Krupps-Chef: Anfangs lief der Punk auf Milch
Ende der 70er Jahre war Düsseldorf die Hauptstadt des Punk. Jürgen Engler, einer der Protagonisten, erinnert sich.
Düsseldorf. Ob Fehlfarben, ZK als Vorläufer-Band der Toten Hosen, Abwärts, DAF, Der Plan, Östro 430 und etliche andere — Ende der siebziger war Düsseldorf die Hauptstadt der Punk-Bewegung, die Konzerte im Ratinger Hof Legende. Einer der Protagonisten ist bis heute mit seiner Band „Die Krupps“ erfolgreich: Jürgen Engler, inzwischen 53 Jahre alt. Eine Foto-Ausstellung in der Bibabuze-Buchhandlung erinnert an die wilde Zeit. Die WZ schaute mit dem Gründer von Male, der ersten deutschen Punk—Band, zusammen mal vorbei.
Was empfinden Sie, wenn sie die alten Fotos sehen?
Jürgen Engler: Ich bin keiner, der der Vergangenheit nachhängt. Mir ist wichtig, was ich heute fühle. Ende Dezember 1976 haben wir Male gegründet. Damals gab es nichts. Das war etwas ganz Neues. Dann entwickelte sich die Szene. Wirklich geil waren aber nur die Jahre bis 1980. Danach kam die Manta-Fahrer-Fraktion in den Ratinger Hof. Und alles veränderte sich.
Mit jeder Menge „Sex and Drugs ans Rock’n Roll“?
Engler: Nein, ganz im Gegenteil. Campino, Peter Hein von den Fehlfarben und ich haben damals gar keinen Alkohol getrunken und auch keine anderen Drogen genommen. Ich bin bis heute dabei geblieben, die anderen nicht. Campino hatte sogar einen „I-drink-milk-Badge“ („Ich trinke Milch“). Den hat er mir 2002 bei einem Festival mit Male geschenkt. Er meinte, ich habe den wirklich verdient.
Was ist aus der Szene von der Ratinger geworden?
Engler: Das war damals ein relativ kleines kreatives Grüppchen. Wir haben uns entschieden, Düsseldorf zu verlassen. Mit den Krupps spielen wir heute weiter weltweit, die anderen sind eben geblieben. Ich wohne inzwischen in Austin (Texas) und bekomme nicht mehr viel mit. Ich hatte sogar keine Ahnung, dass die Hosen mit „Tage wie diese“ so erfolgreich waren, obwohl mich Campino immer mit neuem Material versorgt. Mein Lieblingssong der Hosen bleibt „1000 gute Gründe“.
Zwei Fotos von Ihnen sind in der Ausstellung zu sehen. Was fällt Ihnen dazu ein?
Engler: Ein Bild zeigt das erste Stahlophon, das ich für die Krupps gebaut habe. Inspiriert wurde ich dau von einem Jazz-Musik im Fernsehen, der auf seinem Xylofon spielte. Das waren einfach hohle Metall-Rohre. Am Ende der Konzerte waren alle Instrumente nur noch Schrott. Den haben wir dann ins Publikum geworfen und alle konnten mitspielen.
Haben Sie noch viele Kontakte zur Heimat?
Engler: Ich war jetzt sechs oder sieben Jahre nicht mehr hier. Es hat sich sehr viel verändert, überall wird gebaut. Als Bilker ist mir sofort aufgefallen, dass Auto Becker nicht mehr da ist. Aber andere Dinge haben sich nicht verändert. Ich war im Eiscafé Unbehauen, habe eine Pizza bei Rialto in der Altstadt gegessen und mein Lieblings-Grieche Costa an der Aachener Straße ist auch noch da. Leider macht der gerade Betriebsferien.
Warum spielt ihr so selten in Düsseldorf?
Engler: In den letzten Jahren waren wir in Köln und Krefeld. Die Angebote waren einfach besser. Jetzt sind wir zwischen unserer England- und der Skandinavien-Tournee kurz hier. Am Sonntagabend spielen wir einen ’Secret-Gig’ im Haus der Jugend an der Lacombletstraße, der nicht geplant war. Ich bin mal gespannt, wer kommt.