Tafel bringt jetzt auch Kultur

Die Düsseldorfer Tafel wird 15 Jahre alt. Ihre Klientel wird größer, immer mehr junge Menschen und Kinder rücken in den Blick.

Düsseldorf. 15 Jahre Düsseldorfer Tafel, das klingt nach Routine und Feierlichkeit - aber in diesem Fall ist es umgekehrt. Die Arbeit der Hilfsorganisation hat sich in den vergangenen Jahren rasant ausgeweitet und verändert. Die Vorsitzende Heike Vongehr nannte am Donnerstag vor Journalisten den Grund: "Weil es immer mehr arme Menschen und arme Kinder gibt."

Als eine kleine Gruppe 1994 anfing, mit Privatautos Lebensmittel zu sammeln, richtete sich das Angebot an Obdachlose. Schatzmeisterin Monika Lenz erinnert sich: "Die Stadt hielt unsere Initiative damals für überflüssig, weil es in Düsseldorf angeblich keine Armut gegeben habe."

Vor einigen Jahren meldeten sich verstärkt Hartz-IV-Empfänger und fragten nach Möglichkeiten, an günstige Lebensmittel zu kommen. Inzwischen machen sie die Mehrheit der rund 6.500 Menschen aus, die sich einmal wöchentlich mit einer Ration Lebensmittel eindecken. Aufgefallen ist den Mitarbeitern, dass zuletzt verstärkt jüngere Menschen zu den Ausgaben kämen.

Dazu kommt als Partner die Bruder-Firminus-Klause in der Immermannstraße, die täglich etwa 250 Menschen ein warmes Mittagessen bietet. Und seit zwei Jahren kümmert sich die Tafel auch verstärkt um Schulkinder.

An 22 Schulen in der Stadt unterstützt die "Kindertafel" 1.000 Eltern finanziell, die sich das Mittagessen für ihre Kinder in der Ganztagsschule nicht leisten können. Finanzielle Beihilfen gibt es auch für Theaterbesuche oder die Anschaffung von Musikinstrumenten für die Schulen.

Heike Vongehr glaubt, dass hier ein breites Betätigungsfeld für die Kindertafel liegt. Inzwischen vermittelt sie auch Lesepaten für lernschwache Kinder. Gerade habe sich eine Psychologin gemeldet, die anbietet, ehrenamtlich Erziehungskurse für Eltern zu geben.

Heike Vongehr: "Da kommt noch viel auf uns zu." Ihr zunehmendes Engagement muss die Tafel in diesem Jahr mit weniger Geld finanzieren: Die Zuwendungen seien um 20 Prozent gesunken, absolute Zahlen nennt die Organisation aber nicht.

Kritiker werfen den Tafeln vor, sie würden unabsichtlich das System zu niedriger Hartz-IV-Sätze unterstützen. Heike Vongehr sieht das nicht so: "Uns gab es schon vor Hartz IV." Allerdings fügt sie hinzu: "Ohne unsere Arbeit gäbe es wahrscheinlich mehr soziale Unruhe."