Integration Flüchtlinge: Einige sind längst in Düsseldorf angekommen
Täglich kommen neue Flüchtlinge an, andere sind aber schon weiter, lernen Deutsch und das Land kennen: Besuch im Integrationskurs.
Düsseldorf. Der Raum 6.02 in der Volkshochschule (VHS) am Hauptbahnhof ist voll besetzt. Menschen aus Afrika, Lateinamerika und Asien sitzen hier, die meisten allerdings aus Syrien. Gerade betrachten sie ein Foto, das die Kapellbrücke in Luzern zeigt, ein „CH“ deutet an, in welchem Land sie steht. „China?“, fragt einer der Teilnehmer.
Tausende Flüchtlinge sind in den vergangenen Monaten in Düsseldorf angekommen, viele von ihnen blicken in eine ungewisse Zukunft. Die Menschen, die in diesem Raum der VHS sitzen, sind immerhin einen Schritt weiter. Sie sind schon einige Monate in Düsseldorf, haben eine Aufenthaltserlaubnis und machen einen Integrationskurs. Der soll ihnen im Schnellverfahren das Wichtigste über Deutschland vermitteln, Politik, Geografie, Behörden. Doch dafür müssen die Teilnehmer erst einmal die Sprache lernen.
Einer von ihnen ist Mohmad Lababidi (26). Er hat in Aleppo als Pharmazeut gearbeitet, als er eingezogen werden sollte, flüchtete er. Vor einem Jahr ist der junge Mann in Düsseldorf angekommen und ist heute sehr froh, hier gelandet zu sein. Lababidi wohnt in einem Haus, das der Kirche gehört, die Tersteegengemeinde hilft ihm mit vielen Dingen im Alltag. „Ich habe dort viele Freunde gefunden“, sagt er auf Englisch. Im Deutschen fühlt er sich noch nicht so sicher.
Er erzählt von einer Familie, die in seinem Haus wohnt, das Paar hat ihn schon mit ins Museum genommen. Auch ein Buch mit einfachem Deutsch haben sie ihm geschenkt. Mohmad Lababidi weiß: Der Kurs allein reicht nicht, um gut Deutsch zu lernen. Er schaut in die Zukunft, will in seinem Beruf arbeiten, sich vielleicht an der Uni noch weiter qualifizieren. „Es ist gut, dass Deutschland meine Ausbildung anerkennt.“
Im Kurs hat er Ziad Hawwa (26) kennengelernt, der ebenfalls aus Syrien geflohen ist. Auch er berichtet von guten Erfahrungen mit Menschen in Deutschland — aber nicht nur. Auch Sätze wie ,Ihr lebt von unserm Geld’ hören sie. Die jungen Männer entgegnen dann: „Wir wollen arbeiten.“
Hawwa war in Syrien politisch aktiv, wurde wochenlang ohne Verfahren eingesperrt. Zunächst floh er nach Saudi Arabien, dann in den Irak, bekam jeweils Probleme mit der Aufenthaltserlaubnis. Über die Türkei und Griechenland kam er schließlich nach Deutschland — einen großen Teil der Strecke legte er zu Fuß zurück. Inzwischen lebt er in einer kleinen Wohnung in Holthausen, als WG mit einem Freund.
Ivette Ortiz (37) lebt dagegen geräumiger. Sie ist nicht als Flüchtling nach Deutschland gekommen, sondern weil ihr Mann aus Spanien zu Bayer in Leverkusen versetzt wurde. Die beiden wohnen in Pempelfort, auch für sie lautet die Devise: so schnell wie möglich Deutsch lernen, sie will unbedingt arbeiten. Schon zu Beginn war sie aber erleichtert: „Die Leute hier sind nicht so ernst, wie man in Spanien sagt. Sie helfen einem, wenn man nicht gut Deutsch spricht.“
Trotzdem stellen die Menschen wie Mohmad Lababidi Mentalitätsunterschiede zu ihrer alten Heimat fest, in Syrien sind die Menschen in seiner Schilderung manchmal diplomatischer. „Wir machen eher Umwege“, sagt und vollführt dabei mit seinen Händen wilde Schlangenbewegungen. „Die Deutschen sind anders, sie sagen, was sie denken.“ Es hört sich wie ein Kompliment an.