Junge Fotografie KIT zeigt Fotos aus Düsseldorf
Düsseldorf · „Von mir aus“ zeigt Künstler, die mit Technik und Stilen spielen.
Die Ausstellung „Von mir aus“ im Jahr 1984 war ein Paukenschlag, weil sie die Düsseldorfer Szene brillant präsentierte. Nun nennt sich eine Schau junger Leute im Kit „Von mir aus“. Ein allzu lakonischer Titel, der im Untertitel „Fotografie aus Düsseldorf“ mehr verspricht als er hält.
Das wird bei Conrad Müller (35) deutlich. Er nimmt sich auf seinen Großformaten derart zurück, dass man fast gar nichts sieht. Er bildet lediglich das Medium ab, durch das das Licht fällt. Aus alten Dias entstehen graue, körnig wirkende Arbeiten. Dass er noch nicht seine Handschrift gefunden hat, zeigt ein Porträt einer jungen Frau in einem sehr durchdachten Setting in einem Wohnraum. Wohin seine Reise geht, steht offensichtlich für den Meisterschüler von Katharina Fritsch noch nicht fest.
Unalltägliche Gefühle auf einem neuartigen Hochzeitsteppich
Ganz anders Donja Nasseri, Studentin bei Gregor Schneider an der Kunstakademie. Sie hat einen 18 Meter langen Hochzeitsteppich hergestellt. Besucher ohne Schuhe dürfen ihn betreten und können sich wie Braut und Bräutigam fühlen. Textzeilen erinnern an ein afghanisches Hochzeitslied, das sich als „Geh langsam“ übersetzen lässt. Der Teppich enthält Illustrationen von Braut und Bräutigam sowie poesievolle Textzeilen wie „Wir wispern, wir lächeln, wir lachen, wir kämpfen, wir lieben“. Dazu ertönt der hohe Ton der arabischen Zaghrouta. Doch Donja ist Düsseldorferin, die die Frage nach dem Sinn von Ehe und Liebe stellt. In ihren Fotos an der Wand wird die Doppel- und Mehrdeutigkeit von Moral und materieller Eheschließung deutlich.
Ein Furioso von Bildern aus unzähligen Handy-Fotos
Arisa Purkpong (23) scheint eine besessene Arbeitsbiene zu sein. Flüchtig aufgenommene Handy-Fotos und Zeichnungen hängen über und nebeneinander an einer hohen Bildwand. Die Leiter steht da, ein paar Schuhe suggerieren, die Künstlerin habe nur für kurz den Raum verlassen. Was sie zeigt, scheint virtuos und flott zugleich, ja geradezu beiläufig entstanden zu sein. Auf ihr Werk trifft der Titel „Von mir aus“ zu.
Köstlich ist ihr Video „Leider ohne Titel“, aufgenommen von einem Freund. Es zeigt, wie sie sich performativ im Atelier mit Pinsel und Farbe um und über die auf dem Boden liegende Fotografie herumbewegt. Singend, rauchend und denkend quasselt sie uns entgegen. Das Video als Hingucker. Herausragend ist aber auch ihr großformatiges Foto-Porträt plus wilde, unmittelbare und herrliche Übermalung, die das schöne Gesicht noch mehr zum Vorschein kommen lässt. Genial finden hier Fotografie und Malerei in einen unmittelbaren Dialog zusammen.
Alexander Romey (33) ist gleichsam mit allen Wassern gewaschen. Er hat zunächst Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie und seit 2012 freie Kunst an der Kunstakademie bei Andreas Gursky studiert. Er bedient sich diverser Methoden, um die Sehgewohnheiten zu hinterfragen und erzeugt ein nicht immer durchschaubares Spiel zwischen Fiktion und Realität.
Kunst im Tunnel, Mannesmannufer 1, Ausstellung bis 16. Juni.