Serie Was wir essen Guter Honig aus der Großstadt

Düsseldorf · In Düsseldorf gibt es mehr als 230 Imker. Viele pflegen die Bienenstöcke als Hobby in ihrem Garten.

Dieter und Marina Ziemann versorgen die Bienenstöcke im Garten hinter ihrem Haus.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dass Großstädte wie Düsseldorf richtig viel Platz für Bienen haben, mag manchen Bürger überraschen. Aber die Insekten fühlen sich sehr wohl in Gärten, Parks und sogar Dachterrassen – und die Imker ernten den Honig „Made in Düsseldorf“. So wie bei Marina und Dieter Ziemann. Das Ehepaar aus Unterrath hat im Garten einen Kirschbaum, in dem es bei Frühlingssonne gewaltig summt. Denn nun Mitte April sind die Bienen schon fleißig – je nach Temperatur mal mehr, mal weniger.

Acht Bienenstöcke pflegen die Ziemanns, jeder Stock hat etwa 60 000 Tiere. Die Idee, sich Bienen anzuschaffen, kam Dieter Ziemann 2013. Damals, so erzählt er, bezog er mit seiner Frau das Haus – und merkte: „Hier sind ja gar keine Insekten!“ Die Ziemanns begannen, sich durch Bücher, Workshops und Youtube-Filme über Bienen schlau zu machen. Inzwischen sind die beiden richtige Fachleute geworden.

Zwei Mal im Jahr wird geerntet. „Der Honig vom Mai schmeckt leicht und fruchtig, weil die Bienen den Nektar aus Kirsch-, Birnen- und Pflaumenblüten holen“, sagt Marina Ziemann. Im Juli gibt es Nachschub, der dann etwas kräftiger schmeckt, sagt Dieter. „Dann waren die Bienen an Kastanie, Götterbaum und vor allem an der Linde.“ Pro Stock gibt es im Jahr bis 30 Kilogramm Honig. Die Ziemanns geben ihn an Freunde und Nachbarn ab, gegen einen sehr geringen Preis pro Glas. „Es geht uns nicht ums Geld“, sagt Marina Ziemann, „sondern um die Freude, gesunde Völker zu pflegen.“ Ihr Ehemann fügt hinzu: „Wer unseren Honig bekommt, weiß die Qualität zu schätzen.“ Etwas mehr als 230 Hobbyimker gibt es in Düsseldorf, sagt er.

Dieser hohen Anzahl an Imkern sei zu verdanken, dass es den Bienen nun besser gehe als noch vor wenigen Jahren befürchtet, sagt Gino Collica. Er ist der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Düsseldorf und versorgt 22 Bienenstöcke, unter anderem an der Stoffeler Kapelle. „Der Honig aus dem Rheinland ist einer der besten in Europa“, sagt er überzeugt. Der Grund für diese besonders gute Qualität sei, dass die Region und Deutschland im Allgemeinen überdurchschnittlich vegetationsfreundlich sind. In Deutschland sollte man Collica zufolge deutschen Honig essen statt ihn zum Beispiel aus dem Mittelmeerraum oder aus Osteuropa zu importieren. „Honig beugt sehr gut bei Allergien vor, weil die Bienen ja Pollen für ihren Honig sammeln.“ Wer den Honig genießt, zum Beispiel mehrmals pro Woche mit warmen Tee, könne sein Immunsystem stärken. „Vorausgesetzt, es ist regionaler Honig“, sagt Collica. Ausländischer Honig würde in dieser Hinsicht wenig bewirken, weil er die Pollenwirkstoffe anderer Länder enthalte. Außerdem werde Honig in Deutschland durch Behörden streng geprüft, sodass er sehr rein sei.

„Manche Sorten anderer Länder enthalten sogar Antibiotika, während die sehr flüssigen Supermarkt-Varianten gefiltert und sogar verwässert sind.“ Ursprünglicher Honig dürfe fest sein. Wer den süßen Saft flüssig braucht, kann ihn im Wasserbad bei bis zu 40 Grad erwärmen, dann wird der Honig geschmeidig zum Backen, Kochen oder für das Frühstücksbrötchen.

Geschmacklich sei jeder Honig ganz unterschiedlich – auch, wenn er Jahr für Jahr vom gleichen Bienenvolk stammt, sagt Petra Ferber. Die Vorsitzende des Kaiserswerther Bienenzuchtvereins versorgt mit einer Freundin zehn Bienenstöcke. „Im vergangenen Jahr haben wir sehr viel dunklen Honig geerntet, das war eine Überraschung.“ Dieser dunkle Honig sei Blatthonig, auch als Waldhonig bekannt. Die Bienen fliegen dann keine Blüten an, sondern Blattläuse. Diese haben zuvor den süßen Saft von Tannennadeln und Blättern gesaugt und scheiden den Zuckerüberschuss anschließend aus. Diese auch als Honigtau bekannte Flüssigkeit wird von den Bienen eingetragen. „Dieser Honig ist intensiv und kräftig im Geschmack“, sagt Ferber.

Einen Teil des von ihr geernteten Honig verkauft sie, unter anderem auf dem Brockerhof in Angermund. Das Naturprodukt schmecke eigentlich jedem – nur für Kinder unter einem Jahr sei er nicht geeignet.