Düsseldorf Hoppeditz: Hellwach und bitterböse
Mehrere tausend Narren haben in der Altstadt in die neue Session gefeiert. Der Hoppeditz hatte diesmal viele Lacher auf seiner Seite.
Düsseldorf. Was für ein Sessionsauftakt: Bei frühlingshaften Temperaturen und trockenem Wetter haben sich am Mittwoch tausende Jecken auf dem Marktplatz in die fünfte Jahreszeit geschunkelt.
Schon weit vor dem offiziellen Hoppeditz-Erwachen um 11.11 Uhr war der Platz vor dem Rathaus gut gefüllt. Die Gruppe Alt Schuss präsentierte das neue Mottolied „Scharf wie Mostert“ — und fast alle waren sich einig, dass der Song den jecken Musiknerv trifft. „Das Lied geht sofort ins Ohr und man kann bei diesen Sambarhythmus gar nicht still stehenbleiben, da muss man einfach mittanzen“, meinte Claudia Monreal, Venetia der vorigen Session. Die war übrigens froh, dass bunte Treiben einmal nicht aus dem Rathaus beobachten zu müssen. „Hier unten macht das viel mehr Spaß.“
Oben lauschten derweil Oberbürgermeister Thomas Geisel und die Lokalpolitiker der Hoppeditz-Rede. Die war in diesem Jahr so frech und vor allem so lokal wie selten. Dafür hatte Vize-Präsident Stefan Kleinehr einen neuen Redenschreiber engagieren müssen, nachdem Axel Masberg die Brocken hingeworfen hatte. Die neuen Reime stammten nun aus der Feder von Jürgen Hilger-Höltgen. Er ist ein karnevalistisches Urgestein — elf Jahre lang hat er selbst den Hoppeditz gegeben.
Nun schenkte er den Stadtoberen mit bitterbösen Versen kräftig ein: Oberbürgermeister Thomas Geisel musste sich anhören, er sei bloß „ein großer Versprecher“, über die frühere SPD-Bürgermeisterin Gudrun Hock juxte er, dass die „für viel Geld nix tun braucht“ — und auch die Fortuna bekam ihr Fett weg: Die sei „gleich hinter dem Startblock erbärmlich verreckt.“ Das alles gereimt — und sehr aktuell (Auszüge aus der Rede stehen im Text unten).
Die Reaktionen auf die Rede waren überwiegend positiv. „Viele tolle Pointen, klasse vorgetragen — auch wenn ich nicht mit allem einverstanden sein muss“, bilanzierte OB Geisel hinterher. Er verzichtete auch dieses Mal auf die (eigentlich) traditionelle Gegenrede.
Hilger-Höltgen wiederum lobte Tom Bauer als Hoppeditz für den Vortrag: „Er hat es genauso rüber gebracht, wie ich es mir gedacht habe.“
„Das war die beste Rede seit Jahren“ — viele im Rathaus sahen es wie der Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld, nur manche wie der grüne Bürgermeister Günter Karen-Jungen: „Bissig ja, aber es wäre noch mehr gegangen. Beim Thema Flüchtlinge etwa hat er es sich etwas zu leicht gemacht.“
Draußen auf dem Marktplatz kamen die Jecken derweil erst richtig auf Touren: „Wir schauen uns das Bühnenprogramm bis zum Ende an, dann werden wir noch durch die Kneipen und Diskotheken der Altstadt ziehen“, sagte Vermessungstechnikerin Susanne, die sich extra zwei Tage Urlaub genommen hat. „Einen Tag zum Feiern und einen zum Erholen“, erklärte die 35-Jährige augenzwinkernd.
In der Tat ging es in der Altstadt auch am Nachmittag noch hoch her. In der Brauerei Schumacher sorgten verschiedene Bands für gute Laune — und als De Fetzer spielten, bildete sich im Brauhaus eine große Polonaise. Hoppeditz Tom Bauer musste immer wieder für Fotos zur Verfügung stehen.
Richtig die Post ging aber im Henkel-Saal beim Hoppeditz-Ball ab. Besonders als Brings auftraten, waren die Frauen aus dem Häuschen. Vor der Bühne war bei ihrem Auftritt kein Platz mehr zu bekommen.