Wie ist die Idee zu „Kreative gegen Krebs“ entstanden?
Wohltätigkeit Konzert gegen Krebs mit Family 5 und Der Plan
Düsseldorf · Am 24. Oktober gibt es einen musikalisch besonderen Abend in der Nachtresidenz. Initiator Ralf Schwartz erzählt, wie die Idee dazu entstanden ist, was die Bands sich Einmaliges für das Konzert überlegt haben und was mit dem Erlös geschieht.
Ralf Schwartz: Ich hatte nie etwas mit Krebs oder anderen tödlichen Krankheiten in meinem Leben zu tun - bis Ende 2012. Da wurde bei mir Krebs diagnostiziert. Ich habe eine Stammzellen-Transplantation erhalten und deshalb acht Monate in der Uniklinik verbracht. Dabei habe ich einige Dinge gesehen, die mich verwirrt haben.
Welche Eindrücke waren das?
Schwartz: Wir haben definitiv eine Zwei-Klassen-Medizin. Es gibt Stellen und Phasen da erkennt man, dass der Staat kein Geld hat, um sterbenden oder schwer kranken Menschen ein gutes Umfeld zu bieten. Es gibt nicht genügend Pfleger, die Ärzte haben zu wenig Zeit, zum Teil sind Geräte veraltet oder kaputt.
Nur das überdurchschnittliche Engagement von Pflege und Ärzteschaft rettet unser individuelles Leben. Und: Wir geben Milliarden aus, um Krebs zu heilen, wenn er aufgetreten ist, statt krebserregende Stoffe zu vermeiden. Ich fürchte, Krebs ist auch ein Preis für unsere auf Billiges ausgelegte Lebensweise.
Was haben Sie daraus geschlussfolgert?
Schwartz: Wir müssen etwas gegen Krebs und vor allem für unsere Gesundheit tun. Und wir müssen unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft ändern. Wir müssen eine neue Form der Wertschätzung entwickeln und dürfen nicht länger den Profit in den Mittelpunkt unseres Strebens stellen.
Wie haben Sie das praktisch umgesetzt?
Schwartz: Meine Frau und ich haben Aktionen veranstaltet, um potentielle Stammzellenspender zu registrieren. Meine Frau hatte an der Kunstakademie hier studiert und es ist uns gelungen, die Verantwortlichen zu überzeugen, beim Rundgang ausnahmsweise eine Aktion durchführen zu dürfen. Ich habe immer in Agenturen gearbeitet, also haben wir es auch dort probiert, so ist „Kreative gegen Krebs“ entstanden. Der Gesamtverband der Kommunikationsagenturen veranstaltet immer ein großes Fußballturnier, da waren wir mit unseren Aktionen dabei. Dann stießen wir in Hamburg auf das Agency Band Aid, ein Konzert, das damals zugunsten von z.B. Obdachlosen stattfand. Wir wollten die Initiatoren für dieses Jahr für unsere Idee begeistern, leider gab es das Konzert 2019 nicht mehr. Aber wir konnten uns schnell mit der Ministry Group (originärer Initiator, Anm. d. Red.) einigen, die Konzerte mit der Zeit national aufzuziehen. Im Mai gab es ein Konzert in Hamburg, im Sommer in Frankfurt - und jetzt eben am 24. Oktober in Düsseldorf.
Wie ist der Kontakt zu den bekannten Bands, also Der Plan und Family 5, zustandegekommen?
Schwartz: Es gab hier die Ausstellung „Geschichte wird gemacht“ mit Fotos aus der Punkbewegung. In der Ausstellung haben Family 5 gespielt. Das habe ich verpasst und mich sehr geärgert, dass ich so blind war, das zu übersehen. Also habe ich die Menschen drumherum übers Internet angeschrieben und so Kontakt zu den Bands gekriegt.
Wie haben die reagiert?
Schwartz: Xao Seffcheque von Family 5 hat gleich gesagt, dass er sich sehr gut vorstellen kann, dabei zu sein. Auch Der Plan war in Null Komma nix dabei. Wir haben dann über einen Unplugged-Song gesprochen. Die Idee hat Family 5 so gut gefallen, dass sie beschlossen haben, das ganze Konzert unplugged zu spielen, weil sie das noch nie gemacht haben. Die Sache wird jetzt dadurch richtig schön rund, dass wir unsere Konzerte auch auf LP bringen.
Wie ist das mit Ihrem Einsatz gegen Krebs verbunden?
Schwartz: Beim Konzert gibt es die Möglichkeit, sich als möglicher Stammzellenspender registrieren zu lassen. Das geht ganz einfach: Man macht mit einem Wattestäbchen einen Wangenabstrich. Dieses Stäbchen wird dann ins Labor geschickt, um die Gewebemerkmale festzustellen und zu schauen, ob derjenige für einen Blutkrebspatienten als Spender in Betracht kommt. Außerdem verkaufen wir Bücher, das zur Ausstellung „Geschichte wird gemacht“ und „Keine Atempause“ von Sven-Andre Dreyer und Michael Wenzel. Der Erlös daraus, aus dem Ticketverkauf und aus dem Verkauf der LP kommt der Krebsgesellschaft NRW und der Knochenmarkspenderzentrale der Uniklinik zugute. Das wird eine Party for purpose. Das Positive und das Feiern stehen im Mittelpunkt, aber es geht eben auch um den guten Zweck.
Warum haben Sie sich für die Nachtresidenz entschieden?
Schwartz: Das fragen alle, vermutlich weil sie vor allem als Club bekannt ist. Die Nachtresidenz ist aber das, was man daraus macht. Die Räumlichkeiten sind genial: ein uraltes Kino mit einem riesigen Saal, das wird toll, da die Bands und die DJs (Jimmy Radant, früher Ratinger Hof, und Vinylprediger Haru Specks, Anm. d. Red.) zu erleben.