Neuer DEG-Stürmer Lucenius verändert die Statik der DEG
Düsseldorf · Der neue Finne hat nicht nur auf seine eigene Sturmformation positiven Einfluss. Durch die immer besser werdende dritte Reihe werden auch die anderen entlastet.
Am Mittwochmorgen hatten die Mitarbeiter der DEG-Pressestelle eine angenehme Aufgabe. Da durften sie eine Meldung in die sozialen Netzwerke stellen, die ausschließlich für gute Laune sorgen würde. „Play-off-Vorverkauf hat begonnen“, lautete die Überschrift. Weil die DEG ihren Platz in der Endrunde der Deutschen Eishockey Liga bereits sicher hat.
In welcher Runde die Düsseldorfer in die Play-offs einsteigen, steht zwar noch nicht fest, aber es sieht sehr nach Viertelfinale aus. Vier Spieltage vor Schluss steht die DEG auf Rang fünf, mit fünf Zählern Vorsprung auf Platz sieben. Möglich machen das sieben Siege aus den jüngsten neun Spielen, zuletz gab es ein 6:2 beim Meister Mannheim und ein 3:2 beim Tabellenführer München.
Noch sei natürlich nichts erreicht, gibt Trainer Harold Kreis den Mahner, ein Freund von gespielter Tiefstapelei ist er aber nicht. Er kennt die Qualitäten seiner Mannschaft. Seien es die mentalen, wenn die DEG nicht mal dann in Panik gerät, wenn ihr Startorhüter beim Tabellenführer angeschlagen raus muss und ein 19-Jähriger dafür kommt (siehe Kasten). Oder seien es die spielerischen, die sich zuletzt noch mal erhöht haben. Weil langzeitverletzte Verteidiger wie Marco Nowak und Alexander Urbom zurückgekehrt sind, und weil der neue Stürmer Niclas Lucenius voll eingeschlagen ist.
Fünf Scorerpunkte in vier Spielen
Einen „schlauen Spieler, der auch torgefährlich ist“, nennt Kreis den Finnen, der durch gutes Stellungsspiel, Abschlussstärke und ein Auge für die Mitspieler auffällt. Fünf Scorerpunkte sammelte der 30-Jährige in vier Spielen. Nachdem er gleich bei seinem ersten Wechsel im neuen Trikot das 1:0 gegen Köln (4:1) vorbereitete, ging er zwar gegen Straubing (1:4) leer aus, legte aber in Mannheim zwei Tore auf, in München machte er das 1:0 selbst und bereitete den Siegtreffer durch Rihards Bukarts vor.
„Auch beim Überzahltor von Luke (Adam) war er auf dem Eis“, sagt sein Trainer, der sich nicht nur über Lucenius‘ positiven Einfluss auf das erstarkte Powerplay freut, sondern auch über sein Spiel bei nummerischer Gleichheit. Die dritte Reihe mit Lucenius, Bukarts und Charlie Jahnke sei in München die beste gewesen, sagt Kreis. Und auch davor überzeugte sie: In seinen vier Spielen kommt das neue Trio auf zehn Scorerpunkte. Zudem zeigen andere Statistiken, dass es zu mehr als 60 Prozent der Spielzeit den Puck hat.
Die dritte Reihe habe aber nicht nur gute Werte, sie sorge „auch für eine andere Ausgeglichenheit in der Mannschaft und weniger Belastung für die erste und zweite Reihe“, sagt Kreis. Wenn die nominellen Topstürmer in den Monaten zuvor nicht getroffen hätten, sei schon mal ein Das-sieht-nicht-gut-aus-Gefühl entstanden, „jetzt gibt es mindestens drei Reihen, die eine gewisse Torgefahr ausstrahlen“. Lucenius hat der gesamten DEG eine neue Statik gegeben.
Finne genießt offensiv mehr Freiheiten als in seiner Heimat
Das war genau das, was sich Manager Niki Mondt vor der Saison von seiner dritten Reihe versprochen hatte. Deswegen verpflichtete er Victor Svensson als dritten Mittelstürmer hinter Alexander Barta und Ken-André Olimb. Doch während der Schwede defensiv überzeugte, fehlte es an offensiver Produktion. Nur vier Tore (insgesamt zwölf Scorerpunkte) schoss Svensson in den 35 Spielen bis zu seiner Verletzung. Und weil Jerome Flaake Mitte Oktober nach oben gezogen wurde, verlor die dritte Reihe immer mehr Torgefahr. Das änderte sich langsam durch die Verpflichtung von Charlie Jahnke und den Formanstieg von Rihards Burkarts, aber einen wirklichen Sprung gab es erst jüngst durch Lucenius. „Die Chemie zwischen den Dreien funktioniert“, sagt Kreis und lobt auch Bukarts: Der sei „defensiv verantwortungsvoller“ geworden, „dann bist du beim Scheibengewinn in einer besseren Situation, um vorwärts zu gehen“.
Der wahre Grund ist aber Lucenius, der auch in der finnischen Liga überzeugte: 22 Punkte in 43 Spielen. Aber sein Team Hämeenlinnan Pallokerho wollte wohl Geld sparen und fragte ihn, ob er bereit sei, nach Düsseldorf zu wechseln. Da sei er noch nie gewesen, also habe er spontan zugesagt, erzählte der Finne jüngst. Bereut haben dürfte er das nicht. In der deutschen Liga wird weit weniger strukturiert gespielt als in Finnland. Lucenius genießt offensiv neue Freiheiten. „Das kommt ihm entgegen“, sagt Kreis, „es macht ihm Spaß, hier zu sein.“ Die Freude ist ganz auf der Seite seines neuen Arbeitgebers.