Bernd Becher aus der Sicht der Nachwelt: Freund und Vorbild

Die Schüler über den großen Lehrer. Seine berühmtesten Schüler äußern sich so: Thomas Ruff nennt ihn eine "Respektperson, auch wenn man mit ihm befreundet war. Er hielt keine Kolloquien oder Klassentreffen ab."

Düsseldorf. Nach dem Tod von Bernd Becher würdigen Kollegen und ehemalige Schüler den Fotografen, der mit seiner Frau Hilla unser Augenmerk auf die beinahe schon vergangene Industriekultur gelenkt hat und zugleich die Düsseldorfer Schule der Fotografie zur Weltgeltung geführt hat.

Armin Zweite, Chef der Kunstsammlung, lobt ihn als den "vielleicht einflussreichsten und bedeutendsten Lehrer an der Kunstakademie nach dem Krieg". In der Tat machte er "Schule" wie kein anderer Lehrer. Seine berühmtesten Schüler äußern sich so: Thomas Ruff nennt ihn eine "Respektperson, auch wenn man mit ihm befreundet war. Er hielt keine Kolloquien oder Klassentreffen ab."

Andreas Gursky beschreibt seinen unkonventionellen Lehr-Stil, der darin bestand, der eigenen Arbeit "absolute Priorität" einzuräumen. Meisterschüler wie Thomas Struth, Candida Höfer und Axel Hütte genießen gleichfalls einen internationalen Ruf. Was er ihnen mit auf den Weg gab, war ein Ethos, eine Haltung. "Sich selbst in die Pflicht zu nehmen und nicht einfach schöne Bilder zu machen", war seine Devise.

Becher hat früher erzählt, wie die jungen Leute zu ihm nach Hause in die Einbrunger Mühle kamen: "Sie haben um den Tisch herum gesessen und geguckt. Und Hilla hat etwas zum Essen gemacht. Es war eine Form von Geselligkeit. Sie sind auch mitgefahren ins Ruhrgebiet. Sie haben gesehen, wie wir arbeiten. Sie haben uns auch manchmal geholfen, wenn es zu kompliziert war."

Hilla und Bernd Becher nahmen Studenten auch in ihrem roten Bulli mit auf Reisen, schleppten mit ihnen die Leitern und die Kamera-Ausrüstung auf die Schornsteine.

Er sagte über derlei Exkursionen: "Es war kompliziert. Wer da runterfällt, wäre nicht so leicht zu ersetzen. Das waren ja wertvolle Schüler."

Das Bestechende an diesem "herausragenden Oeuvre" ist für Armin Zweite die innere Notwendigkeit, mit der Becher den Spuren der Montanindustrie nachgegangen ist: "Er liebte rigide Formprinzipien. Dieser Purismus, diese Nüchternheit und Sachlichkeit sind etwas Besonderes in einer Zeit, wo der schnelle Wechsel, das große Format, die Sensation, die Eroberung neuer Perspektiven zählen."

Nach dem Tode von Bernd Becher steht Düsseldorf nicht mit leeren Händen da. Nach Auskunft von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe gab es 2004 eine größere Schenkung an die Stiftung museum kunst palast.

Lohe spricht von 57 Arbeiten. "Die Bechers vermachten Düsseldorf einen Querschnitt ihres Werkes, sie fühlten sich der Stadt sehr verbunden." Die Kunstsammlung besitzt sechs Typologien und drei Einzelfotos.

Die Beerdigung findet im kleinsten Kreis in Düsseldorf statt. Der Sohn Max und seine Frau, beides berühmte Fotokünstler in Amerika, sind bereits in Düsseldorf eingetroffen.