Zwischen Fotografie und Malerei

In der Ausstellung „Sceneries“ spielt Künstler Thomas Wrede mit Wahrheit und Fiktion.

Zwischen Fotografie und Malerei
Foto: Anna Schwartz

Als Fotoexperten würden sich Gerhard Finckh und sein Team vom Von der Heydt-Museum nicht gerade bezeichnen. „Aber wir haben großes Interesse an diesem Thema“, betont der Museumsdirektor. Vor allem an Fotografie, die „im Grenzgebiet zwischen Fotografie und Malerei arbeitet“.

Ein Profil, das wie maßgeschneidert auf Thomas Wrede zutrifft. Schließlich hat der 55-jährige Fotokünstler seine Wurzeln in der Malerei, studierte von 1985 bis 1992 an der Kunstakademie Münster. „In meinem Studium habe ich eigene und fremde Fotografien als Vorlage und Inspiration für meine Malerei genommen“, erinnert sich Wrede an seine Anfänge. „Mit der Zeit fand ich meine Fotografien spannend genug und musste sie nicht mehr in Malerei umsetzen.“

In einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren sind aus dieser Leidenschaft mehrere Fotoserien entstanden, die ab Sonntag, 27. Mai, unter dem Namen „Sceneries“ in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen zu sehen sind. „Wir zeigen insgesamt zehn Serien von Thomas Wrede“, sagt Anna Storm, die die Ausstellung als Kuratorin mitkonzipiert hat. „Es ist eine Gesamtschau, die chronologisch aufgebaut wurde. Angefangen bei den Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 90er Jahren bis zu den Farbfotos in der Gegenwart.“

In insgesamt fünf Räumen begibt sich der Besucher auf eine Reise mit verschiedenen Kontrasten. So zeigt die Serie „Samsø“ Bilder einer Landschaft, die durchsetzt ist von altem Plastikplanen, die sich mittlerweile mit Natur verbunden hat. Entstanden sind die Fotos Anfang der 1990er Jahre auf einer Deponie der dänischen Insel Samsø. Die Bilder in Schwarz-Weiß wirken zwar einerseits eklig und bedrohlich, versprühen andererseits eine gewisse Ästhetik, die fasziniert. „An dieser Serie sieht man sehr deutlich, dass Thomas Wrede aus der Malerei kommt“, sagt Storm.

Auch die weiteren Serien in Schwarz-Weiß spielen mit Kontrasten und Grenzen. Mal verdeutlichen die fotografierten Staubabdrücke von Vögeln, die auf Fensterscheiben aufgeprallt sind („Die Vögel stehen in der Luft und schreien“) die Nähe von Leben und Tod, mal zeigen mehrere kleine aneinandergereihte Porträtfotos die unterschiedlichen Gefühle („Magic Feelings“), die bei einer Achterbahnfahrt zum Ausdruck kommen: Freude, Angst, Lust, Schmerz.

Neben Kontrasten beschäftigt sich Wrede in seinen Werken auch mit der Frage nach dem Bild im Bild. Explizit kommt diese in den Serien „Domestic Landcapes“ und „Manhattan Picture Worlds“ zum Ausdruck. Bei ersterem fotografierte er Fototapeten in deutschen Wohnungen, während er bei zweiterem die großen Plakatwände in den Straßenschluchten von New York in Szene setzte.

Dass Wrede allerdings auch ein Meister darin ist, mit Wahrheit und Fiktion zu spielen, zeigt sich in seiner jüngsten Werkgruppe „Real Landscapes“, an der er bereits seit zehn Jahren arbeitet. Kleine Modellhäuser und Spielzeugautos werden so in reale Landschaften platziert und fotografiert, dass Pfützen plötzlich wie große Seen und Sandhaufen wie Gebirge erscheinen. Ein Spiel mit den Kontrasten eben.