Brall verlässt das Görres-Gymnasium: Schlussakkord mit Dissonanz
Düsseldorfs berühmtester Musiklehrer, Ulrich Brall, verlässt das Görres — unfreiwillig.
Düsseldorf. 42 Jahre lang war er Musiklehrer am Görres-Gymnasium, mehr noch: Er stellt eine Institution dar. Ulrich Brall machte nicht nur Unterricht, er dirigierte auch Chor und Orchester der Schule und unternahm mit den Schülern Konzertreisen. Düsseldorfer Musikliebhabern war er vor allem ein Begriff durch die Chor-Orchester-Konzerte beim Düsseldorf Festival! (früher Altstadtherbst) in Andreaskirche und Tonhalle.
Als Chorleiter ist Brall beim Musikfestival wieder zu erleben — als Lehrer künftig nicht mehr. Darüber ist er verärgert: „Die Schulleitung hat der Schüler- und Elternschaft und mir zugesichert, bis Juli 2013 weiter machen zu können wie bisher“, sagt Ulrich Brall auf WZ-Anfrage.
Dann aber teilte ihm ein Brief der Bezirksregierung mit, das Görres-Gymnasium sehe für seine Tätigkeit keinen weiteren Bedarf. „Dieses Schreiben fußte auf Informationen durch die Schulleitung, und so ein Verhalten finde ich unaufrichtig“, sagt Brall. Dazu muss man wissen, dass er bereits 67 Jahre alt ist und seine Beschäftigung an der Schule zuletzt nur noch auf jeweils ein Jahr befristete Sonderverträge fußte. Er wusste, dass seine Chefin einen Nachfolger suchte.
Brall, dessen Unterrichtsstil nicht nur als anspruchsvoll, sondern auch autoritär galt, fährt auch jetzt keinen Schmusekurs. „Ich habe mir schriftlich eine Verabschiedungszeremonie mit dieser Schulleiterin verbeten“, grantelt Brall. Auf Rituale einer Beerdigung 1. Klasse könne er verzichten. Das wäre seitens der Schule ohnehin nichts weiter als eine kosmetische Aufbesserung des eigenen Images.
Aus dem Düsseldorfer Musikleben will er sich aber keineswegs verabschieden, will weiterhin den Chor der Andreaskirche, der zu einem großen Teil aus Görres-Schülern besteht, leiten und auch Konzertreisen organisieren.
Schulleiterin Christine Leithäuser betonte im WZ-Gespräch, wie hoch sie die Leistung Bralls für das Görres-Gymnasium achte. „Er ist ein unendlich engagierter Musiker, dessen Ansporn es war, eine kulturelle Ausbildung mit Freude am Gesang zu verbinden. Es war sehr schwer, einen adäquaten Nachfolger zu finden.“ In dem jungen Kirchenmusiker und Pianisten Mathias Staut sei nun ein hoch qualifizierter neuer Kollege gewonnen worden. „Möglicherweise war Herr Brall überrascht, dass wir jemanden gefunden haben.“