Tag des Buches In Düsseldorf startet die erste Buchmesse
Düsseldorf · Der Westdeutsche Autorenverband veranstaltet das Literatur-Event in Bilk. Es präsentieren sich Klein-Verlage, Literaturvereine und Schreiblustige.
Frankfurt hat sie, Leipzig hat sie – und auch Düsseldorf hat sie nun: Eine Buchmesse. Sie startet am Sonntag. Zu vergleichen sind die Buch-Events aber nicht. Die Buchmesse in der hessischen Banken-Metropole ist die größte weltweit. Mehr als 7100 Aussteller aus rund 100 Ländern, knapp 170 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, über 400 000 Buchtitel. Die Leipziger Buchmesse ist die zweitgrößte in Deutschland – mit mehr als 2600 Ausstellern. Der erste große Branchentreff in der sächsischen Metropole – immer Mitte März – gilt als wichtiger Impulsgeber für den Büchermarkt.
Die „Buchzeile“ dagegen – so der Titel der Düsseldorfer Buchmesse – ist eher Teil der Off-Kultur eines Stadtteils: Bilk. Einen Tag findet sie nur statt, von 11-18 Uhr im Bürgerhaus Salzmannbau an der Himmelgeisterstraße 107h. Teilnehmen werden mehr als 15 Aussteller.
Es handelt sich um eine Mini-Messe, ehrenamtlich organisiert vom Westdeutschen Autorenverband (WAV). Ein Branchen-Treff für kleine Publikumsverlage wie „edition oberkassel“ aus Düsseldorf, Eigenverlage, Literaturvereine, Autorenverbände und Schreiblustige.
Hinter der Idee steckt Michael Schönberg, der Vorsitzende des Westdeutschen Autorenverbands. Der „Vereinssitz“ befindet sich in seiner Wohnung in Ratingen, wo er mit Ehefrau Bärbel lebt. Über ein festes Büro verfügt der WAV nicht. Versammlungen und Veranstaltungen halten die Mitglieder im Salzmannbau ab, wo ihnen Leiter Armin Dusend kostenlos Räume überlässt.
Michael Schönberg war als Maschinenbauer tätig, zuletzt arbeitete er als Logistik-Chef beim traditionsreichen Tubenhersteller Karl Höll in Langenfeld. 2012 fing der 63-jährige Rentner an zu schreiben, Geschichten hat er sich allerdings schon als Kind ausgedacht und damit Familie und Freunde unterhalten. Mittlerweile hat er elf Bücher veröffentlicht: Bände mit Kurz-Geschichten, vor allem aber Romane. Seine Lieblingsgenres: Thriller und Horror. Letztes Jahr erschien sein erstes Kinderbuch „Flugsi und seine Abenteuer“. Außerdem hat Schönberg seine Texte in bislang 30 Anthologien untergebracht. Sein Sprungbrett zum eigenen Buch: der Westdeutsche Autorenverband.
Die aus Ostpreußen stammenden Autoren Dankmar Werner Lohs, Joachim Görlich und Helmut Gauer haben den Verein 1977 in Düsseldorf gegründet. Ihr Anliegen: Etablierte Schriftsteller und Nachwuchs-Literaten nach NRW holen und fördern – auch Menschen, die das Schreiben erst frisch für sich entdeckt haben. Der Weg: den Autoren helfen, ihre Werke zu veröffentlichen. Bedingung: Sie mussten in den Verband eintreten. Ein Konzept, das sich bewähren sollte. In den 1990er Jahren sorgte vor allem Paulus Blumberg alias Pater Paulos dafür, dass der WAV zu einer anerkannten Institution im Düsseldorfer Raum avancierte. Doch dann wurde es stiller um den Verband: Gründungsmitglieder starben, das Engagement ließ nach, Nachwuchs fehlte.
Die Wende erfolgte 2018, als Michael Schönberg den Vereinsvorsitz übernahm. Seinerzeit zählte der WAV 38 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von etwa 75 Jahren. Jetzt sind es 55, das Durchschnittsalter ist um etwa 20 Jahre gesunken. Auch junge Autoren wie Nadine Pitthan konnte Schönberg gewinnen. Sechs Buchprojekte hat Schönberg in seiner Amtszeit bereits realisiert. Manfred Müller etwa erzählt in „Baujahr 1933“ von seiner Kindheit in Hitler-Deutschland. Der 1936 geborene Karl-Otto Weil berichtet in „Spannweiten“ und „Ortswechsel“ von seinen Erlebnissen als Industrie-Geologe zwischen den Kontinenten: Bolivien, Angola, Simbabwe, Ghana, Türkei und China. Biographien, die es wert sind, aufgeschrieben und veröffentlicht zu werden, meint Schönberg: „Alles, was die Menschen im Kopf haben und nicht zu Papier bringen, ist verlorenes Gedankengut. Wenn manche Menschen manche Bücher nicht geschrieben hätten, wären wir um vieles ärmer.“
Über WAV können Autoren kostengünstig Bücher publizieren
Was manche Worteschmiede aber abschreckt: Der aufwändige Weg vom Manuskript zum Buch – und die damit verbundenen hohen Kosten. Selbstkostenverlage etwa haben ein lukratives Geschäftsmodell entwickelt. Sie leben von den Schreibenden, indem sie Geld für den kompletten Druck der Bücher verlangen. 600 Seiten kosten da schon mal bis zu 20 000 Euro. Als wesentlich günstiger erweist sich das „Geschäftsmodell“ des Westdeutschen Autorenverbands: Mitglieder zahlen 25 Euro im Jahr. Dafür werden ihre Texte lektoriert, formatiert, mit einem Cover versehen und veröffentlicht: als „klassisches“ Buch und als E-Book. Bei Self-Publisher-Verlagen, mit denen der WAV kooperiert. Außerdem hilft der Verein seinen Autoren, ihre Werke zu vorzustellen und zu verkaufen: auf monatlichen Versammlungen, Lesungen oder Jahresfesten.
Die nächste Vermarktungschance bietet die Buchmesse im Salzmannbau. Die Teilnahme kostet die Mitglieder nichts. Mehr als 20 Autoren werden ihre Bücher präsentieren, manche werden aus ihren Werken lesen. Messe-Besucher können die Schreibenden in Gesprächen kennenlernen und die Bücher kaufen.