Porträt Nicole Nau: Der Tangostar aus Düsseldorf
Düsseldorf · Die 55-Jährige hat es als Tänzerin weit gebracht — sogar auf zwei Briefmarken. Anfang Oktober tanzt sie im Apollo.
Spricht man in Düsseldorf über Nicole Nau, dann werden die meisten Menschen mit den Achseln zucken und sagen, dass sie diesen Namen noch nie gehört haben. Fragt man aber in Argentinien oder speziell in Buenos Aires nach ihr, dann bekommen die meisten Menschen diesen gewissen Glanz in den Augen. Denn dort verkörpert die 55-Jährige das, was man durchaus als argentinisches Lebensgefühl bezeichnen kann. Zusammen mit ihrem Mann Luis Pereyra bildet sie eines der bekanntesten Tango-Tanzpaare des Landes.
Geboren wurde sie in Derendorf, doch schon recht bald zog sie mit ihren Eltern nach Oberkassel an die Rheinallee. Damals wurde gerade der Rheinalleetunnel gebaut. „Deswegen gab es auch oft kein fließendes Wasser und ich erinnere mich, wie wir immer zum Wasserwagen gegangen sind, der uns damals versorgt hat.“
Das Grafikdesignstudium hat Nicole Nau nie abgeschlossen
Nach dem Abitur auf dem Cecilien-Gymnasium begann sie ein Grafikdesignstudium, das sie übrigens nie abgeschossen hat, und arbeitete nebenher für verschiedene Werbeagenturen. Aber ihre eigentliche Liebe galt der Kunst. „Ich habe damals sehr viel gemalt.“
Mit ihren Eltern hat sie sich nicht besonders gut verstanden. „Meine Mutter hat damals sehr viel getrunken und mit meinem Vater hatte ich sehr oft Streit.“ In dieser Zeit zog sie sich häufig zurück in ihr Zimmer und legte die Platten ihrer Eltern auf. „Dazu habe ich dann immer getanzt. Das war meine Flucht vor der Realität.“
Sie probierte viele Tanz-Stile aus. Modern Dance, Flamenco und Klassisches Ballett. „Mein Vater hat mich leider nicht unterstützt. Er meinte, dass klassische Mädchen hochnäsig seien.“ Er schickte sie zum Reiten. Doch sie landete nach einem Tritt sehr schnell auf der Intensivstation und das Reitabenteuer war beendet.
Zum Tango kam sie eigentlich eher zufällig und auch sehr spät. Mit 23 Jahren lief sie über den Carlsplatz und trat in einen Flyer, der einen Tango-Kurs bewarb. „Ich wollte ihn eigentlich schon wegschmeißen. Doch dann bin ich hingegangen und hab sehr viel Spaß gehabt und wahnsinnig viel trainiert. Ein halbes Jahr später bin ich dann zur Show ‚Tango Argentino’ nach München gefahren. Diese Show hat damals in Deutschland den Tango-Boom ausgelöst und auch mein Leben komplett verändert. Denn dort habe ich das erste Mal meinen Mann gesehen, er mich allerdings noch nicht, und war sofort hin und weg.“
Von da an war Nicole Nau klar, dass sie ihr Weg nach Argentinien führen würde. Nach einem Jahr der Planung stieg sie in ein Flugzeug. „Und als ich ausstieg war ich entsetzt. Überall nur Beton.“ Doch sie hielt tapfer durch. Sie wohnte in billigen Hotels und machte sich auf die Suche nach einem Engagement, allerdings voller Selbstzweifel, ob sie jemals den Durchbruch schaffen würde.
1990 trat sie erstmals im Café Homero auf. Es folgten Tourneen durch Kanada und Argentinien und Nau wurde in der südamerikanischen Hauptstadt zu einer Berühmtheit, denn in ihrer Wahlheimat genießen Tango-Tänzer den Status eines Popstars. „Und seit diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass ich nie wieder zurück nach Deutschland gehe.
Lady Diana und Prinz Charles haben auch schon bei ihrem Mann getanzt und mit dem Schauspieler Al Pacino sind die beiden auch befreundet.
1999 landete ihr Konterfei auf einer Briefmarke. Thema war „100 Jahre Argentinischer Tango“. Allerdings ohne Zustimmung von Nau, die man gar nicht erst gefragt hatte. „Das hat man dann ein Jahr später nachgeholt, als es um eine weitere Briefmarke bezüglich der argentinisch-japanischen Freundschaft ging.“ Deshalb bin ich nun auf zwei Briefmarken. Was allerdings nicht allen Kollegen gefallen hat, dass eine deutsche Tango-Tänzerin dort abgebildet ist. „Es gab schon ein paar neidische Kommentare.“
Am 22. September startet die Tournee, die sie quer durch Deutschland führt. Die Proben finden allerdings in Wuppertal statt, wo sie eine Wohnung gemietet haben. „Aber ich nutze die Zeit und zeige meinem Mann wo ich groß geworden bin. Die Ballettschule Berger, wo ich angefangen habe zu tanzen, die Altstadt, Kunstakademie und viele andere Dinge aus meiner Jugend. Er ist sehr neugierig.“ Am 8. und 9. Oktober kann man ihre Tanzkünste im Apollo bewundern. Karten gibt es ab 19 Euro unter: