Kö-Bogen Kö-Bogen: Düsseldorfs Innenstadtumbau geht auf die Zielgerade

Düsseldorf · Mit dem Richtfest des Ingenhoven-Komplexes nähert sich im Stadtzentrum eine zehnjährige Zeit der Baustellen ihrem Ende.

Blick auf die Baustelle mit den beiden Ingenhoven-Gebäuden vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus und dem Dreischeibenhaus (l).

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Es ist fast zehn Jahre her, dass in Düsseldorf der Umbau der Innenstadt an der Kante zum Hofgarten begann. Nun rückt die Vollendung näher. Schlusspunkt des stadtplanerischen Großprojekts „Kö-Bogen“ ist ein zweiteiliger Gebäudekomplex des Architekten Christoph Ingenhoven gegenüber dem Schauspielhaus an der Schadowstraße für rund 500 Millionen Euro, in dem am Donnerstag Richtfest gefeiert wurde.

Im Frühjahr nächsten Jahres sollen die ersten Mieter einziehen. Auf 25 000 Quadratmetern wird es dann Gastronomie, Einzelhandel und in den oberen Etagen des bis zu 29 Meter hohen, größeren Gebäudes auch Büros geben. Als Mieter stehen bereits fest: Aldi, Mango, TK Maxx und DM.

Anfängliche Kritik an
der Massivität der Gebäude

Die beiden Projektentwickler Centrum und B&L sowie Architekt Ingenhoven mussten sich zwar von Beginn an Kritik gefallen lassen, vor allem an der Massiviät der Gebäude, die den Blick auf das Schauspielhaus verstelle. Im Wettbewerbsverfahren jedoch konnte sich Ingenhoven mit einem Kniff durchsetzen, der nun auch auf der Baustelle sichtbar geworden ist und nicht mehr nur auf Simulationen. Die einander zugewandten Seiten der Gebäude weisen ein schräges Gefälle auf, sodass sich zwischen ihnen der optische Eindruck eines Tals ergibt, durch das der Blick auf das Schauspielhaus frei bleibt. Freilich nur, wenn der Betrachter eine entsprechende Position einnimmt.

Ingenhoven konnte zudem überzeugen, da er die (Dach-)Schräge des bis zu zehn Meter hohen kleineren Gebäudes als Liegewiese für die Öffentlichkeit anlegt. Der größere Bau wird zudem auf Dach und zwei Fassaden-Seiten mit insgesamt fast acht Kilometer langen und übereinander angeordneten Hainbuchenhecken-Streifen begrünt, was positive ökologische Effekte mit sich bringen soll. Wie gut das am Ende aussehen wird, bleibt abzuwarten. In den beiden 300 Millionen Euro teuren Gebäuden des Architekten Daniel Libeskind, die die Projektentwickler „Die Developer“ auf dem ehemaligen Bus- und Bahnknotenpunkt Jan-Wellem-Platz in der ersten Phase des Kö-Bogen-Projektes vor fünf Jahren bauten, ist das längst nicht so geglückt, wie die Simulationen vorher versprachen.

Doch der neue Kö-Bogen sollte stets mehr sein als zwei Neubauten von Stararchitekten. Um „Stadtreparatur“ ging es den Verwaltungsspitzen sogar, also um die Korrektur der Fehler, die mit dem Bau der autogerechten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden. Dazu zählte am Ende — trotz zahlreicher Proteste — auch der Abriss der Hochstraße Tausendfüßler. Mit Straßentunneln (und auch dem Bau der U-Bahn) unter dem gesamten Areal gelang es, Aufenthaltsqualität zu schaffen, wo früher an zentraler Stelle der Verkehr tobte.

An den Libeskind-Bauten lässt sich mittlerweile auf Sitzstufen am Teich Landskrone der Blick auf den Hofgarten genießen. Er ist nach historischem Vorbild besser mit der Königsallee verbunden und wächst auch selbst wieder stärker zusammen, da die Hauptverkehrsader Berliner Allee nummehr unterirdisch verläuft und ihn nicht mehr teilt. Auf dem Deckel ist stattdessen eine Platanenallee samt Bänken entstanden.  400 Millionen Euro hat die Stadt für den Stadtumbau investiert, wie ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Durch den Verkauf städtischer Grundstücke vor allem für die beiden Hochbauten habe die Kommune jedoch auch 123,5 Millionen Euro auf der Habenseite verbucht.

Übrigens: So ganz geht die Baustellenzeit in der City mit der Gestaltung des Gustaf-Gründgens-Platzes samt neuer Pflanzen, Leuchten und Sitzgelegenheiten, der Sanierung des Schauspielhauses  und den angrenzenden Ingenhoven-Bauten im nächsten Jahr nicht vorbei. Denn dann wird der dortige Teil der Schadowstraße zur Fußgängerzone umgebaut.