Ausstellung Chinesische Videokunst in Düsseldorf ausgestellt
Düsseldorf · Julia Stoschek widmet sich erstmals einer neuen Generation chinesischer Gegenwartskünstler. Die Idee dazu kommt von Cao Fei, die in der Kunstsammlung ausstellt.
Die Metallurgie bezeichnet das Verfahren zur Gewinnung und Verarbeitung von Metallen und anderen metallurgisch nützlichen Elementen. Darin sind die Chinesen spitze. Sie sind auf dem besten Weg, sich auf diese Weise die Bodenschätze Afrikas einzuverleiben. Gleichzeitig sind sie dafür bekannt, wie sie unter dem Motto „Seidenstraße“ ganze Bahnkorridore in Asien und Afrika bauen, um ihre Produkte weltweit zu befördern. Aber darum geht es in der Ausstellung „New Metallurgists“ der Julia Stoschek Collection an der Schanzenstraße in Oberkassel nicht. Hier ist nicht die Goldgräbermentalität gefragt, auch nicht die Wirtschaftsmacht Chinas, sondern die Kunst. Im Mittelpunkt steht eine Videokunst, die eher harmlos und unverfänglich daherkommt. Sie stammt von jungen chinesischen Künstlern, die zwischen 1980 und 1990 geboren wurden. Die Auswahl traf die chinesische Videokünstlerin Cao Fei, die im K 21 eine große Retrospektive erhält. Ko-Kurator ist der chinesische Wissenschaftler Yang Beichen.
Der Tanz eines Afroamerikaners vor den geschlossenen Läden
Eine der interessanteren Arbeiten stammt von Fang Di. Gleich im Eingang zur Ausstellung zeigt er einen Afroamerikaner, der vor der geschlossenen Fassade einer Ladenzeile auf der Straße tanzt. Er bleibt mithin im Land des Lächelns draußen vor der Tür. Er hat nichts anderes als seinen eigenen Körper, mit dem er zwei improvisierte Tanzeinlagen am Rand der Straße aufführt. Er ist sein eigener Akteur und Zuschauer, begleitet lediglich von einer Filmkamera, die die Tänze aufnimmt.
Von Fang Di stammt auch das Spiel mit einer Sexpuppe, die gerade repariert wird. Derlei künstliche Liebesdienerinnen sind in der Regel Sinnbilder der Einsamkeit, als Ersatz für eine echte Partnerschaft. Auch hier geht es trotz aller fotografischen Raffinesse um eine innere Leere. Kurios ist in diesem Zusammenhang, dass der Künstler gleichzeitig einen internationalen Handel in Papua-Neuguinea betreibt.
Die Einsamkeit einer Witwe beim Wischen eines Spiegels
Was aber soll Zhu Paynes Videospiel in drei Varianten, wenn es doch nur darum geht, die Spielfiguren mal in Schwarzweiß, mal in Farbe abzuschießen. Auch das Spiel mit Fake-Marken ist weniger lustig, als es dem jungen Chinesen lieb sein dürfte. Immerhin setzt er den afrikanischen Immigranten in China Hörner auf den Kopf, um sie als Markenbotschafter zu titulieren. Auf den Gedanken, dass es sich um den Raub geistigen Eigentums handelt könnte, indem aus der Marke Nike die Verballhornung Like wird, kommt der Künstler nicht.
Song Ta dreht seinen Streifen auf einer Achterbahn, ersetzt aber die üblichen Besucher auf einer Kirmes durch sittsame Soldaten, die nicht schreien und nicht zappeln, sondern brav wie Puppen die Berg- und Talfahrt überstehen. Man glaubt kaum, dass es sich um echte Menschen handelt, so statisch und kontrolliert benehmen sich die im Drillen geübten Menschen. Immerhin, hier gibt es eine leichte, fast schon unerwartete Strategie der Provokation.
Das Beispiel, bei dem es um genau beobachtete Menschlichkeit geht, liefert Liu Yujia, die ihren Film erst wenige Tage zuvor fertiggestellt hat. Die 37-Jährige beschäftigt sich mit Grenzen und Regionen, die von ethnischen Minderheiten bewohnt werden. Sie zeigt die Witwe des letzten Uiguren-Königs im Westen Chinas, die 52-jährige Reyanam Dawurt. Sie bewohnt eine Mini-Wohnung im ehemaligen Königspalast, den ihr verblichener Mann in ein Museum verwandelt hat. Ihr bleibt vom Reichtum nur die kleine Einlieger-Wohnung mit Deckchen, in Folien verpackten Dingen und dem Erinnerungsfoto an ihren Mann.
Mitsamt ihrer traditionellen Kopfbedeckung ist sie damit beschäftigt, zu waschen und vor allem einen Spiegel zu wischen. Eine eher traurige Geschichte von einer einsamen, alten Frau, die dazu da ist, um die Zeit totzuschlagen. Vermutlich wischt sie den gesamten Film über, während die öffentlichen Räume wie das Billardzimmer oder der Tanzsaal für die Touristen bereitgehalten werden.
Info: Stoschek Collciton, Schanzenstraße 54, bis 28. April 2019, Öffnungszeit: Sonntag 11 bis 18 Uhr. Deutschsprachige Führungen alle 14 Tage sonntags 11 und 13 Uhr. Gebühr 10 Euro, kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, Studenten, Behinderte, Rentner. Anmeldung und Anfragen unter besuch@julia-stoschek-collection.net