Brodski-Zwillinge: „Musik ist für uns eine Muttersprache“
Michael und Alexander Brodski sind eineiige Zwillinge. Sie verbindet ihre musikalische und naturwissenschaftliche Begabung.
Düsseldorf. Sie wirken künstlerisch sensibel, auch selbstbewusst, adrett und mit den längeren gewellten Haaren durchaus lässig, die eineiigen Musiker-Zwillinge Michael und Alexander Brodski. Im Alter von 13 Jahren kamen sie mit ihren Eltern von Moskau nach Düsseldorf, heute sind sie 25 Jahre alt.
An der renommierten Moskauer Gnessin-Musikakademie hatten sie bereits Violine studiert und wollten professionelle Musiker werden. Dann jedoch setzten sich weitere Begabungen durch — und zwar naturwissenschaftlicher Art: Heute studiert Michael Physik in Aachen, Alexander Medizin in Düsseldorf. Bei der Musik jedoch sind sie geblieben.
„Man bleibt Musiker auf einem gewissen Niveau“, sagt Alexander, der mit seinem Bruder seit drei Jahren im Düsseldorfer Kammer-Ensemble „Das Orchesterchen“ musiziert, einer sechsköpfigen Musikgruppe bestehend aus den beiden Geigern sowie einem Pianisten, einer Saxofonistin, Saxofonistin und Sprecherin für Rezitationen.
Das Geigespielen lernten sie hauptsächlich vom Vater, Vladimir Brodski, der zudem noch Klavier spielt. Der Unterricht beim Vater sei durchaus streng gewesen, sagt Michael. „Wir mussten viel üben. Da kannte er kein Pardon.“ Und auch wenn sie heute beide bekräftigen, das intensive Training nicht missen zu wollen, sagen sie: Es war eine harte Zeit. „Das Lob meines Vaters ist für mich bis heute das höchste“, sagt Michael.
Im Elternhaus habe man die Hausmusik gepflegt, sagt Alexander. „Das waren aber keine Rituale, es entstand ganz spontan, wenn Freunde meiner Eltern ihre Instrumente mitbrachten.“ Immer sei Musik im Haus gewesen. „Musik ist für uns eine Muttersprache.“
Musik machten die Zwillinge auch schon im Schulorchester des Goethe-Gymnasiums, wo sie ihr Abitur absolvierten. „Ab und zu haben wir das Orchester sogar dirigiert“, erzählt Michael. Und natürlich spielen die Brüder heute im jeweiligen Uni-Orchester. Dazu noch ihr Mitwirken im Düsseldorfer „Orchesterchen“ — das kostet Zeit. „Vor Konzerten proben wir dreimal pro Woche“, sagt Alexander.
Dem Lernen fürs naturwissenschaftliche Studium habe das keinen Abbruch getan — im Gegenteil: „Durch das Geigespielen kommt das Gleichgewicht zurück“, sagt Michael, der seinen Doktor im komplizierten Bereich der Teilchen-Physik macht. „Wenn mal eine Rechnung nicht klappt, hilft es, zum Instrument zu greifen.“ Viele Physiker würden Musik machen. „Einer meiner Professoren spielt auch Violine.“ Medizin und Musik würden gut zusammenpassen, ergänzt Alexander. „Die Feinmotorik fürs Violinspiel ist auch gut für chirurgische Handgriffe.“