Kasia Fudakowskis Spiel mit Zäunen und Metaphern
„Boiling Frogs“ (kochende Frösche) ist der absurde Titel einer Schau im Kunstverein — hinter dem sich allerhand verbirgt.
Frösche sind nicht dumm. Werden sie ins kochende Wasser geschmissen, springen sie sofort wieder heraus. Aber Frösche sind nicht klug genug. Denn sobald sie im Wasser liegen, das sich erwärmt, begreifen sie die Gefahr nicht, werden gekocht und sterben. Da man die Parabel hierzulandekaum kennt, ist der Titel für die erste Einzelausstellung von Kasia Fudakowski im Kunstverein am Grabbeplatz wenig attraktiv. Er verheißt nichts. Er will vor einer allzu großen Anpassung warnen und läuft doch ins Leere. Schade eigentlich, geht es doch um eine interessante Schau.
Kasia Fudakowski wurde 1985 in London geboren. Ihr Vater hat polnische Wurzeln, die Mutter kommt aus Ägypten. Die Großmutter hat deutsch-japanische Wurzeln, der Großvater war Engländer, wuchs aber in Jamaika auf. Die Künstlerin selbst hat sich nach den Studien an der Oxford Universität für Berlin als Wahlheimat entschieden. Derart multikulturell geprägt, sucht sie sich von jedem Standort das Beste aus, was sie finden kann — selbst wenn es nur die Materialien sind.
Im Kunstverein schlängeln sich kunstvoll gefertigte Zäune durch den langen Raum, der endlich einmal kein dunkles Loch ist, Tageslicht dringt durch die Sheddächer. Die Zaunteile sind ineinander verhakt und somit standfest.
Auf die Idee dazu kam Kasias Fudakowski zunächst in Polen, wo man aus Sparsamkeitsgründen aus Resten Zäune herstellt. Bei der letzten Istanbul-Biennale, die unter dem Motto der Nachbarschaft stand, erinnerte sie sich daran. Sie besorgte sich aus türkischen Werkstätten Metallreste und verarbeitete sie wie Collagen zu Paravents. Der Pfiff liegt in den Einzelteilen, die allein schon vom Titel her voller Humor sind. Da geht es etwa um ein „frisch getrenntes Paar“, das immer noch seine Wut teilt. Spießer mit spießigen Dauerpflanzen aus Aluminiumblech lassen sich ahnen, die sogar Hundekacke sammeln. Augenbrauen bilden die „Satzzeichen des Gesichts“. Sicherheitsgitter zitieren den Halbmond in der türkischen Fahne. Vier große Besen erinnern an Hexen, sind aber auch Barrikaden, die die Tür versperren.
Neben den Objekten sind in der Ausstellung auch Filme zu sehen. Hier greift die Künstlerin die Impulse von John Cage für die Happening-Bewegung nach dem Krieg auf. In dem Werk „4’33“ behauptete er, jeder Mensch solle täglich nur 433 Worte sprechen. Während sich die Pärchen im Film zwanghaft bemühen, dieser unlogischen Forderung zu folgen, widersetzt sich ein anarchischer Professor dieser Anpassung und wird in einer mit Wasser gefüllten Kapsel seinem eigenen Untergang preisgegeben.
Info: Bis 22. April, Di bis So 11-18 Uhr, Künstlergespräch in Englisch, Mittwoch, 18 Uhr,
kunstverein-duesseldorf.de