Krebspatienten werden schon während der OP bestrahlt
Das Marienhospital baut seine Strahlentherapie für 15 Millionen Euro inklusive Neubau aus.
Düsseldorf. Der Befund ist beunruhigend: Die Zahl der Krebserkrankungen in Nordrhein-Westfalen ist in den letzten zwei Jahren erheblich angestiegen, das Krebsregister NRW spricht von 100 000 Neuerkrankungen im Jahr.
Am Marienhospital will man der tückischen Zellkrankheit jetzt mit geballter Technik und interdisziplinärer Kompetenz noch wirkungsvoller begegnen. Wichtigste Neuerung an der Rochusstraße: der Ausbau der Strahlentherapie mit der Einführung von vier neuen Hochleistungs-Linear-Beschleunigern. Weil die nicht mehr in den alten, strahlensicheren „Bunker“ passen, entsteht ab Frühjahr 2012 ein zweigeschossiger Neubau auf dem Klinikareal. Der beinhaltet eine Strahlenambulanz sowie Parkplätze samt neuem Eingang an der Prinz-Georg-Straße. Insgesamt 15 Millionen Euro investiert der Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD).
Mit am häufigsten tritt der Brustkrebs auf — und die betroffenen Frauen werden immer jünger. „Die mit Abstand wichtigsten Komponenten der Behandlung sind die Operation und die Bestrahlung“, sagt Professor Werner Audretsch, der Chef des Brustzentrums. Deshalb ist die neue bildgestützte Bestrahlung mit den Superapparaten so wichtig. Denn wie stellte schon der legendäre kanadische Radiologe Harold E. Johns (1915-98) zur Tumorbekämpfung fest: „Wenn du ihn nicht siehst, kannst du ihn nicht treffen. Wenn du ihn nicht treffen kannst, kannst du ihn nicht heilen.“
Professor Karl Axel Hartmann, der Chef der Strahlentherapie am Marienhospital, freut sich natürlich am meisten über die teuren Anschaffungen: „Durch die genauere Bestrahlung beschleunigen wir die Heilung deutlich und schonen benachbarte Organe.“ Besonders viel versprechen sich die Ärzte von dem Exemplar, das im OP zum Direkteinsatz kommt. Audretsch: „Der Chirurg sieht bei der Operation am genauesten, wo der Tumor liegt. Es ist eine Riesenchance, wenn man ihn dann direkt bestrahlen kann. Insofern kann etwa eine Brustkrebsbehandlung auf 24 Stunden begrenzt werden, die sonst sechs Wochen gedauert hätte.“ Im OP-Saal, in dessen Boden vier Tonnen Blei zum Strahlenschutz liegen, dabei ist neben einem Physiker auch ein Pathologe, der mittels Mikroskop stets prüft, ob man an der genau richtigen Stelle operiert und bestrahlt.
Noch werden die Geräte der Firma „Intra-OP-Medical“ ausgetestet und eingestellt, ihr klinischer Einsatz beginnt wohl im März. Dann sollen auch Prostata-, Darm oder Lungentumore damit bekämpft werden. „Und natürlich setzen wir sie für alle, also auch für Kassenpatienten ein“, betont Karl Axel Hartmann.