„Vielleicht leihen sich die Kunden jetzt mal ein Lastenrad“ Erste Mobilitätstation mit ÖPNV-Anschluss eröffnet
Düsseldorf · Die Stadt will am Kirchplatz den Umstieg zwischen Bus, Bahn, Fahrrad und Carsharing nachhaltig verbessern.
Nach den Anlagen am Stadttor und am Friedensplätzchen hat Düsseldorf seine dritte Mobilitätstation erhalten. Die am Freitagmorgen eröffnete Station am Kirchplatz ist aber nicht nur deshalb besonders, weil sie die erste in der Stadt mit einem Anschluss an den ÖPNV ist, sondern auch aus einem weiteren Grund: „Es ist das erste Mal, dass in Deutschland eine Anlage im öffentlichen Raum steht, die sicheres Lastenrad- und Fahrradparken mit dem vollautomatisierten Verleih von E-Lastenrädern raumeffizient kombiniert“, sagt David Rüdiger von der Connected Mobility Düsseldorf (CMD). Die CMD setzt das Mobilitätstation-Programm zusammen mit dem Amt für Verkehrsmanagement um, bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 100 Anlagen im Stadtgebiet stehen.
Der Kirchplatz verbindet vier U-Bahn- und fünf Buslinien. Mit der Erweiterung des Mobilitätsangebots will die Stadt die sogenannte „erste und letzte Meile“, also den Weg von und zu einer Haltestelle, deutlich verbessern. Die Leihlastenräder, eine (E-)Carsharing-Station und Sharingstationen für das ordentliche Abstellen von Leih-E-Scootern, Leihrollern und Leihrädern entlang des Fürstenwalls sollen das Angebot am Verkehrsknotenpunkt vervollständigen. Verkehrsdezernent Jochen Kral sagt: „Die Bus- und Bahnhaltestellen der Rheinbahn sowie die bestehenden Taxistände und das Parkhaus unter dem Kirchplatz werden nun mit den Sharing-Angeboten sinnvoll ergänzt, so dass immer mehr Bürger flexibel ihren Mobilitätsbedürfnissen nachkommen können, ohne ein eigenes Auto finanzieren zu müssen. So ist eine emissionsfreie und effiziente Mobilität in vielfältiger Weise möglich.“
Die Baukosten der Station belaufen sich auf rund 300 000 Euro, wovon 80 Prozent vom Wirtschaftsministerium NRW getragen werden. Wegen des ÖPNV-Anschlusses, der dichten Besiedelung und des Handels in der Nähe, etwa an der Friedrichstraße, sei der Kirchplatz ein idealer Standort für eine Station, sagt Kral.
Angebote nicht gebündelt, sondern um Kirchplatz verteilt
Die Angebote befinden sich dabei nicht gebündelt auf einem Fleck, sondern stehen den Bürgern rund um den Kirchplatz verteilt zur Verfügung. Für die angestrebte Verkehrswende müsse man den Menschen derartige Angebote machen, so der Dezernent. In Sachen Mobilitätstation sieht sich Düsseldorf somit durchaus als Vorbild für andere Städte – zumal auch die erste eröffnete und schon kritisierte Station am Stadttor inzwischen laut CMD auch von Bürgern angenommen wird. Sechs von acht Stellplätzen seien vergeben, berichtet Rolf Neumann (CMD). Am Friedensplätzchen waren die Plätze binnen zwei Stunden vergeben.
Die Eröffnung am Kirchplatz wurde am Freitagnachmittag noch ein bisschen gefeiert. Vertreter der Sharinganbieter stellten ihre Angebote vor, Händler der Friedrichstraße hatten kleine Stände aufgebaut und auch das Zentrenmanagement Friedrichstraße und die Einzelhandelsinitiative Die Friedrichs stellten sich vor. Wegen des Umbaus der Einkaufsstraße leiden die Gewerbetreibenden derzeit unter Umsatzeinbußen, ihre Geschäfte sind für Kunden kaum zu erreichen, Parkplätze vor den Läden wurden zur Baustelle. „Vielleicht leihen sich die Kunden jetzt mal ein Lastenrad, um schwerere Einkäufe nach Hause zu transportieren, wenn sie nicht mehr vor der Tür parken können“, sagt Britta Meyer von den Friedrichs. Katharina Schulz (Zentrenmanagement) hofft, dass die Mobilitätstation „für etwas Belebung“ sorgt. Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne) befürwortet jede Station in der Stadt. Jede einzelne sei ein kleiner Schritt zur Verkehrswende und wichtig für die Quartiersentwicklung.