DEG nach dem Abbruch der Eishockey-Saison „Das müssen wir erst mal verdauen“

Düsseldorf · Die Deutsche Eishockey Liga hat ihre Play-offs wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt. Das ist für die DEG nicht nur sportlich bitter, auch wirtschaftlich trifft das plötzliche Saisonende den aufstrebenden Klub hart.

 DEG-Verteidiger Bernhard Ebner am Boden. Das passt zur Laune im deutschen Eishockey.

DEG-Verteidiger Bernhard Ebner am Boden. Das passt zur Laune im deutschen Eishockey.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Man könne nur „Aufpassen und Hoffen“ hat Niki Mondt am Sonntagnachmittag in Nürnberg gesagt. Da stand der Manager der Düsseldorfer EG nach dem letzten Hauptrundenspiel seiner Mannschaft draußen vor der Halle. Gut gelaunt war er, der 41-Jährige. Zwar hatte die DEG bei den Ice Tigers trotz einer 2:0-Führung noch 2:3 nach Verlängerung verloren, ihren schönen fünften Platz in der Deutschen Eishockey Liga aber gehalten. Deswegen sollte sie in der kommenden Woche gegen die Eisbären Berlin in die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft starten.

Ein guter Gegner sei das, attraktiv für die Zuschauer noch dazu, hieß es von Spielern, Trainern und Offiziellen. Doch zu all der Vorfreude gesellte sich auch ein wenig Skepsis. Einige Stunden zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seinen Kollegen in den Ländern empfohlen, sämtliche Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu beenden. Doch entschieden war noch nichts, also bliebe einem Eishockeyverein eben nichts anderes übrig als „Aufpassen und Hoffen“.

Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten

Zwei Tage später wurde aus der düsteren Vorahnung Gewissheit. Bereits am Dienstagmittag hatten NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann angekündigt, der Empfehlung aus Berlin zu folgen und einen Erlass an die örtlichen Gesundheitsbehörden zu erteilen, Großveranstaltungen zu verbieten. Am frühen Abend gab die Deutsche Eishockey Liga dann das bekannt, was längst jeder geahnt hatte: Die Saison 2019/20 wird mit sofortiger Wirkung beendet, die Play-offs fallen aus, ein Meister wird nicht gekürt.

Stefan Adam hatte das natürlich schon ein paar Stunden zuvor gewusst. Während der Pressekonferenz von Laschet und Laumann saß der Geschäftsführer der DEG bei einer Krisensitzung im Rathaus, auch Vertreter der Fortuna waren vor Ort, die ihr Fußball-Bundesligaspiel am Freitag gegen Paderborn ohne Zuschauer austragen müssen.

Doch verarbeitet hatte Adam die Nachricht auch am Abend noch nicht. „Ganz, ganz bitter, eine Riesenenttäuschung und total frustrierend für alle Beteiligten“ sei der Ausfall der Play-offs, sagte ein sichtlich bewegter Geschäftsführer, „insbesondere für die Fans, aber auch die Spieler, die Trainer, die Betreuer, die Mitarbeiter — man arbeitet das ganze Jahr auf die Play-offs hin“.

DEG war „in einer Topverfassung“

Das gelte nicht nur für die sportliche Situation, die so gut ist wie seit Jahren nicht. Die DEG spielte bis auf eine kurze Schwächephase im Herbst und trotz einer üblen Verletzungsserie eine starke Saison. Erst in den vergangenen Wochen hatte sie bewiesen, dass sie auch die Spitzenteams der Liga schlagen kann, sie sei „noch mal richtig stark“ gewesen, sagte Adam, „wir waren in einer Topverfassung und hätten eine gute Chance gehabt, gegen die Eisbären zu bestehen“.

Doch mindestens genauso schwer wiegt der wirtschaftliche Verlust. Die DEG lockte in der Hauptrunde 8642 Zuschauer im Schnitt an – der beste Wert seit mehr als 20 Jahren. Auch bei den Sponsoren gab es stetige Zuwächse. In den Play-offs — in denen die Aufmerksamkeit für das Eishockey so groß ist wie sonst nie — sollte nun die Krönung mit mehreren ausverkauften Spielen folgen. Zumal sie in den Eisbären „einen namhaften Gegner hatte, wir hätten eine Euphorie entfachen können“, sagte Adam.

Die DEG verliert mehrere hunderttausend Euro

Zwar wollte der Geschäftsführer nicht genauer auf die wirtschaftlichen Folgen des Saisonabbruchs eingehen, aber man darf davon ausgehen, dass die DEG mehrere hunderttausend Euro verliert. Bei einem einstelligen Millionenetat ein schmerzhafter Verlust. Hätte sie gar das Halbfinale erreicht, die Zeiten, in denen sie vor allem von der Gunst ihrer Gesellschafter abhängig war, hätten beendet sein können. Doch daraus wird nun nichts.

Stattdessen geht es in den nächsten Tagen nun an unangenehme Themen: Sie muss den Fans, die bereits Tickets gekauft hatten, das Geld zurückerstatten. Sie muss sich Gedanken darüber machen, ob Prämien an die Spieler ausgezahlt werden. Und kann es unter den aktuellen Veranstaltungsverboten überhaupt eine Saisonabschlussfeier geben? Alles Sachen, die sie noch nie erlebt hat, weil es eine solche Situation noch nie gab. „Es wartet eine Menge Arbeit auf uns, viele Themen und Baustellen, die wir noch gar nicht auf dem Schirm hatten“, sagte Adam, „normalerweise freut man sich ja auf Herausforderungen und geht sie mit viel Motivation und Energie an, aber das muss man erst mal verdauen.“