Erinnerungen an OB Joachim Erwin, der vor zehn Jahren gestorben ist
Rüdiger Gutt, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtrat, gedenkt dem streitbaren Kämpfer.
Zum letzten Mal sah ich Joachim „Jochen“ Erwin im Rathausflur, am Vortag seiner Reise in die chinesische Partnerstadt Chongqing. Ich war besorgt, ob er den Strapazen des Fluges gewachsen wäre - so körperlich geschwächt wirkte er. Doch während der Krebs seinem Körper zusetzte, blieb sein Wille ungebrochen, sein Geist unermüdlich. Er hätte diese Reise keinesfalls abgesagt. Das verbot ihm sein Pflichtbewusstsein. Kurz nach seiner Rückkehr starb er am 20. Mai 2008 im Rather Augusta-Krankenhaus.
Joachim Erwin hat sich nicht geschont. Schwäche zeigen war in seinem Amts- und Politikverständnis nicht vorgesehen. Ich habe ihn nie klagen hören. Wenn er seit 2003 öffentlich über sein Darmkrebsleiden sprach, tat er es ohne Gefühligkeit. „Man muss das Beste daraus machen, das Leben anpacken und nach vorn schauen.“
Seine Kraft schöpfte er aus der Liebe zu seiner Familie - und zu Düsseldorf. Das war für uns alle zu spüren. Er nannte die Stadt an Rhein und Düssel „Wohlfühlstadt“. Wohl fühlen sollten sich die Menschen in „seinem“ Düsseldorf. Das war sein Ziel, das trieb ihn an. Dafür stritt und arbeitete er sieben Tage die Woche. Nur wenige in seinem Umfeld konnten das Tempo mithalten. Mancher ächzte unter dem fordernden Macher.
Als eine der ersten Amtshandlungen ließ er als neuer Oberbürgermeister das Wasser in den Brunnen wieder fließen. Zuvor war es von Rot-Grün abgestellt worden, um Geld zu sparen. Sprudelnde Brunnen gehörten für Erwin ebenso zu einem Wohlfühl-Düsseldorf wie saubere, gepflegte Parks und blühende Beete. Daran mochte er nicht sparen.
Im Gegenteil: Damit die Stadt neue Lebensqualität entfalten konnte, brachte er ihre Finanzen Schritt für Schritt in Ordnung. So war es denn nur folgerichtig, dass er 2007 gleich mit zwei Herzensanliegen Erfolg hatte: Er tilgte sämtliche Schulden, und Düsseldorf gewann als Blumen- und Gartenstadt die deutsche „Entente Florale“.
Joachim Erwin setzte Meilensteine für ein Düsseldorf des 21. Jahrhunderts. Die Großprojekte Wehrhahn-Linie und Kö-Bogen trieb er gegen alle Widerstände voran, den Medienhafen entwickelte er weiter. Mit Arena und ISS Dome gelangen ihm zukunftsweisende Bauvorhaben. Ohne Zögern ließ er Tonhalle, Oper und Schauspielhaus technisch sanieren.
Familien- und sozialpolitisch sah er die Landeshauptstadt in der Vorreiterrolle: Auf ihn geht die von der CDU eingeführte Kita-Beitragsfreiheit für über Dreijährige zurück. Deutlich erhöht hat er auch die städtischen Zuschüsse an die Wohlfahrtsverbände für soziale Hilfen. Um Düsseldorf sicherer zu machen, wurde der Ordnungs- und Servicedienst personell aufgestockt.
Der klammen Fortuna besorgte er Sponsoren. Für Anderes, wie die Aufwertung des Aquazoos, blieb ihm dagegen keine Zeit mehr.
Ich bin Joachim Erwin von Herzen dankbar für das, was er für Düsseldorf geleistet hat. Für seinen Fleiß habe ich ihn sehr geschätzt.
Als er starb, wollte er, dass wir weiter an seiner „Wohlfühlstadt“ arbeiten. Vor allem drei Dinge hat er uns in seinem politischen Testament aufgetragen: Solide Finanzen sichern, von regionaler Zusammenarbeit profitieren sowie die Stadt grün und gepflegt halten.
Dafür zu kämpfen, ist aller Ehren wert. Als Fraktionschef der CDU fühle ich mich Joachim Erwins Letztem Willen besonders verpflichtet.