Kommunalwahl Diskussion um Wunsch nach wöchentlichem Muezzin-Ruf

Elberfeld · Die sieben Kandidaten um den Posten des Oberbürgermeisters diskutierenten im Haus der Integration.

Im Haus der Integration diskutierten die Kandidaten.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Bei der Zustimmung zur gesellschaftlichen Integration und der Zusammenarbeit mit den muslimischen Gemeinden waren sich die Kandidatin und Kandidaten zur anstehenden Oberbürgermeister-Wahl einig. Differenzen gab es allerdings bei der Frage, ob der Muezzin-Ruf zum Gebet der Muslime künftig jeden Freitag in Wuppertal erklingen sollte. Moderator Jade Madani stieß mit dem Anliegen bei Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) auf eine eher zurückhaltende Reaktion: „Darüber gilt es zu reden.“ Sein mutmaßlicher Hauptkonkurrent bei der OB-Wahl, Uwe Schneidewind, machte seine Bedenken deutlich: Der Muezzin-Ruf habe für die muslimischen Gemeinden in Corona-Zeiten eine „wichtige Symbolik“ gehabt, daher solle man lieber „sorgsam“ mit ihm umgehen und ihn nicht jede Woche erklingen lassen - auch um „nicht den falschen Kräften“ in die Hände zu spielen, sagte der gemeinsame Kandidat von CDU und Grünen.

Die Frage nach dem öffentlichen Muezzin-Ruf und der Berücksichtigung der Anliegen der muslimischen Gemeinden in Wuppertal war am Samstagabend ein Schwerpunkt der Diskussionsveranstaltung, zu der die Interessenvertretung der Wuppertaler Moscheen und die Beratungsgesellschaft Madani & Morgan ins Haus der Integration eingeladen hatten. Wegen der Corona-Auflagen durften nur gut 50 Gäste die Diskussion verfolgen, die übrigen konnten per Online-Übertragung die Veranstaltung anschauen.

Moderator Madani verwies darauf, dass der öffentliche Muezzin-Ruf für die Wuppertaler Muslime ein wichtiges Ereignis gewesen sei. Viele hätten das Gefühl gehabt: „Man respektiert unseren Glauben.“ Der parteilose OB-Kandidat Panagiotis Paschalis plädierte deshalb auch für den wöchentlichen Muezzin-Ruf. Mit der „gebotenen Rücksicht“ sollte es möglich sein, die muslimischen Gläubigen auf diese Weise zum Gebet zu rufen. In Wuppertal lebe eine „komplexe Gesellschaft“, deren Rechte zur Ausübung der Religion man ernst nehmen müsse.

Auch das Thema „Muslimischer Friedhof in Varresbeck“ stand auf der Agenda. FDP-Kandidat Marcel Hafke wurde als Landtagsabgeordneter nach den Fördermöglichkeiten durch das Land gefragt. Das sei „schwierig“, da das Vorhaben in der vorliegenden Form nicht förderfähig sei, betonte Hafke. Denkbar sei eine Förderung lediglich dann, wenn der geplante Friedhof als Projekt der Stadtentwicklung von der Stadt ausgewiesen werde. Dann könnten gegebenenfalls Gelder aus dem Bauministerium des Landes zur Verfügung gestellt werden.

Eine stärkere Einbindung der muslimischen Bürger in die Quartiersentwicklung oder in ehrenamtliche Projekte wurden von mehreren Teilnehmern als wünschenswert bezeichnet. Dazu gehörte auch das Thema „Moscheebau an der Gathe“. So begrüßte der Linken-Kandidat Bernhard Sander das Vorhaben und verwies darauf, dass die Muslime in Wuppertal bislang keinen Ort der Begegnung mit repräsentativem Charakter hätten. Die Kandidatin der Partei „Die Partei“, Mira Lehner, wandte dagegen ein, dass man bei den Planungen zum Bau der Moschee an der Gathe auch bedenken müsse, was dann mit dem Autonomen Zentrum (AZ) geschehen soll.

Mehr Diversität und kulturelle Vielfalt auch in der Stadtverwaltung – dieser Forderung schlossen sich die Kandidaten an. OB Mucke erklärte, auch eine Kopftuch tragende Muslima dürfe und könne gerne in der Stadtverwaltung arbeiten („Bewerben Sie sich!“).

Der Kandidat der Freien Wähler, Henrik Dahlmann, sprach sich dafür aus, weit oben in der Stadtverwaltung eine Stelle zu schaffen, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft einsetzt.