Duell der Gegensätze DEG bittet „verwundete“ Pinguine zum letzten Derby
Düsseldorf · Die sportliche Zukunft des KEV ist vorerst sicher. Der DEG fehlt nur ein Sieg für die direkte Viertelfinal-Qualifikation.
Im Gegensatz zu den aktuell achtplatzierten Nürnberg Ice Tigers am Sonntag (14 Uhr) spielt der Gegner im abschließenden Hauptrunden-Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) aus tabellarischer Sicht um nichts mehr. „Trotzdem sind beide Spiele hart. Wenn es nicht um einen Tabellenplatz geht, dann geht es um die Ehre“, weiß Harold Kreis. „Deshalb ist keine der beiden Aufgaben einfacher.“ Der Cheftrainer der Düsseldorfer EG und sein Team möchten mit einem Heimsieg gegen die Krefeld Pinguine im mit über 13 000 Zuschauer nahezu ausverkauften Dome endgültig die direkte Qualifikation für das Play-off-Viertelfinale in der Deutschen Eishockey Liga klar machen. „Dazu brauchen wir erneut die Bereitschaft, hart ans Limit zu gehen. Das hat uns durch die Saison getragen. Diese Tugend, gekoppelt mit Abgeklärtheit und Effizienz brauchen wir — auch in den Play-offs“, erklärt der 61-Jährige.
Der Gegner ließ diese Tugenden über weite Strecken einer aus Krefelder Sicht völlig verkorksten Saison vermissen. Von Play-off-Hoffnungen hatten sie sich in der Seidenstadt schon früh verabschiedet. Doch immerhin scheint die sportliche Zukunft in der DEL nach einer monatelangen Hängepartie über das Saisonende hinaus gesichert.
Die Firma Energy Consulting Europe (ECE) in Person von Mikhail Ponomarew hat ihre Gesellschafteranteile von rund 46 Prozent am Eishockey-Erstligisten Krefeld Pinguine Anfang Februar verkauft und den Verein so vor der Insolvenz gerettet. Mit dem Ausstieg des ungeliebten Geschäftsmanns wurde die Voraussetzung für den Einstieg eines neuen Investors geschaffen. Ponomarews Anteile gehen in den Besitz von Mitgesellschafter Dirk Wellen über, einem sehr engen Vertrauten von Pinguine-Geschäftsführer Matthias Roos.
Durch Chaos im Klub ging viel Zeit für die Kaderplanung verloren
Über Details von Ponomarews Ausstieg, der sich einst auch bei der DEG engagierte und nach viel Ärger sowie viel Getöse im Frühjahr 2016 seine Anteile dort abgab, wurde Stillschweigen vereinbart. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Russe mindestens die 345 000 Euro zurück erhält, welche er seinerzeit für den Erwerb der Anteile in Krefeld gezahlt hatte. Vielleicht auch mehr, schließlich drängte bei den Pinguinen die Zeit. Bis zum 15. Februar mussten alle Unterlagen zur Beantragung einer Lizenz für die Saison 2020/21 in der Deutschen-Eishockey-Liga (DEL) eingereicht sein.
Doch wie konnte es beim KEV überhaupt derart kritisch werden? Bereits Ende September hatte Geschäftsführer Roos erklärt, dass der Verein in finanzielle Schieflage geraten wird, sollte Ponomarew nicht endlich seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Nicht nur das, Roos nannte Ponomarews Verhalten gar „respektlos und an Unzuverlässigkeit kaum mehr zu überbieten“. Daraufhin ließ Ponomarew verlauten, dass er zu keiner Zeit irgendwelche Gelder versprochen habe. Zudem warf er den Pinguinen vor, bei der DEL falsche Angaben im Lizenzantrag für die aktuelle Saison gemacht zu haben. Was folgte, war eine monatelange „Schlammschlacht“ mit immer neuen Beschuldigungen, ergebnislosen Gesellschafterversammlungen und geplatzten Notarterminen. Ponomarew wurde für alle zum Buhmann.
Nicht wenige stellten sich die Frage, warum Hauptgesellschafter Wolfgang Schulz, der das Eishockey in Krefeld seit vielen Jahren finanziert, sowie Roos nicht aus dem Chaos beim Nachbarn DEG ihre Lehren gezogen haben? Auch der drohte 2016 das Aus, weil Ponomarew nichts zahlte. Der damalige Geschäftsführer Paul Specht hatte es dazu ebenso versäumt, schriftliche Verträge zu fixieren — wie nun auch die Pinguine.
Schulz holte Ponomarew für die Pinguine trotzdem ins Boot, da er einen Nachfolger suchte, der den defizitären Sport finanziert. Ein Fehler, der den KEV in akute Not brachte. Doch es bleibt die Frage, wie es weiter geht. Aktuell müssen die Pinguine Verbindlichkeiten von etwa 400 000 Euro begleichen, insgesamt beläuft sich ihr Finanzloch sogar auf rund 1,1 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass drei Monate verloren worden sind, um die neue Saison zu planen. Zeitdruck und der wohl schmalste Etat aller DEL-Klubs lassen keinen Kader erwarten, der von Sieg zu Sieg eilen wird. Ausgerechnet ab nächster Saison aber wird es wieder einen Absteiger geben.
Keine guten Aussichten für das Krefelder Eishockey. Am Freitag möchten sie aber noch mal ein Ausrufezeichen setzen und die DEG im letzten Derby der Saison ärgern. Dass die Düsseldorfer den abgeschlagenen Nachbarn unterschätzen, ist nicht zu erwarten. Schließlich sei sein Team bereits „seit Wochen im Play-off-Hockey-Modus“, wie Kreis sagt. Der soll auch gegen die Pinguine gelten.