Mini-Herzschrittmacher implantiert Ingenieur überwacht Premiere

Dong-In Shin hat am Dienstag als erster Arzt in Deutschland einem Patienten einen Mini-Herzschrittmacher implantiert.

Foto: Bernhard Timmermann, UKD

Düsseldorf. Dong-In Shin, Leiter der Abteilung Rhythmologie an der Uniklinik Düsseldorf, hat am Dienstag als erster Arzt in Deutschland einem Patienten eine sogenannte Kardiokapsel implantiert, den bisher kleinsten Herzschrittmacher der Welt. Der WZ erklärte der 41-Jährige, wie die neue Technik funktioniert, wo er sich auf den Eingriff vorbereitet hat und warum sich der Schrittmacher nicht für alle Patienten eignet.

Herr Shin, was ist das Besondere an dem Herzschrittmacher, den Sie implantiert haben?

Shin: Der Herzschrittmacher ist gerade einmal so groß wie eine Vitamintablette und wiegt nur zwei Gramm. Anders als ein gängiger Herzschrittmacher hat die Kapsel kein Kabel, das im Herzen verankert werden muss. Dadurch ist das Gerät nicht so anfällig für Defekte. Der größte Vorteil ist aber, dass wir im Unterschied zu früher nicht mehr operieren müssen. Die Kapsel wird durch die Leistenvene in die rechte Herzkammer geschoben. Das dauert nicht einmal 30 Minuten, eine Operation dagegen rund eine Stunde.

Am Dienstag haben Sie die Operation zum ersten Mal durchgeführt, waren Sie aufgeregt?

Shin: Aufgeregt war ich eher nicht. Ich habe mich auf das Wesentliche fokussiert. Außerdem bin ich ja bereits seit 15 Jahren in dem Beruf tätig und habe schon viele ähnliche Eingriffe vorgenommen. Zudem habe ich an speziellen Trainings in den USA teilgenommen. Dort ist die Kapsel entwickelt worden. Eine immense Hilfe war, dass bei dem Eingriff am Dienstag einer der Chefingenieure aus den USA dabei gewesen ist.

Sie sind der erste Arzt in Deutschland, der den Mini-Herzschrittmacher implantiert hat, warum gerade Sie?

Shin: Das hängt auch damit zusammen, dass die Uniklinik bereits eine Historie auf dem Gebiet hat. 1961 hat hier Prof. Heinz-Joachim Sykosch einem Patienten den ersten Herzschrittmacher in Deutschland eingesetzt. Außerdem nimmt die Uniklinik an mehreren ähnlichen Projekten teil, so dass über die Zeit viele Verbindungen gewachsen sind.

Glauben Sie, dass sich die Technik durchsetzt?

Shin: Ich glaube, dass es sich um eine Schlüsseltechnologie handelt und wir am Beginn einer neuen Ära stehen. Allerdings eignet sich das Gerät nur für Menschen, die einen Einkammerherzschrittmacher benötigen. Auch sehr junge Patienten können noch nicht von der neuen Technik profitieren.

Warum nicht?

Shin: Das Gerät kann nicht mehr entfernt werden. Es schaltet sich aber nach zehn Jahren von alleine ab, wenn die Batterie leer ist. Wir können dann zwar eine zweite oder dritte Kapsel neben dem Gerät absetzen — mehr aber nicht. Den Patienten, bei dem wir den Eingriff jetzt das erste Mal vorgenommen haben, tangiert das nicht. Er ist bereits 82 Jahre alt. Wenn die Batterie des zweiten Herzschrittmachers leer ist, wird er bereits 102 sein. Ich hoffe aber, dass irgendwann auch die Möglichkeit bestehen wird, das Gerät von außen aufzuladen.

Hat der Patient eigentlich gezögert, sich den Mini-Herzschrittmacher einsetzen zu lassen? Immerhin ist er ja der erste, dem das Gerät implantiert wurde.

Shin: Wir haben lange miteinander gesprochen und Vor- und Nachteile abgewogen. Aber die Vorteile haben ihn überzeugt.

Und wie geht es dem Patienten?

Shin: Ihm geht es gut. Er trägt noch einen Druckverband, ist aber schon wieder aufgestanden. Der Herzschrittmacher hat sich sofort bemerkbar gemacht, weil er den Puls nun jedes Mal, wenn dieser zu niedrig ist, wieder in die Höhe treibt.