velbert auf, hat in Wuppertal studiert und in Mettmann als Betriebs- und Verwaltungswirtin gearbeitet. Giesen lebt seit 35 Jahren in Düsseldorf. 2012 hat sie angefangen, Romane zu schreiben. „Meine Mutter hat mir immer ausgedachte Geschichten erzählt“, sagt Giesen.
Als sie später selbst lesen konnte, hat sie sich neue Enden für Bücher ausgedacht. Aber erst seitdem sie aufgehört hat zu arbeiten, kann sie sich völlig dem Schreiben widmen. Dabei folgt sie keiner strikten Routine, sondern fängt am Vormittag an, macht nachmittags eine Pause und setzt sich abends noch einmal an den Schreibtisch, um weiterzuschreiben.
Ihr erstes Buch „Das Gelübde“, ein Eifel-Thriller, wurde stark von dem Umfeld geprägt, in dem ihr verstorbener Ehemann aufgewachsen ist. In dem Thriller thematisiert Sabine Giesen die Gepflogenheiten eines streng katholischen Elternhauses und den Zwang der Konventionen, unter denen Dorfbewohner noch stärker leiden als Menschen, die in der Stadt leben. In dieser Umgebung mutiert einer der Protagonisten unter dem Deckmantel eines biederen Staubsaugervertreters zum Serienmörder.
Giesen schreibt bevorzugt aus mehreren Perspektiven
„Das war eine schwere Geburt“, erinnert sich Giesen. Sie habe sich schließlich für mehrere Perspektiven entschieden, damit sich der Leser in die Person hineinversetzen kann. „Es sollte keine klassische ‚Who-done-it’-Geschichte werden, sondern ich wollte zeigen, wie sich der Serienmörder durch das Umfeld entwickelt“, sagt Giesen, die überzeugt ist, dass „wir alle aus der Emotion heraus Gewalt anwenden können.“ Interessant sei, ab wann das der Fall ist, wie zum Beispiel im Krieg.
Im nächsten Buch begibt sich Giesen auf eine Reise: „Es wird um einen Rachefeldzug in Form eines Roadmovies gehen“, sagt sie. Der Roman soll in Deutschland spielen und auch hier wird die Schriftstellerin der Frage nachgehen, warum Menschen so sind, wie sie sind.
„Helenas Verfolger“ von Sabine Giesen ist in der Edition Oberkassel erschienen und kostet als E-Bbook 7,99 Euro. ISBN: 978-3-95813-1644