Ausstellung: Wilps Witwe erinnert sich

Viele Werke des Künstlers und Weltraum-Fans sind im Medienhafen zu sehen.

Da hängen sie also, die Musterbeispiele deutscher Werbung. Hier die bunte "Sexy-Mini-Super-Flower-Pop-op-Cola", dort die Fotos bierbäuchiger Männer, die Isenbeck-Gerstensaft mit dem Slogan "4 Mal 0,8 Promille - Biergenuss ohne Reue" in der ganzen Welt begehrt machte. Dazwischen blickt Joseph Beuys den Besuchern fest in die Augen, schwebt "Spacy Lucy" und streckt Yves Klein seine blaue Hand entgegen. Sie alle sind der Phantasie und Kreativität eines Mannes entsprungen, dem der Epson-Kulturbetrieb im Medienhafen seine erste Ausstellung widmet: Charles Wilp.

An den 2005 verstorbenen Werbemann, Fotografen, Kurzfilmregisseur, Künstler und selbst ernannten "ARTronauten" aus Düsseldorf erinnert sich vor allem dessen Witwe Ingrid Schmidt-Winkeler. Sie steht inmitten all jener Bilder, und zu jedem der Werke kann sie Anekdoten erzählen. "Zu Lebzeiten hat man ihn nicht verstanden", bedauert die Frau mit den dunklen Haaren und der markanten Brille. Heute wird Wilp für seine innovativen Werbekampagnen bewundert.

"Mit einem Feuerwehrwagen voller Bierflaschen ist Charles damals selbst nach Russland gefahren", sagt Schmidt-Winkeler und lacht, als sie die Isenbeck-Werbefotos betrachtet. "Und da hinten", sie deutet auf ein weiteres Foto, "da hat ihn Joseph Beuys in Kenia besucht." Wilp zeigt den Aktionskünstler - braungebrannt und ohne den obligatorischen Hut - von einer ganz anderen, sehr privaten Seite.

Einen Schritt weiter wartet die "Mona Lisa des 20. Jahrhunderts", der so Schmidt-Winkeler "meist kopierte Akt der Welt". Er zeigt eine Frau, deren langes Haar schwerelos über den Rücken zu fliegen scheint. Schwerelos. Das war der Zustand den Wilp anstrebte. In den 90er Jahren entdeckte der Weltraum-Fan auch künstlerisch seine Faszination für Reisen ins All, die im Grunde sein gesamtes Schaffen prägen.

Vita Charles Wilp wurde 1932 in Berlin geboren. Er studierte Synästhesie, Publizistik, Kunst und Wirkungspsychologie und war Schüler des Fotografen Man Ray in New York. Er entwickelte Kampagnen für Puschkin, Pirelli oder Volkswagen (Käfer-Slogan: "Und läuft..."). Wilp starb 2005.

Werke Die Ausstellung "Charles Wilp: 777 (777)" ist bis zum 29.April im neuen Epson Kunstbetrieb, Kaistraße 7-9, zu sehen. Öffnungszeiten: mi. bis fr., 14 bis 20Uhr; sa. und so., 14 bis 18 Uhr.