Kunst und Sport Die Kampfkünstlerin Lara Werth lebt zwischen Malerei und Kickboxen
Düsseldorf · Lara Werth studiert an der Kunstakademie. Und sie surft. Und sie schauspielert. Und sie kämpft im Ring. Jüngst war die 23-Jährige in Thailand und gewann dort ihren ersten Profikampf.
Bei manchen Menschen fragt man sich ja, was alles in so ein Leben passt. Ob deren Wochen mehr als sieben Tage kennen. Lara Werth ist so jemand. Die ist erst mal eine 23 Jahre alte Studentin an der Kunstakademie bei Siegfried Anzinger. Sie malt und verkauft Bilder. Außerdem geht sie gern surfen und reist mit Freunden um die Welt. Das klingt schon recht aufregend, aber reicht ihr lange nicht.
Lara Werth ist auch eine Art Instagram-Person, die andere Menschen über das soziale Netzwerk an ihrem Alltag teilhaben lässt. Mehr als 50 000 Follower interessieren sich für ihr Leben, das längst nicht abschließend zusammengefasst wäre. Denn nebenbei ist sie auch Amateurweltmeisterin im Kickboxen. Ach ja, und Schauspielerin.
Das sieht sie selbst allerdings anders. Na gut, sagt sie, sie habe schon eine Agentur und war in Werbespots oder Serien zu sehen, „aber das stelle ich erst mal hinten an, drei Sachen sind zu viel, ich möchte mich auf Kunst und Sport konzentrieren.“
Mit 16 kam sie per Zufall zum Kampfsport
Der Sport hat sie jüngst nach Thailand geführt, auf die Insel Koh Yao Noi. Dort, wo das artverwandte Thaiboxen mehr ist als ein Zeitvertreib. Muay Thai ist der Nationalsport, der an jeder Ecke zu sehen ist. Auf Plakaten und Bildschirmen, in Hinterhofbuden und großen Arenen. Die Kämpfer werden so verehrt wie hier die Fußballer.
Lara Werth wollte das alles mal aus der Nähe sehen. Schließlich ist der Kampfsport auch für sie mehr als ein Hobby. Mit 16 hatte die gebürtige Bonnerin eine Wette verloren und ging deswegen zum Training, es war sofort ihr Sport, der immer wichtiger wurde. Auch als sie nach Köln und später wegen des Studiums nach Düsseldorf zog, blieb sie dabei. Seit Jahren trainiert sie fast täglich. 2018 gewann sie in Athen zwei Mal Gold bei den Weltmeisterschaften der Amateure.
Was sie noch erleben wollte: Training und Kampf in Thailand. Also war sie nun gemeinsam mit Aleksandra Paunovic und Raphael Mavrouderakis vor Ort. Die drei trainieren in der Sportschule Alex auf der Hüttenstraße in Friedrichstadt. Ihr Meister Alex Kamanis, selbst ein hochdekorierter Kämpfer, stellte den Kontakt her.
Hartes Training, Selfiewünsche und der große Kampf
Auch in Thailand war er dabei, das Düsseldorfer Trio wurde dennoch von lokalen Kämpfern trainiert. Das hatte etwas von diesen Trainingssequenzen in Karatefilmen. „Wir sind um 6 Uhr aufgestanden und mit einem verrückten Thailänder joggen gegangen, der mit dem Moped neben uns hergefahren ist. Dann ging es zu einer harten Einheit in den Ring, dann wieder joggen, dann wieder schlagen.“ Drei Wochen ging das so. Bis die großen Kämpfe in einem Stadion anstanden. Weil die überall auf Plakaten beworben wurden, „kannte uns irgendwann jeder, da kamen Schulkinder und wollten Fotos machen“.
Hinterher konnten sie sich vor Selfiewünschen kaum retten, denn alle drei hatten ihre Kämpfe gewonnen, Lara Werth gegen eine erfahrene Thailänderin. Und weil es dafür ein paar tausend Baht (1000 Baht sind keine 30 Euro) Prämie gab, darf sie sich nun offiziell Thaibox-Profi nennen. Das Geld gab sie an die Trainer weiter.
Seit einigen Tagen ist sie wieder in Düsseldorf und widmet sich der Malerei bei Siegfried Anzinger, den sie genauso schätzt wie Trainer Alex Kamanis. Schon als Kind malte sie, später wählte sie Kunst als Leistungskurs. Trotzdem studierte sie erst Medien- und Kulturwissenschaften. Doch das war es nicht, sie bewarb sich an der Kunstakademie. Erfolgreich. Seitdem malt sie noch intensiver, „meist skurrile Sachen mit Tieren“. Eine Kuh in der Badewanne. Ein Nashorn mit einer Stadt auf dem Rücken. Ein Bär im Boxring. Das kommt an. Sie stellt aus und verkauft. Reich ist sie nicht, „aber solange ich meine Miete und meine Leinwände zahlen kann, bin ich glücklich“.
Freiheit in der Kunst, Disziplin im Sport
Irgendwann will sie sich auf die Kunst konzentrieren, aber noch steht der Sport etwas im Vordergrund. „Ich bin erst 23 und habe noch genug Zeit für ein paar Dinge im Sport, aber malen kann ich mein ganzes Leben lang, kickboxen nicht.“
Derzeit mag sie die Kombination. Dass sie ungewöhnlich ist, weiß sie natürlich. Die anderen Künstler schauten sie ähnlich verdutzt an, wenn sie über Kampfsport redet, wie die Boxer, wenn sie vom Malen erzählt. Aber gerade die Gegensätze faszinieren sie. „In der Kunst ist nichts obligatorisch, man hat viel Ablenkung und Freiraum. Da sagt dir keiner, dass du um 8 Uhr im Atelier stehen musst. Der Kampfsport hingegen basiert auf Disziplin.“ Und wer könnte die besser gebrauchen, als eine 23-Jährige, die mehrere Leben gleichzeitig führt.