Interview: Lüpertz kämpft im vierten Anlauf ums Erwin-Porträt
Der Malerfürst bittet um Geduld. Das Bild seines Freundes geht ihm nicht so flott von der Hand.
Düsseldorf. Am 20. Mai 2008 ist Oberbürgermeister Joachim Erwin verstorben. Einige Monate später wurde seine Witwe Hille beim damals noch amtierenden Rektor der Kunstakademie, Markus Lüpertz, vorstellig. Sie brachte ihm Fotos mit. Nun ist sie ungeduldig, denn Lüpertz hat das offizielle Erwin-Porträt für das Rathaus noch nicht fertiggestellt. Die WZ sprach mit dem berühmten Künstler.
Lüpertz: Er ist ein ganz eigener Charakterkopf. Aber es gibt ein Problem. Das Porträt soll einerseits einem Kunstwerk und andererseits ihm selbst gerecht werden. Mit dieser Schwierigkeit setze ich mich auseinander. Ich mache ja kein Porträt in dem Sinne, dass ich jetzt eine Auftragsmalerei anfertige, um dann dafür bezahlt zu werden, sondern ich mache ein Kunstwerk.
Lüpertz: Ich will dem Mann, den ich persönlich sehr geschätzt habe und den ich durchaus als meinen Freund gesehen habe, ein künstlerisches Denkmal setzen.
Lüpertz: Ich möchte die Beteiligten bitten, etwas gnädiger mit mir zu sein. Ich arbeite daran wie an allen meinen Bildern. Manche Bilder gehen schnell und manche dauern länger. Ich bin ja kein professioneller Porträtmaler, sondern es ist für mich eine Herausforderung, die ich künstlerisch erledigen möchte.
Wenn ich sage, dass ich das Bild mache, dann kann Frau Erwin sicher sein: Sie bekommt ein verantwortungsvolles Werk. Ich verstehe eine gewisse Unruhe und Ungeduld, ob das auch wird. Aber ich möchte sanft anmerken: Joachim Erwin ist ja noch nicht so lange tot. Es gibt keinen Grund für einen Zeitdruck. Ich kann Frau Erwin, der ich mit großer Zuneigung gegenüber stehe, versichern, dass ich daran arbeite.
Wir sind auch eins in der Beurteilung ihres Gatten, den ich für einen wichtigen, großen Bürgermeister gehalten habe, der mir sehr geholfen hat: Ich empfinde dieses Porträt als Freundschaftspflicht. Aber das dauert eben meine Zeit. Ich hätte auch lieber, es würde schneller gehen. Aber ich kann das nicht beeinflussen, ich kann das nur malen.
Lüpertz: Das ist der dritte Ansatz, den ich verwerfe. Ich habe noch nicht die zündende Lösung, die ich will und die ich von mir selbst erwarte. Wenn Sie Kunst machen, ist das immer so. Einfacher wäre es, wenn Joachim Erwin leben würde und er säße mir gegenüber. Aber ich arbeite nach einem Foto, was ich sowieso ungern mache. Alle meine Porträts habe ich zwar mit Unterstützung von Fotos erschaffen, aber doch vornehmlich in Sitzungen gemacht. Das Bild ist in Arbeit.
Lüpertz: Ich bin auch ungeduldig. Ich verstehe, dass Frau Erwin das gerne schneller hätte, und ich nehme das ja als Kompliment, dass sie das möchte. Sie möchte bitte nicht unsicher werden oder zweifeln. Sie bekommt dafür auch ein würdiges Porträt. Das ist ja vielleicht das Entscheidende.