Düsseldorf In der Bahnhofsmission kann jeder Hilfe bekommen
„Hoffnung geben, wo Menschen leben“, lautete das Motto am Tag der Bahnhofsmissionen. In Düsseldorf trafen die verschiedensten Menschen aufeinander.
Düsseldorf. Ein Mann durchwühlt die Mülltonnen und läuft mit gebeugtem, schlurfendem Gang weiter. In wenigen Minuten wiederholt sich das mehrfach. Menschen suchen am Düsseldorfer Hauptbahnhof im Müll nach Brauchbarem. Die meisten Reisenden übersehen sie und hasten eilig weiter. Gelegenheit, einander zu begegnen, gab es jetzt am bundesweiten Tag der Bahnhofsmissionen. Motto „Hoffnung geben, wo Menschen leben“.
Heute gibt es Sonntagsbrötchen, lecker belegt, dazu Würstchen und Kartoffelsalat. In den Räumlichkeiten im Zwischengang zwischen den Gleisen 11/12 und 13/14 ist es voll. Männer und Frauen genießen die leckere Mahlzeit und den dampfenden Kaffee. Eine Frau mittleren Alters schläft im Sitzen, neben sich zwei volle Plastiktüten. Viel mehr besitzen die meisten hier nicht. Eine junge Frau sitzt dauerlächelnd, wie in Trance da, einen Pappbecher in der Hand.
Angesprochen, erzählt die 23-Jährige, seltsam entrückt wirkend: „Ich komme aus Wuppertal. Ich bin letzte Nacht im Bus eingeschlafen und habe jetzt kein Geld mehr.“ „Wir warten noch ab“, sagt Brigitte Hagemann-Walter, Mitarbeiterin der Bahnhofsmission: „Wir können der jungen Frau eine Fahrkarte kaufen, damit sie wieder nach Hause kommt.“
Stine Nitrowski, eine Seniorin mit kecker Schirmmütze, ist Stammgast hier. Die 68-Jährige hat die vergangene Nacht auf dem Flughafen verbracht. „Ich habe zwar eine Wohnung, wo meine Sachen stehen, aber die ist schimmelig und außerdem muss ich nachts laufen“, erzählt sie. „Laufen“ müsse sie, wenn die Unruhe in den Beinen zunimmt. Wenn sie umherläuft, wird es besser. Am Flughafen fühle sie sich sicher.
„Und außerdem ist dort das Wasser für meinen Muckefuck so schön heiß“, erzählt sie zufrieden. Sie bekomme nur 600 Euro Rente, abzüglich der Miete blieben ihr 240 Euro. „Aber ‚Aufstocken’ kommt für mich nicht in Frage“, sagt die Seniorin. Chemielaborantin habe sie gelernt, bei Bayer, und mit sehr gut abgeschlossen. Danach Pädagogik studiert und das erste Staatsexamen abgelegt. Man könne mit wenig Geld leben, findet Stine Nitrowski.
Sie sagt: „Es gibt jede Menge Essen. Etwa in den Armenküchen, wie der am Burgplatz, da bekommt man für 50 Cent ein Wahnsinnsessen, das auch mit viel Liebe gekocht wird.“ Sie kenne zudem einen türkischen Obsthändler. „Da bekomme ich viel Obst für nicht mal einen Euro“, verrät die Bochumerin. „Ich kenne viele Bahnhofsmissionen im Ruhrgebiet, aber die in Düsseldorf ist ganz toll,“ sagt sie, „hier gibt es außergewöhnlich viel Beratung und die Praktikanten sind sehr tüchtig.“
Hanna, eine Studentin, gibt Kaffee und Tee aus, erledigt Reiseanfragen und hilft beim Umsteigen. Sie erzählt: „Ich arbeite seit meinem Praktikum ehrenamtlich in der Bahnhofsmission.“ An zwei Samstagvormittagen im Monat übernimmt sie die Morgenschicht von 7 bis 15 Uhr. Brigitte Hagemann-Walter sagt: „Viele unserer Besucher sind wohnungslos, psychisch krank und kommen aus Osteuropa. Wir bieten ihnen ein niederschwelliges Angebot, haben Infos zu Netzwerken in Düsseldorf und wissen, wo man günstig oder kostenlos essen kann.“
Es kämen aber auch Menschen, die einfach „nur“ arm sind. Hier kann jeder einen Kaffee trinken und verschnaufen oder Hilfe bekommen, wenn man alleine nicht zurecht kommt. So wie eine 90-jährige Dame, die ein Ehrenamtler soeben zum Flughafen begleitet.