Kicker angeklagt — wie brutal ist der Amateurfußball?
Fußballverband beklagt rüde Attacken. 25 Sportler wurden langfristig gesperrt.
Düsseldorf. Es war ganz normales Amateur-Fußballspiel auf dem Sportplatz am Ammerweg. Bis der Rechtsverteidiger des ASC Ratingen-West sich mit seinem Gegenspieler vom TuS Nord einen heftigen Zweikampf lieferte. Am Freitag saßen sich die beiden Kicker erneut gegenüber. Diesmal im Landgericht. Denn der 25-Jährige soll den Stürmer mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, so dass dieser eine blutende Wunde am Kinn davontrug und Anzeige wegen Körperverletzung erstattet hatte.
Kein Einzelfall, wie Manfred Castor, Geschäftsführer des Fußballverbandes Niederrhein, weiß: „In den vergangenen drei Jahren haben wir 25 Sperren von mehr als einem Jahr ausgesprochen. Da muss also etwas Ernstes vorgefallen sein.“ Insgesamt sei zu beobachten, dass immer mehr Jugend- und Amateurspieler sich das Zweikampfverhalten von den Profis abschauen: „Da wird viel stärker in den Gegner hineingegangen. Auch mit den Ellenbogen.“ Wenn jemand seinen Gegner ohne Rücksicht auf die Gesundheit „und mit Schaum vor dem Mund“ foult, hält Castor auch für richtig, wenn das strafrechtlich verfolgt wird.
Der Angeklagte, ein Gleisarbeiter, beteuerte allerdings, dass der Schlag keine Absicht gewesen sei: „Der Ball war in der Luft, ich wollte den Stürmer abdecken und habe mich umgedreht. Vielleicht war es ein Foul.“ Doch der 25-Jährige wurde nicht einmal vom Schiedsrichter verwarnt, die Partie wurde ganz normal zu Ende gespielt.
Allerdings ohne den Stürmer vom TuS Nord. Der Bankkaufmann (25) wurde zunächst von seinen Kameraden beruhigt, er fuhr dann zur Notaufnahme in der Kaiserswerther Diakonie, wo er ambulant behandelt wurde.
Richterin Kerstin Vaupel betonte, dass auf dem Fußballplatz nicht jedes Foul als vorsätzliche Körperverletzung gewertet werden könne. Es gebe ja wie beim Boxen eine Einwilligung zu Zweikämpfen. Schließlich wurde das Verfahren eingestellt. Allerdings zahlt der 25-Jährige 400 Euro an den Stürmer.