Ausstellungen: Ein Rundkurs für die Kunst
Sechs Galerien sind in Flingern gemeinsam in die neue Saison gestartet — mit einer Mischung aus Kultur und Partystimmung.
Düsseldorf. Flingern ist immer für einen neuen Trend gut. Was alles möglich ist, wenn die kreativen Köpfe aus dem Viertel an einem Strang ziehen, zeigt die gemeinsame Saisoneröffnung von sechs Galerien. Nur drei Stunden brauchten Künstler, Sammler und Liebhaber am Freitagabend, um der Szene zu zeigen: Hier braut sich etwas zusammen, das weit über den Kunststandort Düsseldorf hinaus strahlt.
Es war, als würden die Galeristen einmal kurz ihre Muskeln aufblitzen lassen. Sechs Ausstellungen von Künstlern mit nationalem und internationalem Rang sollten Eindruck schinden. Das alles auf einem Rundkurs von nicht einmal zwei Kilometern, der Weg bis zur nächsten Galerie nie weiter als ein paar Minuten zu Fuß entfernt. Eindrucksvoll sind die Galerien in Flingern in die neue Kunstsaison gestartet.
So eindrucksvoll, wie das Werk von Charlotte Posenenske. Die raumgreifenden Installationen, Vierkantrohre und Faltungen, allesamt Nachbauten, erinnern an die 1985 verstorbene Künstlerin.
„Es ist eine besondere Spielart der Minimal Art, die es so in Deutschland noch nicht gab“, sagt Thomas Rieger, Kurator der Ausstellung. Kein Zufall, dass die Konrad Fischer Galerie Posenenske eine Retrospektive widmet. Bereits 1967, ein Jahr bevor sie freiwillig das Künstlerdasein an den Nagel hängte, stellte die Galerie die Künstlerin auf dem Höhepunkt ihres Schaffens aus.
Ein Spaziergang durch die Nachtluft über den Hermannplatz reicht, um in der Galerie Conrads vor den Werken von Paul Pretzer zu stehen. Pretzer ist so etwas wie ein Shooting Star in der Kunstszene, seine Bilder, thematisch irgendwo zwischen Zynismus und Groteske angesiedelt, kommen beim Publikum an.
Galeristin Helga Weckop-Conrads gibt zu, sich den jungen Künstler extra für die heutige Veranstaltung aufgespart zu haben. „Aber es gibt auch in den anderen Galerien richtige Entdeckungen, das Angebot ist höchst unterschiedlich. Und für das Düsseldorfer Stadtleben wird die Reihe offenbar auch als Bereicherung empfunden“, sagt sie mit Blick auf die Besucher, die sich im ehemaligen Postgebäude an der Lindenstraße drängen.
Gleich nebenan, bei Schönewald Fine Arts, treffen Kunst und harte Realität im ehemaligen Arbeiterstadtteil aufeinander. Wie Pfeile, die durch die Luft schießen, zerschneiden Otto Bolls Skulpturen die Räume einer stillgelegten Fabrik. Die Kunst ist hochpreisig, die Stimmung feierlich, das Publikum gesetzt, der Prosecco perlt in den Gläsern.
Ein paar Ecken weiter, in der Petra Rinck Galerie an der Ackerstraße, trinkt man Flaschenbier und feiert sich selbst und das Leben. Die Bilder von Mani Hammer, eigentlich kleine, neonfarbene Bildfetzen, sind so schrill wie das Publikum. Unterschiedlicher könnten die Besucher der Galerien-Eröffnung kaum sein: Feierlicher Ernst und der Wille zum Geschäftsabschluss auf der einen, Hedonismus gepaart mit guter Laune auf der anderen Seite.
Die erfreulichste Beobachtung zum Saisonstart ist aber: So unterschiedlich wie die Szene auch ist, sie vernetzt sich, schottet sich nicht ab. Schwärme von Kunstinteressierten treffen immer wieder aufeinander, vor Galerien, auf Eröffnungspartys, an Straßenkreuzungen. Kaum ein Grüppchen, das den Abend in der gleichen Konstellation in den Kneipen ausklingen lässt, in der es ihn angefangen hat. Die Kunst ist endgültig in Flingern angekommen.