Filmreihe in der Black Box Im Reich der Leinwandgöttinnen
Audrey Hepburn, Barbara Stanwyck und Marilyn Monroe stehen im Mittelpunkt einer Filmreihe.
Düsseldorf. Als Billy Wilder 1944 die Hauptrolle in seinem Film „Frau ohne Gewissen“ Barbara Stanwyck anbietet, zögert sie. Ein eiskaltes Luder soll sie darstellen, das seinen jungen Liebhaber zum Mord an dem Ehegatten anstiftet. Stanwyck: „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Darauf Wilder: „Bist du eine Schauspielerin oder eine Maus?“ Die damals 37-Jährige musste nicht lange überlegen. Sie war in schwierigen Verhältnissen in Brooklyn aufgewachsen und konnte gar nicht anders, als sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.
Rein optisch war Barbara Stanwyck der Inbegriff der Femme Fatale — tolle Figur, spöttischer Blick und ein Lächeln, das Angriff und Hingabe zugleich signalisierte. Schwer vorstellbar, dass sie, wenn auch nur kurzzeitig, mit Unsicherheit gekämpft hatte. „Doch“, versichert Marian Tives. „Sie war nicht überheblich. Sie war sogar richtig nett und am Set beliebt.“ Tives, der in Köln Theater, Film und Fernsehen studiert hat und zurzeit ein Volontariat im Filmmuseum absolviert, weiß noch mehr Geschichten zu erzählen über Filmdiven vom Kaliber einer Stanwyck. Ein paar davon wird er demnächst zum Besten geben. Der 32-Jährige hat eine Filmreihe konzipiert, die unter dem Titel „Göttinnen der Leinwand“ ab 1. März in der Black Box zu sehen ist. An einzelnen Vorstellungsterminen wird er über Marilyn Monroe, Bette Davis oder Audrey Hepburn berichten und dabei das Privatleben der Schauspielerinnen mit deren öffentlichem Dasein bestmöglich verquicken. Weswegen Tives Filme ausgewählt hat, welche am ehesten die Eigentümlichkeit der jeweiligen Schauspielerin beleuchten.
„Die Schauspielerinnen der 1920er bis 1960er Jahre wurden zu Stars aufgebaut. Man hat ihr Privatleben extra nach außen getragen, und es gab beinahe immer eine Synthese von Rolle und Privatleben“, erklärt er. Allerdings ohne dem Alltag der Zuschauer zu nahe zu kommen. Marilyn Monroe und Bette Davis mussten übermenschlich sein. Das gehörte zur Aura einer Leinwandgöttin. Die Filmdiven bewohnten einen Olymp, und die bloße Vorstellung davon löste Glücksgefühle im Zuschauergefolge aus. Ab und an streuten sie etwas Glanz auf der Erde aus: Die Marlene-Hose (hohe Taille, Saum knapp bis zum Boden), die damals in Mode kam und es auch heute wieder ist, trugen die Frauen wie ein Souvenir, das ihnen der Himmel geschickt hatte.
„Hollywood war eine Art von Traum, zu dem das Publikum freiwillig Distanz hielt. Heute ist das gar nicht mehr möglich“, sagt Tives. „Die Stars sind auf vielen Bildschirmen verfügbar und versorgen uns täglich mit Nachrichten aus ihrem Leben.“ Die, weil sie sich so sehr ähneln, schneller wieder vergessen sind. Eine Greta Garbo, eine Audrey Hepburn hingegen schillern ewig. Ihre Filme „Mata Hari“ und „Frühstück bei Tiffany“ sind zeitlose Klassiker.
Einen Anspruch auf Vollständigkeit vermag Tives mit seinem kleinen feinen Filmfestival nicht zu erfüllen. „Ich hatte eine Auswahl zu treffen, aber natürlich müsste man eine Rita Hayworth, Catherine Deneuve, Sophia Loren oder Meryl Street auch berücksichtigen. Die Liga der Leinwandgöttinen könnte man für jedes Land darstellen.“