Düsseldorf Ausstellung: Malerin Pia Fries knetet und kämmt Farben
Malerin mit Schweizer Wurzeln stellt in den Räumen der Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung aus.
Düsseldorf. Wenn ein Künstler eine Ausstellung in Düsseldorf verdient hat, dann ist es Pia Fries (62). Seit 36 Jahren lebt die Schweizerin am Rhein, ist Meisterschülerin von Gerhard Richter und Mitorganisatorin des Gastateliers am Höherweg. Sie unterrichtet an der Kunstakademie in München, hat aber ihren Lebensmittelpunkt in Düsseldorf. Sie erhält eine wunderschöne Ausstellung in den lichten Räumen der Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung auf Einladung des Kuratoriums unter Esther Schulhoff-Wilmes. Wie sehr sie sich über die Einladung zu dieser Ausstellung freut, zeigt sich darin, dass sie erstmals ihre Serie „Weisswirt und Maserzug“ vorstellt und sogar noch Kleinformate extra für die Räume des Privatmuseums geschaffen hat.
Der Titel der Ausstellung, „Weisswirt & Maserzug“, gibt Rätsel auf, die sich aus ihrem Sprachschatz an konkreter Dichtung erklären lassen. Im Klartext will sie damit sagen, wie wichtig ihr das Weiß auf dem hölzernen Untergrund ist. Als literarisch und philosophisch gebildete Frau, die an der Akademie auch philosophische und literarische Vorlesungen besucht hat, spricht sie vom „Grund als Beweggrund und Untergrund“. Das erscheint logisch und unlogisch zugleich, wie alles bei ihr.
Bevor sie in die Malereiklasse zu Gerhard Richter ging, studierte sie Bildhauerei in Luzern. Noch heute malt sie nicht in einem Schwung, sondern baut ihre Bilder. Da ist zunächst das Holz, das sie mit Gesso mehrfach grundiert, um den Kreidegrund zu schleifen und neu aufzutragen. Ziel ist eine ganz plane Fläche. Die braucht sie für ihren malerischen Prozess.
Sie klebt auf die plane Fläche Siebdrucke mit Motiven von Wäldern, Ästen und grobporigen, pflanzlichen Röhrensystemen. Erst dann benutzt sie die Tube, schiebt die Farbe, legt Bänder über die Farbpaste, lässt die Farbe laufen, um ihr im nächsten Moment Stolpersteine, Hindernisse, Arretierungen entgegenzuhalten. Früher hat sie die Farbe wie Erdklumpen auf die Flächen geworfen, jetzt setzt sie sie um Leerstellen herum. Die Komposition wirkt dadurch, als sei die Farbmasse in eine Zentrifuge gelegt, aus der sie herausgeschleudert wird. Die leere Fläche aber lässt sie offen, damit der Betrachter seine eigenen Vorstellungen einbringt. „Die Schönheit bekommt man nicht umsonst. An der Schönheit muss man wie an der Liebe arbeiten“, sagt sie. Sie benutzt dazu Pinsel, Pinselstiel, Spachtel, Kamm oder Model. Sie knetet, schlägt, gießt, wischt und traktiert die Farbe. Wenn es sein muss, drückt sie sie auch durch ein Sieb.
Das Einzige, was sie mit ihrem Lehrer Gerhard Richter verbindet, ist die Distanz. Was sie von ihm unterscheidet, ist dieser Hindernislauf. „Das Disparate ist mir wichtig. Die Kunstwelt ist kein illusionäres, geschöntes Schlaraffenland“, sagt sie. Dass dennoch plötzlich ein Champagnergelb wie von Velazquez oder ein Violett wie von James Ensor hervorspringt, ist nicht nur Zufall.