Kulturpolitik Alain Bieber bleibt Künstlerischer Leiter des NRW-Forums

Düsseldorf · Sein Haus soll zukünftig mit dem Kunstpalast zusamenarbeiten, um den Kunststandort Ehrenhof zu stärken.

Bleibt nun doch Künstlerischer Leiter des NRW-Forums: Alain Bieber. Sein Haus wird zukünftig mit dem Kunstpalast zusammenarbeiten.

Foto: dpa/Maja Hitij

Noch vor gut einem Monat sah alles danach aus, als ob Alain Bieber im kommenden Frühjahr als Chef des NRW-Forums abtreten würde. Nun ist es anders gekommen: Bieber bleibt künstlerischer Leiter des Ausstellungs- und Veranstaltungshauses im Ehrenhof. Das erklärte er in der Sondersitzung, die der Aufsichtsrat des NRW-Forums am Donnerstag abhielt. Dort stellte Bieber sein Konzept zur Zukunft seines Hauses vor. Demnach soll das NRW-Forum organisatorisch an den Kunstpalast angebunden werden, sein eigenes Profil mit den inhaltlichen Schwerpunkten aber beibehalten: Fotografie, Pop und digitale Kultur. Durch den Zusammenschluss der beiden Häuser sollen Synergien entstehen, der Ehrenhof gestärkt werden und Besucher ein noch attraktiveres Programm geboten bekommen. Die organisatorische Neuausrichtung soll dem NRW-Forum mehr Sicherheit und eine größere Freiheit verleihen, seine programmatische Ausrichtung weiter zu schärfen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte sich zusammen mit Marcus Münter als stellvertretendem Vorsitzenden des Aufsichtsrats in einem Gespräch dafür stark gemacht, dass Alain Bieber seine Arbeit am NRW-Forum fortführt. Schon vor gut einem Monat erklärte Geisel gegenüber unserer Zeitung, sich für eine Weiterbeschäftigung Biebers einzusetzen: „Und wenn es so kommt, freue ich mich darüber.“ Der Oberbürgermeister gilt – ebenso wie Marcus Münter – als glühender Verfechter des 40-jährigen Museumschefs. Beide schwören auf Biebers zeitgeistige Ausrichtung des NRW-Forums: Mit Ausstellungen zu Selfies, Katzenvideos, Pizzas, Verschwörungstheorien oder Kooperationen mit TV-Satiriker Jan Böhmermann (er kuratierte eine Schau zu Deutschland im Superwahljahr 2017) öffnete er das Haus am Ehrenhof für ein junges Publikum und machte das ältere Publikum mit Themen der digitalen Kultur vertraut.

Doch Bieber beklagte im März dieses Jahres mangelnde Rückendeckung für seine Arbeit seitens der Stadtpolitik – ausgenommen Thomas Geisel, der ihn immer unterstützt habe. Gegenüber ungewöhnlichen Experimenten, zeitgenössischen Kulturdiskursen und Digitalisierung sei die Politik nicht aufgeschlossen. Obwohl die Mehrheit im Aufsichtsrat den Vertrag mit Bieber verlängern wollte, kündigte er seinen Abschied an. Nun scheint sich seine einstige Wut auf die Stadt in Zuversicht verwandelt zu haben: „Ich danke Thomas Geisel und dem Aufsichtsrat, dass sie mich ermutigt haben, weiterzumachen.“ Biebers große Hoffnung liegt auf der Kooperation mit dem Kunstpalast. Dieses Konzept im Sinne eines einheitlichen Ehrenhofs war bereits im Vorhinein als ein mögliches Zukunftsszenario diskutiert worden.

Auch Felix Krämer, der Chef des Kunstpalastes, sieht die Zusammenarbeit mit dem NRW-Forum positiv. Mit Alain Bieber teile er die Vision eines breiten Kunstbegriffs, starker Partizipation und neuer Impulse: „Wir verstehen uns als lebendiges Haus der Kunst und Identifikationsort für alle Düsseldorfer mit einem Programm, das über den tradierten Kunstkanon hinausführt“, so Krämer.

Wie aber sieht diese Zusammenarbeit der beiden Häuser im Ehrenhof konkret aus? Felix Krämer wird als Generaldirektor fungieren, Alain Biebe als Künstlerischer Leiter muss ihm berichten. Inhaltlich werden beide Museumschefs – entsprechend ihres weit gefassten Kunstbegriffs – weiterhin auf einen Genre-Mix setzen: Fotografie, Mode, Design, digitale Kultur. Felix Krämer zeigte bereits mit seiner Schau „PS: Ich liebe Dich“, in der er Sportwägen aus der 1950er bis 1970er Jahren präsentierte, dass er nicht „nur klassisch“ auszustellen gedenkt. Mit der Schau zu Pierre Cardin im September wird Krämer diesen experimentierfreudigen Weg fortsetzen.

Alain Bieber wird weiterhin das Zusammenspiel zwischen Kunst und digitaler Netzkultur beleuchten. Auch wenn nicht alle von ihm verantworteten Schauen zu diesem Thema – etwa „Pizza is God“ – gelungen waren, waren sie von der Idee her ungewöhnlich und damit belebend für den Kunstdiskurs. Und Themen wie Künstliche Intelligenz, Robotik oder Virtual Reality, die Bieber mit dem neuen Format des Meta Marathons und mit dem virtuellen Anbau für digitale Ausstellungsprojekte verhandelt(e), spielen in der Gegenwartskunst inzwischen eine wichtige Rolle und müssen auch in Museen debattiert werden.

Felix Krämer betont, dass Kunstpalast und NRW-Forum mit der Kooperation nun das realisieren, was viele Besucher beim Besuch des Ehrenhofs bislang ohnehin geglaubt hatten: dass beide Häuser zusammengehören.