Düsseldorf Integrationslehrerin: „Da sitzt der Schafhirte neben dem Akademiker“
Die Integrationslehrerin Lisa Prange spricht im WZ-Interview über die Vorteile und Hürden ihrer Arbeit sowie fehlende Wertschätzung.
Düsseldorf. Lisa Prange unterrichtet aktuell Integrationskurse an der Volkshochschule, eine Arbeit, die sie seit Jahren macht. Mit der WZ sprach sie über die Arbeit mit Menschen aus verschiedenen Ländern und ihre Situation als Lehrerin.
WZ: Frau Prange, wie funktioniert so ein Integrationskurs?
Lisa Prange: Die Teilnehmer lernen zunächst Deutsch, das sind sechs Kurse über jeweils einen Monat. Das ist die Voraussetzung, um den Leuten dann etwas über Deutschland zu vermitteln.
Sie haben wahrscheinlich sehr heterogene Klassen?
Prange: Das kann man sagen, dadurch ist der Unterricht auch nicht einfach. Da sitzt ein Schafhirte neben einem Akademiker, ich versuche, den guten und den langsameren Schülern gerecht zu werden. Aber das bedeutet auch viel Vorbereitung. Trotzdem macht der Unterricht Spaß.
Inwiefern?
Prange: Diese Leute sind dankbar, sie saugen alles auf, haben ein dringendes Bedürfnis, Deutsch zu lernen. Ich finde es auch rührend zu sehen, wie Leute aus unterschiedlichen Ländern und Altersgruppen aufeinander eingehen, sich gegenseitig unterstützen.
Was wird außer der Sprache vermittelt?
Prange: Im Orientierungskurs geht es dann um Landeskunde, etwa das politische System in Deutschland, die Geschichte seit dem 2. Weltkrieg, welche Behörden welche Hilfe bieten. Manchmal muss ich aber schon schlucken in diesen Kursen.
Wie meinen Sie das?
Prange: Wenn wir zum Beispiel über Homosexualität sprechen, sind Schüler oft überrascht von der Toleranz, die hier herrscht. Manche äußern das auch, bei andern lese ich es in den Gesichtern. Es ist aber nicht so, dass das großen Raum einnimmt in den Kursen.
Und die Lehrer selber, offenbar ist die Bezahlung nicht gerade üppig?
Prange: Das ist sie nicht. Die VHS zahlt 20 Euro die Stunde, die Vorbereitung ist unbezahlt. Als Freiberufler hat man keine Sozialversicherung, keinen Urlaub. Das fühlt sich nicht nach besonderer Wertschätzung an.