Düsseldorf Kaiser's Filiale: Mitarbeiter plagt die Ungewissheit

In der Kaiser’s-Filiale in Stockum ringen die Mitarbeiter um Fassung. Kunden bekunden ihr Mitgefühl — und fürchten Angebotslücke.

Die Filiale an der Stockumer Kirchstraße ist gut besucht. Einen weiteren Supermarkt gibt es in der nahen Umgebung nicht.

Foto: Michaelis Judith (JM)

Düsseldorf. In der Ladenzeile Sültenfuß an der Stockumer Kirchstraße herrscht am Mittag reger Betrieb: Mehrere Frauen jenseits der 50 bahnen sich ihren Weg zur Kaiser’s-Tengelmann-Filiale. Vor den Chrysanthemen fallen sich zwei Frauen in die Arme, zeigen sich kurz darauf Fotos vom letzten Urlaub. Bei Kaiser’s trifft man sich — zwischen Stürzelberger Kartoffeln und Zierpflanzen.

Auf den ersten Blick scheint die Welt in Ordnung. Schnell wird aber klar, dass die Schließungspläne das dominierende Thema in diesen Tagen ist. Denn: Die Verhandlungen zur Rettung der verlustreichen Supermarktkette sind gescheitert. Der Eigentümer, Karl-Erivan Haub, rechnet nun mit dem Verlust einer „großen Zahl“ von Arbeitsplätzen. Bundesweit beschäftigt Kaiser’s Tengelmann rund 15 000 Menschen in mehr als 400 Filialen. In Düsseldorf sind es immerhin 22 Filialen, die von der Schließung bedroht sind.

An der Stockumer Kirchstraße versuchen die Mitarbeiter, gute Miene zu bewahren. „Wir bemühen uns, stark zu bleiben“, sagt eine Mitarbeiterin, die gerade die Milchprodukte einräumt. Die Nachricht über den gescheiterten Rettungsversuch verbreitete sich am Abend zuvor wie ein Lauffeuer. „Ich war schockiert. Es sah ja zunächst alles danach aus, als gäbe es eine Lösung“, sagt sie. Für sie und die meisten Kollegen stehe nun fest: „Wir bleiben bis zum bitteren Ende und werden für unsere Kunden da sein.“ Nur wenige Mitarbeiter haben angekündigt, nicht mehr zu Arbeit gehen zu wollen. Sie sind enttäuscht und wütend über das abrupte Ende der Verhandlungen.

Eine andere Mitarbeiterin kann ihre Enttäuschung kaum verbergen. „Es nimmt mich mit, auch wenn es mich persönlich nicht mehr betrifft“, sagt sie. Nach 30 Jahren im Unternehmen, geht sie in Rente. „Aber für die vielen Kollegen tut es mir schrecklich leid“, sagt sie.

Vor allem die Ungewissheit über das, was kommt, ist für die Mitarbeiter fast unerträglich. „Wir dachten ja, alles wird gut. Wir waren guter Hoffnung. Und dann kam der große Schock“, sagt eine andere Verkäuferin. „Ich sehe mich schon mit mehreren Minijobs jonglieren. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich werde es nicht leicht haben auf dem Arbeitsmarkt.“

Auch für viele Kunden ist die Nachricht über das mögliche Aus der Filiale eine Katastrophe. „Das ist alles ganz furchtbar“, sagt Hildegard Gantenberg, die seit Jahren an der Stockumer Kirchstraße einkaufen geht. „So viele älterere Menschen sind auf den Laden angewiesen, zwei Seniorenheime sind in der Nähe. Wo sollen diese Menschen demnächst einkaufen gehen?“ Nach einem Beckenbruch ist auch sie stark beeinträchtigt, zur Nordstraße zu fahren oder zum Rewe-Markt in Unterrath zu laufen, sei für sie und viele andere Kunden keine Alternative.

In der Tat würde sich durch die Schließung von Kaiser’s-Filialen das Einkaufsangebot im Norden deutlich verringern: „Wenn die Läden in Lohausen, in Stockum und an der Theodor-Heuss-Brücke dicht machen, ist hier nichts mehr“, sagt eine Kundin. Anwohnerin Maria Ingel sieht es etwas gelassener: „Auch wenn es eine Umstellung bedeutet: Es wird einen Ersatz geben“, sagt sie.