Karneval: Der Prinz ist eine echte Traumrolle
Mal professionell, mal aufgeregt beginnt die Karnevalszeit in Holthausen, Reisholz und Unterbach.
Holthausen. Manchmal kommt das Schönste ganz zum Schluss: Fast drei Stunden tobt schon der Karneval in der Alten Stadtgrenze an der Kölner Landstraße, da holt sich der Sänger, Parodist und Entertainer Tom vom Wege „seine“ Boy Group auf die Bühne.
Allerdings nicht irgendeine: Rainer Fuhrmann, Andreas Binnebesel und Ulli Aschmoneit sind nicht nur alle über 50, sondern auch Präsident, erster und zweiter Vorsitzender der KG Räbbelche.
„Wir sind die Boys für reife Frauen, wir sind zu alt um abzuhauen“, singen sie und legen dazu eine filmreife Tanznummer aufs improvisierte Parkett.
Fuhrmann krönt seinen Auftritt noch durch dreimaliges Radschlagen. „Ich war mal Tanzmajor, davon ist noch etwas hängen geblieben“, sagt er grinsend. Fuhrmann ist die Allzweckwaffe der Räbbelche: Als Präsident führt er stets souverän durch die närrischen Programme, als Hoppeditz nimmt er das Lokalgeschehen aufs Korn und tanzen kann er auch.
Ihn stört, dass Holthausen, nachdem der Klarenbachsaal für größere Veranstaltungen geschlossen wurde, keinen geeigneten Raum hat. „Wir brauchen Platz für 250 bis 300 Menschen, doch den gibt es nirgendwo.“
Reisholz. Orts- und Zeitwechsel: Der Sessionsauftakt der Quatschköpp im Bürgerhaus Reisholz hat noch gar nicht begonnen, die Mädels von der Tanzgarde der Katholischen Jugend machen sich für ihren Showtanz fertig. „Burgfräulein“ Bianka Itzigsohn ist furchtbar aufgeregt. „Heute werde ich inthronisiert, das ist ein ganz besonderer Tag“, sagt die neue Quatschköppin.
Das traumhafte Gewand hat sie im Internet bestellt, den Schmuck auf Mittelaltermärkten gefunden, sogar eine Rede in mittelalterlicher Sprache hat sie verfasst. Warum sie sich das antut?
„Gute Frage.Ich bin in Hassels aufgewachsen, habe dort immer den Zug gesehen und als wir nach Reisholz zogen, ist mein Mann über Freunde im Elferrat der Quatschköpp gelandet. Und da die fast alle Quatschköpp waren, stand für mich fest: Einmal im Leben muss man das machen.“
Denn der Quatschköpp, der oberste Repräsentant des Vereins für eine Session, ist in Reisholz nicht einfach „nur“ ein Prinz, es ist eine Traumrolle. Wikinger und Zwerge waren schon dabei, und nun geht es mittelalterlich zu.
Ob ihr Mann auch einmal Quatschköpp werden will? „Eher nein, es ist unheimlich viel Aufwand.“ So wird seit September an einer Burg gebaut, die beim Veedelzoch am 2. März durch die Straßen ziehen wird.
Unterbach. Die Unterbacher dagegen haben einen echten Prinzen. Dürfen sie auch, denn als der Karnevalsausschuss 1957 gegründet wurde, gehörte der Ort noch zu Erkrath und ein Prinz machte dem Düsseldorfer Prinzen keine Konkurrenz. Johannes I. (Bremkens) und Sandra I. (Lieverscheidt) heißen sie.
Für Bremkens gleich mehrfach ein Grund zum Feiern: 2014 wird er 5x11 Jahre alt, sein Blumengeschäft besteht seit 25 Jahren und die Session ist 111 Tage lang. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“