Gefängnis Düsseldorf Düsseldorf: Diakonie greift Gefängnis-Leitung an

Düsseldorf · Der Vorwurf: Projekte zur Resozialisierung und Haftverkürzung seien gestrichen worden. Die Leiterin der JVA weist die Vorwürfe zurück. War die Diakonie nur zu teuer?

Diakonie-Chef Thorsten Nolting kritisiert die JVA-Leitung.

Foto: Petra Warrass/Diakonie

Wird im Düsseldorfer Gefängnis an der Grenze zu Ratingen nicht mehr genug für die Resozialisierung der Häftlinge getan? So sieht es zumindest die Düsseldorfer Diakonie: „Was wir in den vergangenen Jahren an Einschränkungen bei der sozialen Arbeit erlebt haben, ist völlig unverständlich und nicht hinzunehmen“, kritisiert Diakoniepfarrer Thorsten Nolting die Leitung der Justizvollzugsanstalt.

So habe die JVA beispielsweise das 2013 angekündigte Familienprojekt nie mit der Diakonie gestartet. Dagegen sei  das Projekt Haftverkürzung, das der Evangelische Gefangenen-Fürsorge-Verein und die Kirche 1993 gemeinsam mit JVA  und dem Justizministerium entwickelt hatten, eingestellt worden, obwohl Mittel vom Land dafür vorhanden seien, so Nolting. Dabei haben Sozialarbeiter der Diakonie Inhaftierte bei der Abbezahlung von Geldstrafen unterstützt, wodurch Häftlinge früher hätten entlassen werden können. Dadurch seien zum Beispiel im Jahr 2017 mehr als 4000 Tage Haft verhindert und das Land habe mehr als 600 000 Euro gespart, sagt Carola Schüler, Leiterin der Gefangenenfürsorge bei der Diakonie. Sie findet zudem,  dass auch der staatliche Sozialdienst nicht genug Kontakt zu den Häftlingen habe. Durch Personalmangel fielen nach Berichten von Inhaftierten Gruppenangebote oder Sport aus.

Beate Peters, die Leiterin der Justizvollzuganstalt, hat gegenüber dem WDR und der NRZ die Kritik  zurückgewiesen. so habe man mit Hilfe der eigenen Sozialarbeiter 2019 in 135 Fällen Insassen vorzeitig entlassen können.  Es gehe im übrigen auch gar nicht darum, ob die JVA die Arbeit auch ohne die Diakonie leisten könne, so Peters. Vielmehr habe eine Dokumentation der Arbeit der Diakonie in der JVA durch den Landesrechnungshof ergeben, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht den Vorstellungen des Landes entsprochen hat. Sprich: Die Diakonie war offenbar zu teuer. Auch zweifelt Peters die von der Diakonie präsentierten Zahlen an. „Woher die 600 000 Euro Ersparnis durch 4000 verhinderte Hafttage kommen sollen, weiß ich nicht“, sagte sie der NRZ. A.S.