Gastbeitrag Das Motto des Katholikentages in Münster bezieht sich auch auf die Landeshauptstadt
Gastbeitrag Das Motto des Katholikentages in Münster bezieht sich auch auf die Landeshauptstadt
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Vor einer Woche endete der 101. Deutsche Katholikentag in Münster. Er stand unter dem Leitwort „Suche Frieden“. Auch viele Menschen aus Düsseldorf habe ich bei diesem Ereignis getroffen. Gut so Ein Katholikentag ist keine innerkirchliche Nabelschau, sondern ein Treffen von hoher gesellschaftlicher, politischer und kultureller Bedeutung - und von kirchlicher sowieso. Der Katholikentag in Münster war für mich ein kraftvolles Zeichen für die Notwendigkeit, den Zusammenhalt in unserem Land und weltweit zu stärken und zu festigen.
Als Christen müssen wir eigene konfessionelle Vorurteile und Trennungen überwinden und verbindliche Schritte aufeinander zugehen und insbesondere mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen friedlich zusammenleben. Der Friede scheint oft unerreichbar, wo Vorurteile, Konflikte, Angst, Hass und Gewalt die Gesellschaft und die Staatengemeinschaft beherrschen. Dennoch müssen wir den Frieden wagen.
Als Christ möchte ich mich für den Frieden im Vertrauen auf die Zusage Jesu Christi einsetzen, dessen Worte wir in jeder Eucharistiefeier sprechen „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“. Dabei sind mir drei Bereiche besonders wichtig.
Auch in Düsseldorf haben bei vielen Unzufriedenheit, Misstrauen und Feindseligkeit einen breiten Raum eingenommen. Für die großen Herausforderungen unserer Zeit versprechen manche Gruppierungen vermeintlich einfache Lösungen. Sie glauben, dass Nationalismus und Egoismus uns einen Vorteil verschaffen könnten. Sie setzen auf Ausgrenzung, Verleumdung und Hetze. Ich bin überzeugt: Ein konstruktives und friedliches Miteinander kann nur erreicht werden, wenn Respekt, Vertrauen und die gegenseitige Anerkennung der jeweils Anderen in ihrer Lebensweise, ihrem religiösen Bekenntnis und ihrer Herkunft selbstverständlich sind. In Düsseldorf stehen wir für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander.
Die soziale Spaltung in unserem Land ist sehr groß. Während eine kleine Gruppe viel besitzt, ist eine große Zahl von Menschen abgehängt: Materiell, weil ihr Haushaltseinkommen nicht die nötigsten Bedürfnisse abdeckt. Kulturell, weil die Vielfalt von Lebensformen frühere Gewissheiten in Frage stellt. Für den sozialen Frieden bedarf es der Integration aller Menschen. Den Armen und Schwachen wird unsere Gesellschaft gerecht, wenn sie ihnen materielle, soziale und kulturelle Teilhabe ermöglicht. Als Christen muss uns wichtig sein, dass auch Menschen in schwierigen Lebenslagen in Würde leben können.
Die weltweiten Migrationsströme haben ihre Ursachen in Verfolgung und Krieg, vielfach aber auch in Hunger, bitterer Armut und der Sehnsucht nach einem besseren Leben. Solange die unfairen Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des Nordens und des Südens, die Ausbeutung von Rohstoffen und die Vernichtung lokaler Märkte nicht gestoppt werden, lässt sich die Schere zwischen Arm und Reich nicht schließen. Kein noch so hoher Zaun wird die Menschen auf der Suche nach Sicherheit und einem menschenwürdigen Leben aufhalten können. Die Vereinten Nationen haben uns mit der 2015 beschlossenen „Globalen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ einen guten Kompass für den Weg zu mehr globaler Gerechtigkeit an die Hand gegeben.
In Gemeinden und Gruppen müssen wir uns für die Menschen in der Einen Welt engagieren. Aber wir müssen auch unsere Lebensweise reflektieren und einen nachhaltigen Lebensstil praktizieren.
Michael Hänsch, Geschäftsfährer der Katholischen Kirche in Düsseldorf