Düsseldorf Himmelgeister Deich kann vorerst nicht besser geschützt werden
Düsseldorf · Himmelgeist Die Deichsanierung des Rheinbogens soll in vier bis fünf Jahren beginnen. Bis dahin gibt es keine praktikable Lösung, den Deich bei einem Hochwasser zu ertüchtigen.
Der Rhein umschließt Himmelgeist in einem Bogen, der Stadtteil ist quasi von drei Seiten vom Fluss eingeschlossen. Durch diese Lage ist Himmelgeist immer wieder vom Hochwasser betroffen. Anfang Februar stieg der Rheinpegel auf knapp acht Meter und flutete Wiesen von am Fluss gelegenen Grundstücken in Himmelgeist. Angesichts der Hochwassergefahr will die Stadt Düsseldorf den Deich sanieren. Auf einer Länge von etwa 650 Metern soll die Hochwasserschutzanlage auf der rechten Uferseite an der Himmelgeister Landstraße erhöht und ihr Aufbau an die aktuelle Hochwasserschutz-Technik angepasst werden. Die Umsetzung zieht sich inzwischen seit über 25 Jahren hin.
Alle angedachten Maßnahmen sind logistisch nicht umsetzbar
Die Sanierung des Himmelgeister Rheinbogens soll in vier bis fünf Jahren starten. Um Himmelgeist und Itter in dieser Zeit vor einem Extremhochwasser zu schützen, hatte der Rat der Stadt Düsseldorf die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, welche temporären Maßnahmen zum Schutz des Deiches ergriffen werden können. Im Bauausschuss informierte der Stadtentwässerungsbetrieb am Dienstag, dass alle angedachten Maßnahmen logistisch nicht umsetzbar sind.
Dabei geht es um zwei verschiedene Maßnahmen: die Herstellung der Standsicherheit des Mickelner und Itter Deichs sowie die Erhöhung der Schutzhöhe des Mickelner Deichs. Die Analyse der Standsicherheit ergab, dass sowohl für den Mickelner wie auch den Itter Deich die Gefahr besteht, dass bei Extremhochwässern Sickerwasser austritt. Um den Deich zu sichern, rechnen die Experten mit einem Vorlauf von 48 Stunden. In dieser Zeit wären bis zu 18 000 Tonnen Sand-Kies-Gemisch erforderlich, um die Standsicherheit zu gewährleisten. „Die Anlieferung, das Verteilen und das Verdichten sind nicht umsetzbar“, sagt Ingo Noppen, Technischer Betriebsleiter des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf, der dennoch keinen Anlass zur Sorge sieht.
Aber nicht nur logistisch scheidet die Lösung aus, Bodenmassen aufzubringen. Bei einem Hochwasser besteht die Gefahr, dass der Boden hinter dem Deich, die sogenannte Berme, so durchweicht wird, dass sie weggespült wird. Dann könnten keine Lkw mehr darauf fahren. Gegen eine Umsetzung der Maßnahme vor einem Extremhochwasser spricht, dass sie ein förmliches Genehmigungsverfahren sowie umfangreiche Grunderwerbshandlungen erfordern würde. Auch würde die Maßnahme nicht vom Land NRW gefördert.
Feuerwehr empfiehlt den Einsatz von Sandsackersatzsystemen
Zusätzlich besitzt der Mickelner Deich Defizite bei der Schutzhöhe, so dass Wasser über die Deichkrone laufen kann. Um die mögliche Überflutung zu verhindern, könnten Sandsäcke zur Erhöhung der Deichkrone um etwa 50 Zentimeter zum Einsatz kommen. Hierfür wären 500 Tonnen Sand, 28 000 Sandsäcke, Sandsackbefüllanlagen, 100 Helfer, Gabelstapler, Gitterboxen und Lkw erforderlich. Da es sich bei einem Extremhochwasser um einen Katastrophenfall handelt, sei davon auszugehen, dass die Einsatzkräfte bereits an vielen anderen Orten gebunden sind, so der Stadtentwässerungsbetrieb.
Aus diesem Grund empfehlen die Fachabteilung und die Feuerwehr den Einsatz von Sandsackersatzsystemen, wie dem weniger personalintensiven Schlauchsystem. Für eine Erhöhung der Deichkrone um etwa 45 Zentimeter würden dann nur zwei Lkw, drei Container, zwölf Personen sowie drei große Pumpen, die die Feuerwehr bereits besitzt, benötigt. Das könnte nach Ansicht der Verwaltung im Falle eines Hochwassers zum Einsatz kommen. Die Ertüchtigung der Standsicherheit wird aufgrund der hohen Materialmengen und der logistischen Hürden nicht empfohlen.
Deshalb lautet die Lösung im Falle eines Extremhochwassers: „Evakuierung“, sagt Noppen. Im Fall eines Hochwassers sei diese sinnvoller als Bodenmassen aufzubringen. Den Anwohnern von Himmelgeist bleibt bis dahin also nur zu hoffen, dass der Rheinpegel in den kommenden Jahren nicht auf Hochwasserniveau klettert.