Joachim Erwin ist so populär wie nie

Fünf Jahre nach seinem Tod ist der Ex-OB weithin hoch angesehen — als Macher par excellence.

Düsseldorf. Das berühmte lateinische Diktum „De mortius nil nisi bene“ (über Tote soll man nur auf wohlwollende Weise sprechen) galt natürlich nie für Personen der Zeit- oder gar Weltgeschichte. Es müsste auch nicht für Joachim Erwin gelten, der am Montag vor fünf Jahren mit 58 gestorben ist. Es gilt aber. Denn der ehemalige CDU-Oberbürgermeister ist heute so gut in Düsseldorf gelitten, wie er selbst es sich in seiner Amtszeit wohl nicht hätte träumen lassen.

In diesen Tagen wird eine Debatte aufgewärmt, die erstmals gekocht wurde drei Monate nach seinem Tod. Wie und wo soll sein Name angemessen verewigt werden? Dass der jüngste Vorstoß für einen Erwin-Platz im Bereich des Kö-Bogens ausgerechnet vom neuen SPD-Spitzenkandidaten Geisel in der WZ kam, ist natürlich in allererster Linie Taktik. Aber eben auch bezeichnend, heißt das doch: Die SPD glaubt, es komme in der Bevölkerung heute gut an, den Namen Joachim Erwin hochzuhalten.

In der Tat ist das Image von Erwin nach seinem Tod immer besser geworden. „Der hat wirklich angepackt“, „der hat viel getan“ sind oft zu hörende Wertungen. Gedeckt werden sie offensichtlich durch die vielen abgearbeiteten Projekte von der Schul- bis zur Sportplatzsanierung in seiner Amtszeit von 1999 bis 2008. Und natürlich durch die Großbaustellen Wehrhahn-Linie, Kö-Bogen, die man ebenso wie die Arena mit Joachim Erwin verbindet.

Vergessen jedoch scheint, wie umstritten der frühere OB war. Wohl kein Lokalpolitiker vor ihm und keiner nach ihm hat so polarisiert. Es gab etliche Menschen, die den fleißigen, agilen, scheinbar ständig unter Strom stehenden Erwin verehrt und bewundert haben. Mindestens so viele aber hegten eine tiefe Abneigung gegen ihn. Aber nicht nur bei Rot-Grün und Gewerkschaften.

Auch in der CDU hatte er einige Feinde. Das politische Alpha-Tier Erwin wollte es auch gar nicht anders, bisweilen war er die wandelnde Verkörperung des Mottos: „Ich sage Ja zum Konflikt.“ Dabei ging es dem extrem anspruchsvollen Rathauschef meist um die Sache, um das Wohl der Stadt, so wie er es sah. Die Konsenssoße über Gegensätze zu gießen, das war nicht sein Ding.

Zwei weitere Gründe für Erwins Popularität kommen hinzu. Sein langes, so tapfer ertragenes Leiden an der Krebskrankheit, das auch ärgsten Gegnern große Anteilnahme und Respekt abnötigte. Und dann wird Erwin vom politischen Gegner natürlich auch gegen Nachfolger Dirk Elbers instrumentalisiert. Wissend, dass die beiden sich nicht gerade herzlich zugetan waren.

Doch der Versuch, den „Macher“ Erwin gegen den angeblichen „Verwalter“ Elbers auszuspielen, ist unredlich. Erwin selbst hatte ab 2007 das Investitionsvolumen und -tempo merklich reduziert — und zwar schon vor der Finanzkrise. In einem WZ-Gespräch sagte er damals: „Wir können und werden die Schlagzahl reduzieren.“