Eishokey DEG-Stürmer Nehring leidet unter schwerer Kopfverletzung

Düsseldorf · Der DEG-Stürmer, der bereits seit Monaten ausfällt, berichtet von einer „Schädigung des Gehirns“ und ihren Folgen.

Chad Nehring spielt seit dieser Saison bei der DEG.

Foto: Birgit Haefner

Am Donnerstagmittag fand in Berlin eine Pressekonferenz der Hannelore-Kohl-Stiftung statt. „Schütze deinen Kopf — Gehirnerschütterungen im Sport“, lautete das Thema. „In Deutschland werden pro Jahr mehr als 40 000 Gehirnerschütterungen im Sport diagnostiziert. Weitaus höher ist die Dunkelziffer, denn leider werden diese Verletzungen bislang oft  gar nicht erkannt oder bagatellisiert — mit teilweise lebenslangen gesundheitlichen Folgen“, heißt es in der Ankündigung. Auch die Deutsche Eishockey Liga und die Eisbären Berlin unterstützen die Initiative.

Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können. Denn einen Tag zuvor veröffentlichte Chad Nehring über die sozialen Netzwerke eine Stellungnahme zu seinem Gesundheitszustand. Seit Monaten fällt der DEG-Stürmer verletzt aus, doch bislang war nicht klar, was er genau hat. Die DEG selbst sprach im Januar von einer „neurologisch-orthopädischen Störung im Bereich Nacken/Kopf/obere Wirbelsäule“, die Ursache sei „trotz zahlreicher Untersuchungen noch nicht hinreichend geklärt“. Nehring lief von Arzt zu Arzt, suchte bereits Spezialisten in den USA auf.

Angstzustände und Depressionen

Nun äußert er sich selbst und nennt die Verletzung „das größte Hindernis meiner Karriere“. Er schreibt von einer „Schädigung des Gehirns“, von „Symptomen wie Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel, Konzentrations- und Sehstörungen“, von „Angstzuständen und Depressionen“.

Der Deutsch-Kanadier ist längst nicht der erste Eishockeyprofi mit derartigen Problemen, die Forscher im Zusammenhang mit den Folgen von harten Bodychecks oder Faustkämpfen sehen. In Nordamerika ist das schon länger Thema, auch in anderen Kontaktsportarten wie Football. Jahrzehntelang wurden die Folgeschäden von Gehirnerschütterungen aber nicht ernst genommen. Dabei trugen immer neue Spieler dauerhafte Schäden davon, zahlreiche litten an einer Chronisch Traumatischen Enzephalopathie (CTE). Die Krankheit löst Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisverlust, Depressionen oder Demenz aus. Zahlreiche Betroffene werden abhängig von Medikamenten oder Alkohol. Einige landeten auf der Straße, andere brachten sich sogar um.

Entsprechend ernst nehmen sie das Thema beim Tabellenfünften der DEL. „Unsere medizinische Abteilung hat in den vergangenen Wochen und Monaten zahlreiche Untersuchungen und Termine für weitere Erkenntnisse koordiniert. Wir — die DEG — unterstützen unseren Spieler weiter in jeglicher Hinsicht und hoffen, dass Chad schnellstmöglich wieder aufs Eis zurückkehren kann“, sagt Geschäftsführer Stefan Adam. Auch Nehring selbst will kämpfen: „Ich setze die Behandlungen fort, um hoffentlich wieder gesund zu werden und so schnell wie möglich zum Sport zurückzukehren.“