Koeps Kino

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Foto: Ben Wolf/Arsenal Film/dpa

Nach fast vier Jahrzehnten Islamischer Diktatur ist die Diskrepanz zwischen der „öffentlichen“ Moral des repressiven Regimes mit seinen drakonischen Strafen, der Lebenslust der jungen Iraner und der menschlichen Realität unerträglich groß geworden. Das Filmprojekt von Ali Soozandeh greift diese Tabu-Zone in der iranischen Gesellschaft offensiv auf. Der Film erzählt von drei Schicksalen in Teheran, die es gar nicht geben darf: eine Prostituierte geht eine Affäre mit einem Revolutionsrichter ein, um ihre Scheidung zu erlangen und für ihren behinderten Sohn zu sorgen. Ein junges Liebespaar muss irgendwie die Jungfräulichkeit wiederherstellen, weil das Mädchen verheiratet werden soll. Das Paar Sara und Mohsen kommt da der Scharia-Norm am nächsten, doch obwohl das erste Kind unterwegs ist, kriselt die Ehe mächtig. Bildstarke, manchmal sehr didaktische Abrechnung mit der Bigotterie im Gottesstaat der Mullahs.

Bambi, Do. u. Mi. 19 Uhr (im pers. OmU), Fr. - Di. 17 Uhr, am So. im Rahmen der Eine Welt Tage Diskussion mit Gästen um 15.30 Uhr

Sportlich war es keine Sternstunde, aber es war quasi das Endspiel im „Kampf der Ge-schlechter“. 1973 versuchte der gewiefte Selbstvermarkter und Ex-Tennis-Champ Bobby Riggs seine sinkende Popularität mit einer provokanten Strategie aufzupeppen: Er behauptete, jeder männliche Tennis-Profi könne es leicht mit der Weltranglistenersten der Frauen aufnehmen. Mit Billy Jean King traf er auf eine Gegnerin, für die das Match auch eine politische Herausforderung war. Ihr „Triumph“ gelang in drei klaren Sätzen (freilich war Riggs mit 55 fast doppelt so alt und es gibt Hinweise auf Wettbetrug) und gilt als eine der Meilenstein des Feminismus. Mit Emma Stone und Steve Carell in den Hauptrollen und mit dem bewährten „Little Miss Sunshine“-Charme haben Jonathan Dayton und Valerie Faris die Geschichte des Matches als Tragikomödie mit Feelgood-Effekt inszeniert

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl OmU)

Als die Rockband „Silly“ 1978 in Ost-Berlin gegründet wurde, da stand die Mauer noch gut zehn Jahre, und Stasi und Zensur waren ständiger Begleiter des Freiheitsbestrebens von Künstlern. Mittlerweile kann „Silly“ längst „Frei von Angst“ spielen, doch Lampenfieber ist immer noch dabei. Nach dem Tod der Frontfrau Tamara Danz kam 2006 die Schauspielerin Anne Loos zu der Kultband. Dokumentation der „Kopf an Kopf“-Tour von Sven Hafar.

Atelier, Do. 21.15 Uhr, Sa. 13.30, So. 14.30 Uhr

Verfolgung hat der chinesische Künstler Ai Weiwei selbst in seinem Heimatland zu spüren bekommen. Dennoch hat er sich unerschrocken für die Freiheit eingesetzt. So auch mit seiner Dokumentation über den globalen Flüchtlingsstrom, den er hier in 23 Ländern porträtiert. Gegen das populistische Schüren von Ängsten und Abwehrreflexen setzt der Film auf Bilder dieser Menschen und ihrer Erfahrung des größten Leids.

Cinema, tgl. 16 u. 19 Uhr (engl OmU), am Sa. kommt Ai Weiwei zur Vorstellung um 19.30 Uhr

Van Gogh-Krimi. Wie starb Vincent van Gogh? Den ominösen Todesumständen des verkannten Künstlers geht diese kunsthistorische Spekulation mit kriminalistischer Recherche auf den Grund. Besonderer Kunstgriff dieser Ermittlung ist die Übermalung der Filmbilder im post-impressionistischen Stil des Künstlers, die quasi die Bilderwelt van Goghs zum Leben erweckt. Im Auftrag des (oft porträtierten) Postmeisters Roulin soll dessen (ebenfalls oft gemalter) Sohn Armand den letzten Brief Vincents an seinen Bruder und unermüdlichen Förderer Theo übermitteln, doch der ist in einer Irrenanstalt gestorben. Armand macht sich auf, um die letzten Lebensmonate van Goghs anhand seiner Modelle aufzuklären. Britisch-polnische Koproduktion von Dorota Kobiela und Hugh Welchman.

Bambi am Fr. um 19 Uhr im Rahmen der Reihe polnischer Film on tour (engl. OmU)

Dank Crowdfunding konnte der Schauspieler/Drehbuchautor/Regisseur Jan Henrik Stahlberg („Muxmäuschenstill“) einen Film realisieren, der als das kompromisslose Ge-genstück zu „Simpel“ (s.u.) betrachtet werden kann: provokant, politisch völlig unkor-rekt und umwerfend komisch. Rocky (Stahlberg) hat schon bessere Tage gesehen, zum Beispiel als „Stecher von Wup-pertal“, doch der Erfolg seiner Aufreißer-Sprüche hat deutlich nachgelassen. Dann klingelt plötzlich sein Sohn Thorben (Franz Rogowski) an der Tür: Der wegen versuchter Vergewaltigung in die Psychiatrie eingewiesene junge Mann ist flüchtig und hofft nun einschlägige Erfolgsrezepte des Vaters. Rocky verfällt in Nostalgie, der Sohn in ein pathologisches Anmacher-Syndrom... Bitterböse Männer-Satire zum genüsslichen Fremdschämen.

Metropol, Do. - Di. 21.30 Uhr

Das Schema der romantischen Culture-Clash-Komödie ist im europäischen Kino schon zigfach durchdekliniert worden, die US-Variante kann dem Thema dennoch neue Nuan-cen abgewinnen. Kumail stammt aus Pakistan und lebt mit seiner traditionell orientierten Familie in den USA. Als Stand-up-Comedian präsentiert er ein Programm über das Dilemma zwischen den Kulturen seiner alten und neuen Heimat. Als er die Amerikane-rin Emily kennenlernt, bekommt dieser Zwiespalt ernste Dimensionen, denn seine Familie versucht hartnäckig, ihm eine pakistanische Braut zuzuführen. Der Film von und mit Kumail Nanjiani in der Hauptrolle erzählt auch dessen autobiographische Liebesgeschichte.

Metropol, tgl. (außer Mo.) 19 Uhr und tgl. um 21.30 Uhr (engl. OmU)

Liebe Leser, da die Spielzeiten der Filme z. T. täglich variieren, prüfen Sie bitte den Beginn tagesaktuell unter

filmkunstkinos.de.