Spielzeiteröffnung im Tanzhaus NRW Tanzhaus widmet sich Geschichtsschreibung

Düsseldorf · Das Festival „Volume Up“ im Tanzhaus beschäftigt sich mit Geschichtsschreibung.

Eine Szene aus Ligia Lewis’ Choreografie „Still Not still“.

Foto: Moritz Freudenberg/Tanzhaus

Der Frage, wie Geschichtsschreibung unser Wissen und Denken beeinflusst, geht das Festival „Volume Up“ des Tanzhauses NRW nach. Es stellt zugleich die Spielzeiteröffnung 2021/2022 dar und findet vom 6. bis 22. August statt. 

Wie wird Geschichte geschrieben? Was passiert mit Geschichte, die ausgeblendet wird oder es nicht ins kollektive Geschichtsbewusstsein schafft oder sogar unterdrückt wird? Eine hochspannende Thematik, schaut man sich die Fälle von Geschichtsrevision der Menschheit an, die paradoxerweise später selbst in die Geschichte eingehen sollten. Ursprünglich als Veranstaltungsreihe geplant, hat sich das Projekt zu einem dreiwöchigen Festival entwickelt und wartet mit künstlerischen Performances, Workshops und DJ-Sessions auf.

Unter anderem treten wie Venuri Perera, Panaibra Gabriel Canda und Faustin Linyekula auf und begeben sich auf die Suche nach ungehörten Geschichten. „Volume Up“ verleiht somit jenen eine laute Stimme, die auf Perspektiven jenseits mitteleuropäischer Wissensformen aufmerksam machen möchten. Den Auftakt bildet die Uraufführung von „Still Not Still“, eine choreografische Komposition von Kuratorin Ligia Lewis. Die ehemalige Tanzkünstlerin am Tanzhaus wurde kürzlich mit der Tabori-Auszeichnung geehrt und beschäftigt sich in ihrem Stück mit dem Ausschluss nicht-weißer Menschen aus der Geschichtsschreibung.

Weitere Highlights stellen Sorour Darabis Soloperformance „Savusun“, die sich mit kollektiven Trauerzeremonien der Schiiten auseinandersetzt, und Faustin Linyekulas „Statue of Loss“ dar, eine Suche nach Erinnerungen an die kongolesischen Soldaten, die für Belgien in den Ersten Weltkrieg zogen.

Die konzeptionelle Künstlerin Nathalie Anguezomo Mba Bikoro analysiert in ihrer Performance die Prozesse von Macht und Fiktion in Archiven, die sich kritisch mit Migrationsfragen befassen, während Panaibra Gabriel Canda nach der Verbindung zwischen dem Selbst und der Projektion eines weiteren Ichs sucht. Zwoisy Mears-Clarkes Performance „Geneigter“ nimmt sich der kolonialen Vergangenheit Deutschlands und der Verbrechen in Namibia an.

Neben diesen Beiträgen stehen noch weitere Workshops, Gespräche auf dem Programm. Mijke Harmsen, Kuratorin und Dramaturgin am Tanzhaus NRW: „Hier treffen künstlerische Positionen direkt aufeinander, und alle kommen in einen Austausch – Publikum, Workshop-Teilnehmende und Künstlerinnen.“ Eine Fortsetzung in 2022 ist beschlossen. „Volume Up“ geht bis 22. August.