Kommunalwahl in Düsseldorf Wahlkampf mit und ohne Maske
Düsseldorf. · Für die Oberbürgermeister-Kandidaten ist es ein schmaler Grat, auf die Bürger zuzugehen und auch die Corona-Regeln einzuhalten.
Die 7-Tages-Inzidenz lag am Sonntag in Düsseldorf bei 20,7. Der zuletzt gestiegene Wert, der die Zahl der Neuerkrankungen in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner angibt, lässt derzeit Corona-Lockerungen nicht zu. Für die Oberbürgermeister-Kandidaten bedeutet das: Sie sind weiterhin dazu gezwungen, einen Wahlkampf unter erschwerten Bedingungen zu machen. Für die Bewerber ist es rund drei Wochen vor der Wahl am 13. September ein schmaler Grat, auf der Jagd nach Stimmen einerseits auf die Menschen zuzugehen und andererseits die Corona-Regeln zu befolgen.
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagt: „Wahlkampf ohne den direkten Kontakt zum Wähler ist kein Wahlkampf.“ Als der OB jedoch in der vergangenen Woche an der Lorettostraße vor den Restaurants seine Flyer verteilte, fanden dies nicht alle vorbildlich. Geisel und zwei Helfer sollen keinen Mund-Nasen-Schutz getragen und keine 1,5 Meter Abstand zu den Gästen eingehalten haben. Der OB betont aber, dass er immer eine Maske dabei habe und sich mit den Bürgern vorab darauf verständige, ob er sie aufsetzen soll oder nicht. „Wenn ich im Freien unterwegs bin, setze ich in der Regel keine Maske auf. Das liegt daran, dass das Infektionsrisiko nahezu ausgeschlossen ist, wenn man den Abstand einhält. Wenn ich aber in ein Lokal hineingehe, setze ich selbstverständlich meine Maske auf“, sagt der OB, der bei der Begrüßung auf einen Händedruck verzichtet, aber auch nicht übertreiben möchte: „Ich finde es auch nicht vorbildlich, wenn man mehr tut, als die Regeln besagen. Die Regeln sind wohl durchdacht und nicht so gestaltet, um übermäßige Besorgnis zu verbreiten, sondern um Menschen zu einem angemessenen Verhalten zu bewegen. Ein Vorbild sollte sich angemessen verhalten und nicht übertreiben.“
Auch Stephan Keller, OB-Kandidat der CDU, verzichtet im Straßenwahlkampf meist auf den Mundschutz. Der Kandidat sollte noch erkennbar sein, heißt es vom Wahlkampfteam. Auch die anderen Unions-Mitglieder an den Ständen können die Masken nach eigener Maßgabe auf- oder absetzen. Wenn es voller und enger wird, sind sie dazu angehalten, den Schutz zu tragen. Die Christdemokraten beziehen sich hier auf die Corona-Regel, dass sich zehn Menschen in der Öffentlichkeit zusammen aufhalten dürfen. Eine so große Gruppe komme an den Ständen aber nur selten zusammen. Die meisten Bürger, die mit dem CDU-Kandidaten sprechen wollen, seien aber sensibel und hielten sich an die Abstandsregeln.
Parteien achten auf Abstände
zu anderen Wahlständen
Auch auf die Abstände zu anderen Wahlständen achten die Parteien. Je nach Ort und Gegebenheit stellen sie sich in einigen Metern Entfernung zur Konkurrenz auf. An den Ständen der FDP gilt: Die Wahlkampfhelfer entscheiden selbst, ob sie Masken tragen oder nicht. Wer darauf verzichtet, muss aber Abstand halten – zu den Parteimitgliedern und zu den Bürgern. OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann trägt keinen Mund-Nasen-Schutz, um sich besser mit den potenziellen Wählern unterhalten zu können, wie sie sagt. Wenn sie unterwegs ist, schlägt sie aber das Händeschütteln aus und ermahnt auch mal Gesprächspartner, die zu nahe kommen oder etwa beim Sprechen die Maske vom Mund ziehen und sich so immer wieder in das Gesicht fassen. Dass Strack-Zimmermanns Wahlkampfauto am Wochenende am Ende eines Radfahrwegs geparkt hat – davon wurden Bilder ins Internet gestellt – soll nicht mehr vorkommen. „Das Fahrzeug hat dort 15 Minuten gestanden. Beim nächsten Mal werden wir besser darauf achten“, sagt die Politikerin.
Stefan Engstfeld, der OB-Kandidat der Grünen, geht mit Maske auf die Menschen zu, versucht mit ihnen ins Gespräch zu kommen und seine Flyer zu verteilen. Wenn er die vorgegebene Abstandsregel einhalten kann, dann verzichtet er auf den Mund-Nasen-Schutz im Grünen-Design. „Weil viele Veranstaltungen ausgefallen sind, ist es für die Leute viel schwieriger geworden, uns Kandidaten persönlich zu erleben. Wenn sie mich dann mal auf der Straße treffen, aber wegen der Maske nur die Hälfte meines Gesichts sehen, sollte ich auch schon mal zwei Meter zurückgehen und die Maske absetzen“, erzählt Engstfeld. Nachdem der Wahlkampf zu Beginn digitaler geworden war, sei er zuletzt mit den Infoständen und dem Verteilen der Flyer wieder persönlicher geworden: „Ich würde aber nichts machen, bei dem ich auch ein unsicheres Gefühl hätte.“ Der Haustürwahlkampf bleibt für den Grünen ein
Tabu.
Bei den Linken musste sich Udo Bonn erst einmal an den veränderten Wahlkampf – unter anderem mit TikTok-Videos – gewöhnen. „Das ist etwas ganz Neues für uns“, sagt der Linke, dem es aber weiterhin den größten Spaß macht, mit den Leuten direkt zu reden und zu diskutieren. „Ich mag nicht nur den Straßenkarneval, sondern auch den Straßenwahlkampf am liebsten.“ So zieht auch Bonn abends gerne los und spricht potenzielle Wähler direkt an: „Wenn die Leute es wollen, setze ich mich auch dazu und quatsche mit
ihnen.“