Oper Thalheimers Verdi in Düsseldorf

Düsseldorf. · Zurzeit läuft wieder die Inszenierung des Otello an der Rheinoper. Nächste Saison gibt es auch Verdis Macbeth von Thalheimer in Düsseldorf zu erleben.

Boris Statsenko (Jago), Zoran Todorovich (Otello), Ovidiu Purcel (Cassio) und Jacquelyn Wagner (Desdemona) in Thalheimers Inszenierung von Verdis Otello. Foto: Hans Jörg Michel

Foto: ja/Hans Jörg Michel

Man hört es die Spatzen von den Dächern pfeifen, insbesondere von denen, die gerne mal einen Ausflug an die Oper Antwerpen machen: Eine neue Michael-Thalheimer-Produktion ist in kommender Saison an der Deutschen Oper am Rhein zu erwarten. Auch wenn es noch nicht offiziell ist, denn der Spielplan für die Saison 2019/20 wird erst noch vorgestellt. Der deutsche Regisseur hat sich erneut eines der großen Würfe von Guiseppe Verdi angenommen und den Macbeth inszeniert, der dort an der Opera Vlaanderen ab dem 21. Juni gezeigt wird. Liest man die Beschreibung der Produktion auf der Website der Oper aufmerksam, so stolpert man über die verheißungsvolle Angabe: Eine Coproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf. Diese Art der Zusammenarbeit ist für das Düsseldorfer Haus indes nichts Neues, denn auch schon der Otello, der 2016 am Düsseldorfer Haus der Rheinoper Premiere feierte, war schon eine Gemeinschaftsproduktion mit der Opera Vlaanderen, die mit ihrem beklemmend düsteren Minimalismus von sich hören machte.

Nun hatte Thalheimers Otello Wiederaufnahme in Düsseldorf und wir nahmen die Umstände gerne zum Anlass, uns seine Interpretation von Verdis Vertonung des Shakespeare-Stoffes nochmal anzuschauen.

Die Geschichte um Otello (Zoran Todorovich), den als Befehlshaber der venezianischen Flotte siegreichen Mohren, der durch Intrige seines Fähnrichs Jago (Boris Statsenko) zu glühender Eifersucht und schließlich sogar zum Mord an seiner Frau Desdemona (Jacquelyn Wagner) getrieben wird, ist kein leichter Stoff. Insbesondere die Darstellung des „schwarzen“ Otello. Der Diskurs um dieses Themenfeld ist auch im anderen Kontext hinlänglich bekannt und durchaus kontrovers zu sehen. So oder so entscheidet sich Thalheimer, nicht ganz auf Farbe im Gesicht zu verzichten: Otellos Gesicht ist Pech-Schwarz angemalt. Doch auch andere Figuren beschmieren phasenweise ihr Gesicht mit Farbe, so wie auch der als düstere, bedrohliche Masse auftretende Chor.

Dunkel und schwarz indes ist die gesamte Anlage dieser auf Psychologie setzenden Inszenierung, die in einen kubischen pechschwarzen Raum (Bühne Henrik Ahr) eingebettet ist. Dieser Raum ist mit bedrohlich wirkenden, flächig abgesetzten Ecken und Kanten versehen, kann sich im Laufe der Oper nur marginal ändern, ist nur aufgebrochen durch eine Öffnung an der Decke, die zulässt, dass verschiedene Lichteffekte (Licht: Stefan Bolliger) wie Spotlights auf Figuren gerichtet werden können. Auf der rückseitigen Front kann sich der Raum öffnen, um Raum zu lassen für die, wie ein Idealbildnis wirkenden Auftritte von Desdemona, die da steht wie eine Fiktion und sich aus der Pose befreiend den Weg auf die Bühne sucht. Auch erscheint an gegebener Stelle der Chor (Einstudierung Gerhard Michalski) dort in diesem Rahmen, diesem Fenster. Einer der beeindruckenden Momente dieser weniger auf bunte Bilder als vielmehr auf düstere Tragik setzenden Inszenierung.  All diejenigen, die Verdis Musik, in diesem Fall mit viel Gespür für das musikalisch Dramatische geleitet von Axel Kober, gespielt von den Düsseldorfer Symphonikern, recht pur auf sich wirken lassen wollen, ist dieser Otello ein Gewinn. Wenig lenkt von der Kraft der in Musik gegossenen Szenen ab.

Man darf gespannt sein, wie Thalheimers Macbeth sich in der kommenden Spielzeit machen wird. Ein buntes Farbspektakel dürfte es angesichts dieser Inszenierung weniger werden.

Weitere Aufführungen: 25. und 28. April, 4.Mai. Infos und Karten unter: