Buchautor Klas Ewert Everwyn: Immermann und die Tafelrunde

In der Lesereihe der Zentralbibliothek stellte Everwyn sein neues Buch vor.

Düsseldorf. Christian Dietrich Grabbe, der Dichter mit der zerrissenen Seele, hat es Klas Ewert Everwyn angetan. Nur 35 Jahre alt ist der Schriftsteller geworden, der neben Georg Büchner als bedeutendster Erneuerer des deutschsprachigen Theaters gilt.

Über ihn wollte Everwyn eigentlich schreiben, über die Träume des körperlich verunstalteten Menschen von der Schauspielerei, dessen exzessive Alkoholsucht und den damit verbundenen Stimmungsschwankungen. Doch dann kam die gut gemeinte Anregung, sich doch übergreifend Immermanns Tafelrunde zu widmen. Das Ergebnis mit eben diesem Titel stellte Everwyn nun in der Zentralbibliothek vor.

Von 1834 bis 1837 war Carl Leberecht Immermann Leiter und Erneuerer des Düsseldorfer Stadttheaters. Er holte Grabbe an seine Bühne, knüpfte aber auch Kontakte zu Felix Mendelssohn-Bartholdy, der für kurze Zeit Generalmusikdirektor war, und dem Leiter der Kunstakademie Friedrich Wilhelm Schadow samt dessen Schülern.

Rund 30 000 Einwohner hatte das Städtchen an der Düssel damals, und darunter waren überproportional viele Künstler. Maler und Musiker, die sich nicht nur in den Künstlerkneipen wie dem „Drachenfels“ an der Rheinstraße einfanden, sondern auch auf Gut Collenbach bei Pempelfort, wo die Gräfin Elisa von Ahlefeldt residierte, Immermanns Geliebte.

Nach dem Beispiel der Berliner und Pariser Salons unterhielt sie einen Zirkel mit allen Geistes- und Künstlergrößen der Stadt — eben Immermanns Tafelrunde. Eine wahrlich illustre Gesellschaft, zu der auch die Musiker Norbert Burgmüller und Louis Spohr zählten sowie die Maler Eduard Bendemann und Carl Friedrich Lessing.

Darüber hätte man gerne mehr erfahren. Doch Everwyn bleibt bei der titelgebenden Tafelrunde unbefriedigend akademisch, zum Beispiel wenn er diese zusammenhanglos über Vormärzgedanken diskutieren lässt.

Am lebendigsten ist er, wenn er in die Kneipenszene am Hafen eintaucht, die gemeinschaftlichen Saufgelage von Grabbe und Burgmüller schildert und die Sorgen, die sich Burgmüllers Mentoren um dessen angeschlagene Gesundheit machen. Auch Immermanns und Mendelssohns Widerwillen gegen eben jene Gelage sind köstlich vom Autor in Szene gesetzt. Dafür gab es viel Applaus bei den reichlich erschienenen Zuhörern.