Düsseldorf-Himmelgeist Himmelgeister Kastanie: Ein Baum, an dem viel Erinnerung hängt

Wie viele Düsseldorfer kennt Sabine Prekop die Himmelgeister Kastanie seit ihrer Kindheit. Auch den Abschied hat sie verfolgt.

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Düsseldorf. Sabine Prekop steht im Schlamm vor dem Stamm der Himmelgeister Kastanie im Regen. Er fällt auf die Stümpfe, die von den früher ausladenden Ästen des Baumes jetzt noch übrig sind. Es ist ein trauriger Anblick. Zumindest lächelt der hölzerne Baumgeist Jüchtwind, den der Künstler Jörg Bäßler im vorigen Monat mit Kettensägen in den Stamm geschnitzt hat, die 55-jährige Holthausenerin an. „Das ist eine gute Lösung“, sagt sie und lächelt auch. Wenigstens ist ihre Kastanie noch da. Ein bisschen.

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Bäume haben in der Düsseldorfer Bevölkerung durchaus keine schwache Lobby. Doch die Krankengeschichte und letztlich der Abschied der Himmelgeister Kastanie hat weit mehr Menschen bewegt als üblich. Auch Sabine Prekop. „Ich bin hier groß geworden“, sagt die Düsseldorferin. „Ich habe hier an der Kastanie Fahrrad fahren gelernt — und auch meine Kinder.“ Sie erinnert sich auch noch gut an die Zeit, als eine runde Bank den Stamm der Kastanie einrahmte. Aber auch daran, dass diese Bank schon lange weg ist, weil man Angst hatte, den Verweilenden könnten Äste auf den Kopf fallen.

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Fast zehn Jahre lang währte der Kampf des Baumes gegen den Pilz, der so viele Kastanien in der Stadt befallen hat. Sabine Prekop hat den Kampf verfolgt. „Sie hatte ja schon jahrelang keine Blätter mehr.“ Für die ist jetzt die junge Nachfolgerin der Kastanie zuständig, die ein paar Meter weiter gepflanzt wurde — auch wenn sie derzeit noch etwas mickrig wirkt gegen den 200 Jahre alten, massiven Rest der berühmten Vorgängerin.

Als der Künstler an dem Jüchtwind schnitzte, kam Sabine Prekop jeden Tag mit ihrem Hund Lucky zum Himmelgeister Rheinbogen und schaute zu, wie der Baumgeist Gestalt annahm. Und sie sammelte. Rinde, Zweige, Blätter. Die will sie jetzt zu ganz persönlichen Kunstwerken machen — in einem Rahmen mit Bildern, die sie wiedergefunden hat aus den 60ern, als sie noch mit ihrer Oma an der Kastanie war. „So bleibt sie wenigstens ein bisschen erhalten“, sagt die 55-Jährige und lächelt wieder.

Das Gleiche wünscht sie sich auch für den Baumgeist Jüchtwind — beim Gartenamt hofft man immerhin darauf, dass das Kunstwerk die kommenden zehn Jahre überdauert.